Gestiegene Heimkosten: Mehr Anträge auf Sozialhilfe
In immer mehr Landkreisen in Niedersachsen können Alte ihre Heimkosten nicht mehr allein bezahlen. Dafür sollte sich niemand schämen, sagt der Paritätische Wohlfahrtsverband.
Die Zahl der älteren Menschen, die Sozialhilfe beantragen, stieg im Landkreis Lüneburg signifikant, wie eine Sprecherin dem NDR sagte. Der Landkreis Goslar berichtet von einer regelrechten "Antragsflut", was wesentlich längere Bearbeitungszeiten zur Folge habe. Im Landkreis Oldenburg ist die Lage dagegen noch etwas entspannter. Zwar beantragten mehr ältere Menschen Sozialhilfe - aber die Zahl sei nicht sprunghaft gestiegen, sagte ein Sprecher. Der Landkreis Emsland hat dagegen noch keine zusätzlichen Anträge auf Sozialhilfe von Rentnern in Pflegeheimen registriert. Aber sowohl der Landkreis Emsland als auch Oldenburg erwarten, dass sich das noch ändern wird.
Heime geben gestiegene Personalkosten an Bewohner weiter
Ein Grund für die vermehrten Anträge auf Sozialhilfe von Rentnerinnen und Rentnern sind die drastisch gestiegenen Heimpreise. Der Landkreis Goslar gibt an, dass sich die Kosten in den Alten- und Pflegeheimen um bis zu 800 Euro pro Platz und Monat erhöht haben. Seitdem Pflegeheim-Betreiber verpflichtet sind, ihr Personal nach Tarif zu bezahlen, werden diese Kosten auch an die Bewohnerinnen und Bewohner weitergegeben. Hinzu kommt, dass der gesetzliche Mindestlohn zum 1. Oktober bundesweit angehoben wird. Nach Informationen des NDR Niedersachsen stiegen die Kosten für einen Heimplatz mitunter um 90 Prozent.
Wohlfahrtsverband: "Niemand sollte sich schämen"
Wer Schwierigkeiten hat, die Heimkosten zu bezahlen, solle Sozialhilfe beantragen, rät der Paritätische Wohlfahrtverband in Niedersachsen. Dafür müsse sich niemand schämen, betonte Sprecher Uwe Kreuzer. Die Kosten für Heimplätze dürften noch weiter steigen. Vielerorts sind die Preissteigerungen bei der Energie durch den Ukraine-Krieg noch nicht einberechnet. Der Sprecher des Landkreises Goslar, Maximilian Strache, geht davon aus, dass noch erheblich mehr Anträge folgen werden. Der Landkreis Goslar ist besonders betroffen, da der Altersdurchschnitt der Bürgerinnen und Bürger im Harz besonders hoch ist. Im Westharz leben 3.000 Menschen in insgesamt 42 Altenheimen.