Bauunternehmer Jörg Dieckmann steht auf einer Baustelle und blickt in die Kamera © NDR Foto: Doreen Pelz

Bauen in der Krise - Neubauten kosten bis zu 40 Prozent mehr

Stand: 27.06.2022 05:00 Uhr

Wer aktuell baut, steht vor vielen Herausforderungen: Lieferengpässe, gestiegene Materialkosten, Fachkräftemangel. Für viele Bauherren bedeutet das monatelangen Verzug, für einige Bauunternehmen ungedeckelte Mehrkosten.

Er ist für Bauherren ein gefragter Mann: Ralph Dittmann ist Bauingenieur und Berater beim Bauherrenschutzbund. Er kommt zur Qualitätskontrolle auf die Baustellen. 30 Baustellen betreut er aktuell - unter anderem eine in Laboe (Kreis Plön). Hier wollen Kunden von ihm in ein Reihenhaus ziehen. Doch es geht kaum voran. Bisher gibt es hier in Laboe nur Wände, Fenster und ein Dach. In die erste Etage kommt Dittmann nur über eine Leiter. "Bisher hat sich hier auf der Baustelle, seit einem Monat, bis auf Kleinigkeiten nichts weiter getan", berichtet er. Für die zukünftigen Bewohner werden Fotos gemacht und ein Protokoll zum Besichtigungstermin erstellt.

Eigenheim um 40 Prozent teurer

Dass auf der Baustelle nichts vorangeht, liegt an fehlenden Handwerkern und am Materialmangel. Dazu kommen schwierige Transportwege durch den Ukraine-Krieg. Deshalb sind die Preise für Holz, Dachpfannen und auch Klinker stark gestiegen - bis zu 30 Prozent zum Vorjahr. Und damit auch die Preise für aktuelle Neubauten. Die Bauunternehmen reichen die zusätzlichen Kosten an die Bauherren weiter. Wer jetzt baut, zahlt deshalb bis zu 40 Prozent mehr für ein Eigenheim als noch vor einem Jahr.

Nicht alle Bauunternehmen profitieren

Bauunternehmer für die Häuser in Laboe ist Jörg Dieckmann aus Molfsee (Kreis Rendsburg-Eckernförde). Er bleibt mit seiner Baufirma aktuell auf vielen Mehrkosten sitzen. Seine Kunden haben Festpreise mit ihm vereinbart. "Je länger das alles dauert, umso teurer wird das ja auch. Und daher ist das komplett nur nachteilig für mich", sagt Dieckmann.

Ralph Dittmann tauscht sich im Namen seiner Kunden immer wieder mit dem Bauunternehmer aus. Aktuell fehlen Elektriker, fallen wegen Corona aus. Wieder eine Verzögerung. Anfang des Jahres fehlte die Dämmung fürs Dach. Die Baustelle in Laboe ist damit fast ein halbes Jahr im Verzug. Für Ralph Dittmanns Kunden heißt das, ein halbes Jahr mehr Miete bezahlen. Einen Einzugstermin gibt es noch nicht.

Weniger Schleswig Holsteiner wollen jetzt noch bauen

Die beiden Bauexperten sind sich sicher: All die Probleme, die es auf Grund von Materialmangel, hohen Preisen und fehlenden Handwerkern gibt, schrecken viele Schleswig-Holsteiner ab. Dazu kommen die gestiegenen Zinsen für Kredite. Schon jetzt verzeichnen beide einen deutlicher Rückgang an Bauwilligen. Ein Trend, den auch der Verband Privater Bauherren bestätigt.

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 27.06.2022 | 19:30 Uhr

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