Sollen Supermärkte früher schließen, um Energie zu sparen?
Lieferengpässe, Kaufzurückhaltung, hohe Stromkosten: Auch bei Supermärkten sind die Folgen der Krise angekommen. Um Energie zu sparen, setzen manche auf verkürzte Öffnungszeiten. Ist das der Ausweg?
Davon überzeugt ist der Chef der Supermarktkette Tegut. Geschäftsführer Thomas Gutberlet hat in einem Brief an die 16 Landesregierungen vorgeschlagen, dass Lebensmittel-Geschäfte nicht länger als bis 20 Uhr geöffnet bleiben sollten. Dies würde helfen, Energie zu sparen, glaubt Gutberlet.
Ver.di: Einspar-Effekte nicht zu unterschätzen
Bei der Gewerkschaft ver.di kommt das gut an. Es handele sich um eine "schlaue Idee", so Sebastian Wertmüller vom ver.di-Bezirk Region Süd-Ost-Niedersachsen. Zum einen seien Einspar-Effekte durch eine frühere Schließung nicht zu unterschätzen. Darüber hinaus sei es auch im Interesse der Beschäftigten, nicht bis spät in die Nacht arbeiten zu müssen. Wertmüller sieht die Landesregierung nun am Zug: Sie könne den Ladenschluss gesetzlich auf 20 Uhr festlegen. Dies könne erst einmal für sechs Monate umgesetzt werden: "Wir glauben nicht, dass deswegen jemand ernsthaft leiden wird."
Handelsverband: Falsches Signal an Kunden
Skepsis überwiegt dagegen beim Einzelhandelsverband Niedersachsen-Bremen: Verkürzte Öffnungszeiten seien das falsche Signal an die Kunden, sagte Hauptgeschäftsführer Mark Alexander Krack. Es gebe zudem bessere Möglichkeiten, im Einzelhandel Energie zu sparen - etwa bei der Beleuchtung durch die Verwendung von LED-Lampen statt Leuchtstoffröhren. Auch bei der Kältetechnik im Kühlbereich könne man ansetzen. Kürzere Öffnungszeiten könnten allenfalls einzelnen Standorten etwas bringen. Dies hänge jedoch von verschiedenen Faktoren ab - darunter ihrer Lage und Kundenfrequenz, so Krack.
Zurückhaltung bei den Händlern
Und die Händler selber? Da überwiegt Zurückhaltung. Die Regionalgruppe Edeka Minden-Hannover testet zwar verkürzte Öffnungszeiten in einzelnen Marktkauf-Filialen - bislang aber nicht in Niedersachsen. Die Discounterkette Aldi Nord hat angepasste Öffnungszeiten zwar nicht ausgeschlossen. Konkrete Pläne gebe es derzeit aber nicht, hieß es.
Einen Schritt weiter sind bereits vier händlergeführte Edeka-Filialen in Braunschweig. Statt um 21 Uhr heißt es dort nun bereits um 20 Uhr: Tür zu, Licht aus. Allerdings liegt das womöglich nicht nur am Energie-Einspar-Effekt: In den betroffenen Filialen sei in dieser Zeit ohnehin kaum ein Kunde einkaufen gewesen, so eine Sprecherin.