Kriminalstatistik für SH: Kriminalität von Kindern und Jugendlichen nimmt zu

Stand: 14.03.2024 14:01 Uhr

Laut der Kriminalstatistik von 2023 ist die Zahl der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen - im Vergleich zu 2022 - um etwa zehn Prozent angestiegen. Schleswig-Holsteins Innenministerin und die Polizei machen dafür auch die Corona-Jahre verantwortlich.

Im vergangenen Jahr sind insgesamt weniger Straftaten gemeldet worden als 2022 - aber es gibt mehr Fälle mit tatverdächtigen Kindern und Jugendlichen. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Kriminalstatistik, die Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) am Donnerstag mit dem leitenden Kriminaldirektor des Landeskriminalamtes, Rolfpeter Ott, in Kiel vorgestellt hat.

Betrugsverfahren aus 2022 verzerrt Statistik

"Im Vergleich zum Jahr 2022 haben wir 2023 eine deutliche Abnahme der Fallzahlen um 11,3 Prozent auf insgesamt 196.289 Straftaten zu verzeichnen", sagte die Ministerin. Der Rückgang sei jedoch vor allem auf ein Betrugsverfahren aus dem Jahr 2022 zurückzuführen. Durch dieses war die Kriminalität in Schleswig-Holstein 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen - und zwar um 25 Prozent auf 221.183 Straftaten. Ohne dieses Verfahren sei 2023 eine Zunahme der Fallzahlen um etwa 4,7 Prozent zu verzeichnen. Im Zehnjahresvergleich sei die Kriminalität nur im Jahr 2016 und davor höher gewesen, so Sütterlin-Waack. Gleichzeitig sank demnach die Aufklärungsquote im vergangenen Jahr auf 55,9 Prozent. 2022 waren es noch 61,1 Prozent gewesen.

Mehr Straftaten mit Messer

Um 16,3 Prozent (148 Fälle) stiegen laut der Kriminalitätsstatistik im vergangenen Jahr die Straftaten an, bei denen Messer eine Rolle spielten - auf 1.057 Fälle. Von 1.306 Opfern wurden demnach neun getötet, 47 schwer und 285 leicht verletzt. Bei Diebstählen gab es im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um sieben Prozent - auf 71.825 Fälle. Auch Diebstähle bei Wohnungseinbrüchen nahmen demnach zu - um 22,3 Prozent. "Die Zahlen sind zwar gestiegen, die gute Botschaft ist jedoch, dass sie im Vergleich zu 2019 vor Corona um 27 Prozent gesunken sind und somit immer noch weit weg vom Höchststand im Jahr 2015 sind", sagte der leitende Kriminaldirektor des Landeskriminalamtes, Rolfpeter Ott.

9,1 Prozent mehr Schockanrufe und falsche Polizeibeamte

Bei der Rauschgiftkriminalität stellt Rolfpeter Ott hingegen einen gegenteiligen Trend fest. Nach dem steigenden Trend zwischen 2012 und 2021 gab es 2023 0,9 Prozent weniger erfasste Delikte in diesem Bereich als im Vorjahr. Bei Betrügereien gingen die Fallzahlen um 1,9 Prozent zurück. Bei der speziellen Betrugsmasche von Schockanrufen, falschen Polizeibeamten und Enkeltrick stiegen die Fälle allerdings an - um 9,1 Prozent. "Achten Sie auf sich selbst und ihre älteren Angehörigen, damit Sie nicht auf diese Anrufe hereinfallen. Die Polizei holt kein Bargeld in Plastiktüten an der Haustür ab", appellierte Rolfpeter Ott.

Zunahme bei Straftaten unter Kinder und Jugendlichen

Wirft man einen Blick auf der Alter der Tatverdächtigen, dann wird bei der aktuellen Statistik klar, dass es im vergangenen Jahr besonders viele junge Verdächtige im Norden gab. Der Anteil der unter 21-Jährigen lag demnach bei 21 Prozent. Die Zahl der tatverdächtigen Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren stieg im Vergleich zum Vorjahr um 645 Fälle an - auf 7.209 - das ist eine Zunahme von 9,8 Prozent. Die Zahl der tatverdächtigen Kinder unter 14 Jahren erreichte laut der Ministerin sogar ein Zehnjahreshoch. Sie stieg im Vergleich zum Vorjahr um 326 Fälle an - auf 3.722 - das ist ein Plus von 9,6 Prozent. Ministerin und Polizei vermuten, dass der Anstieg auch mit den Corona-Jahren zu tun hat. Damals sei "die Mobilität und die Teilnahme am sozialen Leben von Kindern und Jugendlichen massiv eingeschränkt" gewesen. Da gebe es nun einen "gewissen Nachholeffekt", betonte Sütterlin-Waack. Der Leitende Kriminaldirektor Ott wies darauf hin, dass Ursachenforschung das eine sei, präventive Maßnahmen aber so schnell wie möglich angegangen werden müssten.

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NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 14.03.2024 | 12:00 Uhr

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