Eine ältere Frau schaut aus einem Fenster. © fotolia.com Foto: pololia

Landtag will Hilfen für ältere Menschen ausbauen

Sendedatum: 27.01.2023 12:03 Uhr

Braucht es in Schleswig-Holstein ein Revival der Gemeindeschwestern? Über die Fraktionen hinweg sind sich die Abgeordneten einig: Die sozialen Hilfen müssen verstärkt werden - egal, wie man das Projekt am Ende nennt.

von Constantin Gill

Über den Namen könne man noch diskutieren, sagt SPD-Fraktionschef Thomas Losse-Müller vorweg über seine "Vor-Ort-für-Dich-Kraft". Andernorts nennt man sie Gemeindeschwester Plus, Community Health Nurse oder einfach Ansprechperson. Gemeint ist jemand, der Menschen hilft, die einsam sind oder Unterstützung brauchen - abseits professioneller pflegerischer oder sozialer Unterstützung.

100 Stellen für zunächst dreieinhalb Jahre

Losse-Müller meint, die Hilfe für ältere Menschen sei professionalisiert - aber auch "von den Menschen weg organisiert" worden. "Das ist die Lücke, die wir schließen müssen", sagt Losse-Müller. Konkret fordert die SPD in ihrem Antrag, dass vergleichbare Projekte, die es unter verschiedenen Namen schon in mehreren Regionen des Landes gibt, flächendeckend zum Einsatz kommen. Finanzieren soll sie das Land. 100 Stellen soll es geben, zunächst für dreieinhalb Jahre.

Fraktionen wollen gemeinsamen Weg finden

CDU und Grüne schlagen in ihrem Antrag dagegen vor, dass das Land bestehende Projekte unterstützt - aber auch, dass der Bund sich an der Finanzierung von Angeboten beteiligt. Die Bestandsaufnahme fällt aber auch bei der CDU gleich aus: "Trotz vieler sozialer Hilfssysteme ist festzustellen, dass die Zeit für das Menschliche immer knapper wird und Einsamkeit bei vielen zunimmt", sagt der CDU-Abgeordnete Werner Kalinka.

Auch Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) hält es für nötig, "Angebotslücken zu schließen". Sie verweist zwar auf Nachbarschaftstreffs und Pflegestützpunkte. Doch das Angebot ist auch aus ihrer Sicht noch nicht vollständig. Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben wirbt dafür, "gemeinschaftlich eine gute Lösung hinzukriegen".

Ausmaß an Einsamkeit "alarmierend"

In den Ausschussberatungen können die Fraktionen dann auch klären, was genau die noch namenlose Gemeindeschwester machen und können soll. Der FDP-Gesundheitspolitiker Heiner Garg fragt sich, welche Lücke genau der Oppositionsführer denn schließen will. Garg hofft, dass die Diskussion "unideologisch und scheuklappenbefreit" geführt werden wird. Es gehe um eine "zentrale Frage", nämlich die Versorgungssicherung.

Der SSW-Abgeordnete Christian Dirschauer hält den Vorschlag der SPD für richtig. Auch wenn 100 Stellen aus seiner Sicht längst nicht reichen. Das Ausmaß an Einsamkeit bei älteren Menschen, sagt Dirschauer, sei "alarmierend."

Und Birte Pauls von der SPD berichtet noch, wie ihre Schwiegermutter in Dänemark nach einem Sturz lückenlos und "würdevoll" zuhause versorgt wurde. Eine Hilfskraft wie in Dänemark, die ältere Menschen vor Ort in der Kommune versorgt, wünscht sie sich auch hier: "Egal, wie sie heißt."

Weitere Informationen
Krankenhauspersonal läuft einen Flur entlang. © imago images Foto: Shotshop

Streit über Investitionen in sanierungsbedürftige Kliniken

Die Landesregierung hat höhere Investitionen für die Kliniken angekündigt. Zu wenig, finden Opposition und Kliniken. mehr

Eine Sitzung im Kieler Landtag. © NDR

Schlagabtausch über den Krisenhaushalt

Der Landtag hat in erster Lesung den Haushalt beraten. Es geht um 16 Milliarden Euro. mehr

Ein Baustellenschild an einem Absperrzaun. © Colourbox Foto: PetraD

Straßenausbau-Beiträge in SH: Entscheidung bleibt bei Kommunen

Kommunen dürfen von Bürgern weiter Beiträge verlangen. Im Landtag scheiterte der Versuch, die Beteiligung per Gesetz abzuschaffen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 27.01.2023 | 12:03 Uhr

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Ein Mann trägt eine elektronische Fußfessel. © dpa Foto: Julian Stratenschulte

Gewalt gegen Frauen: Weißer Ring fordert elektronische Fußfessel

Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt in Schleswig-Holstein bleibt hoch. Besonders Frauen sind betroffen. GPS-Sender für Täter sollen helfen. mehr

Videos