Blackout in Kiel könnte Feuerwehr an ihre Grenzen bringen

Stand: 10.11.2022 19:54 Uhr

Eine umfangreiche Übung soll zeigen, ob die Kieler Feuerwehr einen dreitägigen Stromausfall managen könnte. Bereits jetzt ist klar: Die Einsatzkräfte könnten knapp werden, es fehlen Feuerwehrleute. Der Stadtrat fordert daher ein höheres Gehalt für die Retterinnen und Retter.

Der mutmaßliche Anschlag auf die Nordstream-Gaspipelines in der Ostsee und die Beschädigung wichtiger Kabel bei der Bahn vor ein paar Wochen haben gezeigt: Die kritische Infrastruktur ist anfällig für Störungen und Sabotage. Auch das Stromnetz gehört dazu. Noch bis Freitag testet die Kieler Feuerwehr, wie gut die Stadt auf einen tagelangen Stromausfall vorbereitet ist.

Blackout: Zusammenbrechende Handynetze und kalte Heizungen

Das Szenario ist ziemlich drastisch: Drei Tage totaler Stromausfall in der ganzen Landeshauptstadt. Das hieße: Handy- und Telefonnetze brechen zusammen, Heizungen und Straßenlaternen fallen aus, E-Busse bleiben mit leerem Akku liegen und in den Geschäften funktionieren Kühltheken und Kassen nicht mehr. Der Job der Feuerwehr ist es dann, die Krise zu managen, zu prüfen: Welche Einrichtungen sind so wichtig, dass sie Notstromaggregate bekommen? Wie kommt der dafür nötige Sprit dorthin? Auf viele Fragen ist die Feuerwehr vorbereitet. Wo noch Lücken sind, soll dieser Test zeigen.

Stadtrat fordert mehr Geld für Feuerwehrleute und dauerhaften Katastrophenstab

Das vorläufige Fazit der Feuerwehr fällt überwiegend positiv aus. Allerdings könne ein tagelanger Stromausfall die Rettungskräfte an die Grenzen bringen. Um einen Blackout zu managen, muss sehr viel Personal eingesetzt werden - bei einem tagelangen Stromausfall könnten die Feuerwehrleute knapp werden, sagt der zuständige Stadtrat Christian Zierau. Er fordert deshalb vom Land Geld, um den Feuerwehrleuten mehr Gehalt zahlen zu können und den Job so attraktiver zu machen. Dazu soll das Land Personal für einen Katastrophenstab bezahlen, der kontinuierlich an Konzepten für solche Krisenlagen arbeitet.

Innenministerium ist im Austausch mit Kommunen und Verbänden

Das Innenministerium sagte auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein, dass es den Katastrophenschutz im Blick habe, aber nicht, ob die Landesregierung Kommunen und Feuerwehren mehr Personal für den Katastrophenschutz bezahlt. Ein Ministeriumssprecher betonte, man sei "in ständigen Austausch mit den Kommunen und Verbänden".

Land verbessert Katastrophenschutz-Ausstattung

Seit 2017 habe das Land so viel in den Katastrophenschutz investiert, wie seit Jahrzehnten nicht, heißt es aus dem Innenministerium. Ein Schwerpunkt: neue Einsatzfahrzeuge. 52 davon will das Land bis zum kommenden Jahr an Städte und Kreise für den Katastrophenfall übergeben. Rund 40 sind laut Ministerium schon ausgeliefert. Außerdem plant das Land ein zentrales Lagezentrum, in dem verschiedene Behörden im Krisenfall zusammenarbeiten sollen. Außerdem soll das Sirenen-Netz im Land verbessert werden, um die Bevölkerung im Notfall zu warnen. 23 Millionen Euro sollen dafür bereitgestellt werden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 10.11.2022 | 12:00 Uhr

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