Schiffe werden be- und entladen am Hafen von Brunsbüttel. Die unmittelbare Nachbarschaft ist als Standort für ein neues LNG-Terminal. © picture alliance | dpa Foto: Frank Molter

LNG-Pipeline in Brunsbüttel soll bis Ende des Jahres fertig sein

Stand: 03.06.2022 15:34 Uhr

Der Hafen Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) soll bis Ende 2022 eine Anbindung an das deutsche Gasnetz erhalten. Das gaben am Freitag SH Netz und das niederländische Energieunternehmen Gasunie bekannt.

Damit soll die Einspeisung von importiertem Flüssigerdgas (LNG) in das Gasleitungsnetz schnell möglich werden. Bis zu vier Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr könnten so in das Erdgasnetz übernommen werden. Beide Unternehmen sprachen von einem zeitkritischen Vorhaben, um das geplante schwimmende LNG-Terminal schnell ans Netz zu bekommen. Parallel dazu plant Gasunie den Angaben zufolge eine neue, 55 Kilometer lange Leitung von Brunsbüttel nach Hamburg.

"Als Netzbetreiber in Schleswig-Holstein wollen wir in enger Zusammenarbeit mit dem für Norddeutschland verantwortlichen Betreiber des Fernleitungsnetzes Gasunie Deutschland eine Lösung für mehr Unabhängigkeit in der Energieversorgung schaffen und die Rolle des Nordens als Energiedrehkreuz ausbauen", sagte Benjamin Merkt, Vorstand Netztechnik bei Schleswig-Holstein Netz.

Zunächst ein neuer Leitungsabschnitt von drei Kilometer Länge

Konkret ist aktuell ein neuer Leitungsabschnitt von etwa drei Kilometern Länge geplant. Er beginnt an dem "Floating LNG Terminal", das im Hafen Brunsbüttel entstehen soll und mündet in eine bereits bestehende Gasleitung von SH Netz. "Unsere Leitung mit ihren zahlreichen Abgängen zur Kundenversorgung und auch die Gasübernahmestation in Klein Offenseth müssen wir für diese neue Aufgabe anpassen, um das LNG in der Region und darüber hinaus weiter verteilen zu können", sagte Thomas Laabs, der bei SH Netz für die Projektplanung zuständig ist. Bereits zum Ende des Jahres soll die Transportleitung vom Hafen zum Gasnetzanschluss fertig sein. Dann könnte verflüssigtes Erdgas von einem schwimmenden Terminal ins deutsche Gasnetz eingespeist werden.

Planungsarbeit im Hafen läuft bereits

Auch im Hafen von Brunsbüttel wird bereits auf Hochtouren daran gearbeitet, dass noch Ende des Jahres ein schwimmendes LNG-Terminal an das Gasnetz angeschlossen werden kann. Das berichtet Hafenchef Frank Schnabel. Allein zehn Mitarbeitende seien rund um die Uhr mit dem Projekt beschäftigt. Derzeit gehe es vor allem um die Genehmigungen. Normalerweise dauere so ein Verfahren rund ein Jahr. Durch das LNG-Beschleunigungsgesetz kann es nun schneller gehen. Schnabel hofft spätestens im August auf die notwendigen Genehmigungen. Dann könne im Hafen direkt mit Arbeiten begonnen werden.

Unabhängig werden von Russland

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) will erreichen, dass in Brunsbüttel Anfang 2023 ein schwimmendes LNG-Terminal in Betrieb genommen werden kann. Hintergrund ist, dass das in Brunsbüttel geplante feste LNG-Importterminal nicht kurzfristig zur Verfügung stehen wird, Deutschland sich aber zügig von russischen Erdgaslieferungen abnabeln will.

Laut Matthias Boxberger, Aufsichtsratsvorsitzender von SH Netz, ist Brunsbüttel ein idealer Ort für eine Einspeisung, um das russische Gas zu ersetzen: "Wir wollen uns ja unabhängig machen von russischer Gasversorgung, insbesondere für die kommenden Wintermonate und die nächsten Jahre." Daher sei die Ersatz-Einspeisung in Brunsbüttel sehr wichtig, betont Boxberger.

Zeitplan nach vorne geschoben

Um das seit Jahren stockende Projekt in Brunsbüttel voranzutreiben, beteiligt sich der Bund über die Förderbank KfW dort zu 50 Prozent an der Betreibergesellschaft. Gasunie übernimmt weitere 40 Prozent und wird auch Betreiber des Terminals. Bislang wurde als Termin für die Inbetriebnahme das Jahr 2026 genannt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 03.06.2022 | 19:30 Uhr

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