Mehr Öl aus dem Watt? SH erwägt höhere Fördermenge
Schleswig-Holsteins Umweltminister Goldschmidt will mit kurzfristig höheren Fördermengen der Ölplattform Mittelplate die Energieversorgung stabilisieren. Das knüpft er aber an Bedingungen. Umweltverbände reagieren skeptisch auf den Vorschlag.
Mitten im Nationalpark Wattenmeer steht die Ölplattform Mittelplate. Dort werden täglich rund 3.000 Tonnen Öl gefördert. Bald könnte es mehr werden. Der schleswig-holsteinische Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) hält eine vorübergehende Erhöhung der Fördermenge trotz der damit verbundenen ökologischen Belastungen für akzeptabel.
Höhere Fördermenge und früheres Betriebsende
Das zusätzlich gewonnene Erdöl soll dabei helfen, die Energieversorgung in Deutschland zu sichern und unabhängiger zu gestalten. "Unter der Voraussetzung eines vorgezogenen Betriebsendes halte ich eine geringfügige, aber spürbare Erhöhung in der aktuellen Lage für vertretbar", sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
Die Grünen streben dafür an, die Ölplattform im Wattenmeer drei Jahre früher abzubauen als bislang vorgesehen. Die gültige Betriebserlaubnis von Mittelplate endet nach jetzigem Stand 2041. Das vorgezogene Ende wäre dann schon im Jahr 2038.
Plattformbetreiber will schnellen Dialog
Bei der Betreibergesellschaft der Ölplattform, der Wintershall Dea AG, trifft der Vorschlag des Umweltministers auf offene Ohren. Konkret gehe es um die Förderung aus dem südlichsten Teil der bekannten Öllagerstätte Mittelplate. Nach Unternehmensangaben lagern dort zwei Millionen Tonnen Öl.
"Wir möchten möglichst schnell in den Dialog mit der neuen Landesregierung eintreten, um gemeinsam über diese Perspektive für die heimische Erdölförderung abzustimmen", teilte ein Sprecher schriftlich mit. Um die Fördermenge zu erhöhen, seien außerdem erhebliche Investitionen nötig. Wintershall Dea spricht von mehr als 100 Millionen Euro. Die Fördermenge könnte dann frühestens 2025 erhöht werden.
NABU: "Naturschutz spielt erneut untergeordnete Rolle"
Der Naturschutzbund in Schleswig-Holstein (NABU) würde ein früheres Betriebsende der Ölplattform auf der Sandbank Mittelplate grundsätzlich begrüßen. Allerdings meldet der Landessprecher Ingo Ludwichowski auch Zweifel an. "Wir haben häufig erlebt, dass dort Zusagen nicht eingehalten worden sind. Von daher haben wir eine grundsätzliche Skepsis, dass nach einem vorgezogenen Betriebsende trotzdem weiter versucht wird, dort zu fördern."
So hätte man in der Vergangenheit bereits massiv eingegriffen, um bestimmte Bereiche für die Ölplattform zu sichern, meint der NABU. Dabei sei es zu Abweichungen gekommen, die nicht verabredet waren. Hinzu kommt laut Ludwichowski, dass der Anteil den Mittelplate an der Ölförderung leiste nach wie vor verschwindend gering sei. "Von daher halten wir es in der Abwägung für nicht gerechtfertigt, dort weiter zu fördern und das gilt auch unter den jetzigen Bedingungen."
Rückendeckung aus der Landtagsfraktion
Der neue Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Lasse Petersdotter, stellt sich hingegen auf die Seite seines Parteikollegen Goldschmidt. Petersdotter verweist darauf, dass die Ölplattform Mittelplate die einzige in der Nordsee sei, die ein festes Ausstiegsdatum habe.
"Wenn wir jetzt sagen, wir machen jetzt eine intensivere Förderung, weil wir jetzt die Energie brauchen - auch wenn sie fossil ist - [...] dafür steigen die früher aus als bisher geplant, um die Klimaziele einzuhalten. Das ist die Logik wie wir jetzt reagieren können", sagt Petersdotter."
Das ganze Gespräch mit Lasse Petersdotter können sie in unserem Podcast "Das Landeshaus" hören: