Demokratie-Woche: Polizei Osnabrück will Beamte sensibilisieren

Stand: 20.03.2023 13:37 Uhr

Die Direktion Osnabrück bietet seit Montag als erste Polizeibehörde im Land eine Projektwoche zur Demokratie an. Sie steht für einen Wandel in der Organisation, der bundesweit Schule machen könnte.

von Angelika Henkel

Zu Beginn der "Demokratie-Woche" hielt der 90-jährige Ivar Buterfas-Frankenthal am Montagvormittag einen Vortrag vor rund 250 Gästen, darunter zahlreiche Polizeibeamte. Der Holocaust-Überlebende ist einer der Ehrengäste. Sein Vortrag lieferte Denkanstöße in einer Organisation, die streng hierarchisch strukturiert ist und oft mit den eher negativen Facetten der Gesellschaft konfrontiert ist.

Auch "Political Correctness" ist Thema der Demokratie-Woche

Die Vize-Präsidentin der Polizeidirektion, Andrea Menke, will mit der jetzt gestarteten "Woche der Demokratie" den Blick für die Gegenwart schärfen. Es sei notwendig, "dass wir unsere Rolle reflektieren und uns unserer besonderen Verantwortung immer wieder bewusst werden." Ab sofort können die 3.000 Beamten und Beamtinnen der Polizei zwischen Osnabrück und Nordsee eine Woche lang Workshops und Vorträge besuchen: Es geht um brandaktuelle Themen wie Verschwörungsideologien, Radikalisierungsprozesse, das Kennenlernen von jüdischer und muslimischer Religion und eine Diskussion über "Political Correctness" mit dem Referenten Ahmad Mansour.

Podiumsdiskussionen zu "Rassismus" auch bei Polizei mittlerweile Standard

Ivar Buterfas-Frankenthal steht in seinem Garten. © picture alliance/dpa | Philipp Schulze Foto: Philipp Schulze
Der Holocaust-Überlebende Ivar Buterfas-Frankenthal lieferte mit einem Vortrag Denkanstöße.

Auch zur ersten "Woche der Demokratie" im vergangenen Jahr scheute sich die Polizei nicht davor, Diskutanten einzuladen, von denen kritische Töne zu erwarten waren. Das wäre vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen. Inzwischen aber sind Podiumsdiskussionen zu den Themen "Rassismus" oder "sensible Sprache" auch bei der Polizeiakademie Standard geworden.

Polizei wird weiblicher

Das liegt sicher auch daran, dass sich - von der Öffentlichkeit eher weniger wahrgenommen - die niedersächsische Polizei rasant verändert: Viele Polizisten der sogenannten geburtenstarken Jahrgänge gehen in den Ruhestand. Ersetzt werden sie mit Berufsanfängern. So verjüngt sich die gesamte Belegschaft in hoher Geschwindigkeit, sie wird auch weiblicher und diverser.

Weitere Informationen
Facebook - Logo vor einem, weltumspannenden, abstrahiertem Netzwerk (Montage) © fotolia.com Foto: Kobes

"Die Machtmaschine" - Wie Facebook und Co. Demokratien gefährden

Eine Dokumentation untersucht, welche Rolle Facebook und Social Media bei der Verbreitung von Verschwörungsmythen spielen. (07.03.2023) mehr

Der Sitz des Niedersächsischen Verfassungsschutzes in Hannover. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte

Verfassungsschutz: Rechtsextremismus größte Gefahr in Niedersachsen

Das Milieu könne "enormes Potenzial" entwickeln, sagt Behördenchef Pejril. Er sieht die Entstehung einer gemischten Szene. (16.01.2023) mehr

Jugendliche am Smarthphone © picture alliance / PhotoAlto | Frédéric Cirou Foto: Frédéric Cirou

Mehrheit der Jugendlichen misstraut den Medien - aber ...

... Jugendliche, die sich viel über öffentlich-rechtliche Medien informieren, neigen weniger zu Verschwörungsmythen. (30.08.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Hallo Niedersachsen | 20.03.2023 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Polizeiauto © panthermedia Foto: huettenhoelscher

Diebe erbeuten Kupfer im Wert von 70.000 Euro

Im Emsland haben Unbekannte in der Nacht zu Mittwoch Kupfer von einem Firmengelände gestohlen. Die Polizei sucht Zeugen. mehr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen