Eine offene Gasflamme von einem Gasherd © picture-alliance/ZB Foto: Patrick Pleul

Wendland: Energieversorger EVE kündigt allen Gaskunden

Stand: 19.09.2022 18:16 Uhr

Wegen der dramatisch steigenden Preise zieht sich der Energieversorger EVE aus dem Wendland jetzt komplett aus dem Gasgeschäft zurück. Den verbliebenen 1.100 Kunden wird zum 30. November gekündigt.

Dieser Schritt müsse sein, sagte Michael Scholz, technischer Leiter bei EVE, dem NDR in Niedersachsen. Der Einkaufspreis für Gas sei jetzt mehr als zehnmal so hoch wie in den vergangenen Jahren. Statt 750.000 Euro müsse EVE zehn Millionen Euro bezahlen - und so viel Geld sei definitiv nicht da. Die hohen Kosten müsste EVE dann auch an die Kundinnen und Kunden weitergeben, so Scholz. Er sei sicher, dass viele das nicht zahlen könnten. Dies wiederum hätte zur Folge, dass EVE Insolvenz anmelden müsste und die Mitarbeitenden ihre Jobs verlören, argumentierte Scholz. Stattdessen steigt der Energieversorger zum 30. November komplett aus dem Gasgeschäft aus. Zuerst hatte die Elbe-Jeetzel-Zeitung darüber berichtet.

Grundversorger springt ein

Private Gaskundinnen und -kunden müssen zumindest keine Sorge haben, ab dem 1. Dezember nicht mehr heizen zu können. Denn alle betroffenen Haushalte werden weiter mit Gas beliefert; dafür hat der Gesetzgeber gesorgt. Denn wenn der regionale Energieversorger ausfällt, muss der Grundversorger einspringen. Für Gewerbetreibende wird es dagegen schwieriger: Sie muss der Grundversorger nur übergangsweise für drei Monate mit Gas versorgen, danach kann er ihnen kündigen. Und dann müssen sich die Betroffenen einen anderen Lieferanten suchen.

IHK fürchtet Insolvenzen bei Gewerbetreibenden

Rund 100 Gewerbetreibende trifft der Gasausstieg von EVE, wie Scholz sagte. Eine von ihnen ist Stephanie Piel. Sie hat in Dannenberg einen Friseurladen mit sieben Angestellten. Ob sie einen anderen Gasversorger findet, weiß sie nicht. Das bereite ihr große Kopfschmerzen, sagte Piel. Laut dem Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg, Michael Zeinert, ist das aber gar nicht das Hauptproblem. Er sorgt sich mehr darum, dass viele Unternehmen die hohen Gaspreise nicht mehr zahlen können und dann Insolvenz anmelden müssen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Lüneburg | 19.09.2022 | 15:00 Uhr

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