Nordkirche feiert zehnten Geburtstag im Ratzeburger Dom
Rund 400 Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft haben am Pfingstmontag an einem Gottesdienst und anschließenden Festakt in Ratzeburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) teilgenommen.
Dass die Jubiläumsfeier in Ratzeburg stattfand, ist kein Zufall. Der Ort liegt an der Grenze zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern und hier schlossen sich im Jahr 2012 die Mecklenburger Landeskirche mit der Nordelbischen und der Pommerschen Kirche zusammen.
Zum Festgottesdienst im Ratzeburger Dom sagte die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, Freude und Dankbarkeit für den bisher zurückgelegten Weg stünden im Mittelpunkt des Festakts. Zur Gründung vor zehn Jahren erhielten alle Gemeinden der Nordkirche einen Baum, zum Jubiläum wurden Pfingstrosen an alle Gemeinden verschickt. "Möge viel Gutes weiter blühen und weiterwachsen", so Kühnbaum-Schmidt. Dass so viele Gäste gekommen sind, sei auch ein Ausdruck der Verbundenheit.
"Nordkirche ist ein mutiges Projekt"
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, nannte die Gründung der Nordkirche in einem schriftlichen Grußwort ein "mutiges Projekt", das sich seit zehn Jahren bewähre. "Es zeigt, dass sich Strukturveränderungen und die Anpassung an den demografischen Wandel beherzt angehen, aktiv steuern und positiv gestalten lassen", so Kurschus.
Landespolitiker betonen Wert der Nordkirche
Neben Bischöfen unter anderem aus Schweden, Großbritannien und Tansania nahmen auch Vertreterinnen und Vertreter der Landesregierungen aus Kiel, Schwerin und Hamburg am Festgottesdienst teil. Schleswig-Holsteins Kulturministerin Karin Prien (CDU) wünschte der Nordkirche "Mut und Kraft, die vielen bereits bestehenden Ansätze, Kirche attraktiv zu gestalten, erfolgreich umzusetzen."
"Dieser Zusammenschluss stiftet neue, norddeutsche Identität", sagte Kulturstaatssekretärin Susanne Bowen in Vertretung von Mecklenburg-Vorpommerns Wissenschaftsministerin Bettina Martin (SPD). Die Nordkirche sei eine wichtige Stütze des gesellschaftlichen Wertesystems. "Wir erleben gerade, dass Einigkeit, Frieden, Freiheit, Demokratie und Solidarität nicht selbstverständlich sind."
Lob für "Religionsunterricht für alle" in Hamburg
Der Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD) begrüßte "den Mut und die Tatkraft, mit der die Nordkirche den Blick nach vorne richtete". Gemeinsam mit anderen Religionsgemeinschaften habe sie den Religionsunterricht für alle zu einem bundesweit bestaunten Markenzeichen des Hamburger Schulwesens gemacht.
Nordkirche hat seit Gründung rund 500.000 Mitglieder verloren
Hatte die Nordkirche in ihrem Gründungsjahr 2012 noch rund 2,4 Millionen Gemeindemitglieder, waren es im April letzten Jahres nur noch rund 1,9 Millionen Mitglieder. Umgerechnet auf die Bevölkerung im Kirchengebiet waren vor zehn Jahren noch rund 39 Prozent der Menschen Mitglied der Nordkirche, inzwischen sind es nur noch rund 29 Prozent.
Zur Nordkirche gehören aktuell 920 Kirchengemeinden in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. Einige Gemeinden liegen auch in Brandenburg und Niedersachsen.