Bertelsmann-Studie: In SH fehlen 15.600 Kita-Plätze
Deutschland steckt in einer Kita-Krise – das ist zumindest das Ergebnis einer neuen Studie der Bertelsmann Stiftung. Demnach fehlen bundesweit Hunderttausende Kita-Plätze. Die Lage in Schleswig-Holstein ist ebenfalls angespannt.
Zwar werden seit Jahren Kitas in Schleswig-Holstein gebaut, doch laut Studie fehlen immer noch 15.600 Plätze, um die Nachfrage der Eltern zu decken. Das zeigen die Berechnungen der Bertelsmann Stiftung für das aktuelle "Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme". In der Studie vor etwa einem Jahr hatte die Stiftung noch von 18.000 fehlenden Plätzen gesprochen - demnach hat sich die Situation im nördlichsten Bundesland etwas verbessert.
Studie: Erst 2030 wird der Bedarf in SH gedeckt sein
Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass in Schleswig-Holstein wohl erst im Jahr 2030 alle suchenden Mütter und Väter einen Kita-Platz für ihr Kind finden werden. Die Quote der unter dreijährigen Kinder in der Kindertagesbetreuung liegt im nördlichsten Bundesland mit 36 Prozent genau im Bundesdurchschnitt. Tatsächlich wünschten sich jedoch laut Studie 49 Prozent der Eltern für ihr Kind in dieser Altersgruppe eine Betreuung. Bei den ab Dreijährigen ist das Problem weniger ausgeprägt: Hier liegt die Betreuungsquote bei 89 Prozent.
Zu wenig Fachkräfte betreuen zu viele Kinder
Außerdem wird nach den Berechnungen der Studie aktuell etwas mehr als die Hälfte der Kita-Kinder im Land nicht nach dem empfohlenen Personalschlüssel betreut. Das bedeutet: In den Krippengruppen ist eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft rechnerisch für zu viele Kinder zuständig. Die Lösung ist laut Bertelsmann Stiftung mehr Personal. Sie fordert bundesweit attraktivere Arbeitsbedingungen – kurzfristig sei es sinnvoll, dass sich pädagogisches Personal nicht auch noch um Verwaltungsaufgaben kümmern müsse. Insgesamt sprechen die Autoren der Stiftung von einer untragbaren Situation für Kinder, Eltern und Personal, was die Situation der Kitas in Deutschland betrifft.
VEK: Armutsgefährdete Familien haben es besonders schwer
Der Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein (VEK) fordert, dass Kitas politische Priorität haben müssten. Die Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft seien immens, sagte VEK-Geschäftsführer Markus Potten: "Studien zeigen, dass besonders Kinder von armutsgefährdeten Familien oder Familien, in denen wenig Deutsch gesprochen wird, keinen Kita-Platz erhalten." Bereits seit zehn Jahren hätten aber alle Kinder beginnend ab dem ersten vollendeten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf ein bedarfsgerechtes Angebot in einer Kita, so Potten.
Diskussion um Anpassung der Arbeitszeiten
Diskutiert wird auch darüber, die Arbeitszeiten von Arbeitnehmern - in diesem Falle die der Eltern - an die Öffnungszeiten der Kitas anzupassen. Der Unternehmensverband Nord hält diese Forderung für umsetzbar. Man sei bereits im Austausch mit Kita-Trägern. In vielen Firmen gebe es schon jetzt flexible Kernarbeitszeiten. Ziel sei es, das noch auszuweiten. Gleichzeitig fordert der Unternehmensverband von der Politik, die Fahrpläne von Bussen und Bahnen anzupassen. Laut kommunalem Arbeitgeberverband gibt es bei Städten, Gemeinden und Kreisen keine einheitliche Regelung. Sie können individuell entscheiden, wie und ob sie Arbeitszeiten anpassen.