Protest gegen Energiekosten: Bäckereien lassen Licht aus
In vielen Bäckerei-Filialen in Niedersachsen ist am Donnerstag das Licht ausgeblieben. Die Bäcker-Innung hatte ihre Betriebe aufgerufen, damit gegen explodierende Energiepreise zu protestieren.
Der Bäcker-Innungsverband Niedersachsen/Bremen schätzt, dass sich der Gaspreis bis zum kommenden Jahr versiebenfachen wird, zumindest für mittelgroße Betriebe. Die oft familiengeführten Handwerksbetriebe sähen sich im Nachteil gegenüber großen Konzernen, weil sie keine Preisnachlässe bei Strom oder Gas bekämen. Auch könnten Bäckereien keine Rabatte herausholen, sagte Carsten Richter von der Bäcker-Innung für die Landkreise Stade, Harburg und Lüneburg. Er sprach von Wettbewerbsverzerrung. Dabei sei das Gewerbe sehr energieintensiv. "Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass viele Kollegen Probleme mit den Energiepreisen haben." Die Aktion mit den dunklen Läden habe deshalb Protest-Charakter. Sie steht unter dem Motto "Uns geht das Licht aus. Heute das Licht, morgen der Ofen".
Habeck will Unternehmen stärker unterstützen
Wie viele Filialen am Donnerstag tatsächlich dunkel blieben, ist unklar. Wenn jedes zweite Geschäft mitgemacht hat, würde Richter das nach eigenen Angaben als Erfolg werten - schließlich nähmen die Bäckereien Verluste im Tagesgeschäft in Kauf. "Ich könnte mir schon vorstellen, dass der ein oder andere Kunde dann vorbeigeht", sagte Richter. "Nur: Wenn wir jetzt nicht auf uns aufmerksam machen, kann bald bei manchen Kollegen dauerhaft das Licht ausgehen - und das wollen wir nicht." Immerhin scheint eine Ausweitung der staatlichen Hilfen in Sicht: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will Unternehmen in der Energiekrise stärker unterstützen. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte Habeck, dass es einen deutlich größeren Energie-Schutzschirm im Herbst und Winter geben werde. "Ich bin in Sorge, was die wirtschaftliche Entwicklung anbetrifft. Die hohen Energiepreise, die Weizenpreise und gestörte Lieferketten setzen viele Betriebe enorm unter Druck", sagte Habeck demnach.
"Derzeitige Lage für Bäcker existenzbedrohend"
Babette Lichtenstein van Lengerich aus dem Vorstand der Bäcker-Innung Niedersachsen/Bremen hofft, dass den Ankündigungen Taten folgen. Noch in diesem Herbst müsse Habeck ein konkretes Förderprogramm vorlegen. So ein Programm gebe es zwar schon, nur gelte es bisher nicht für Handwerksbäcker. Wenn nichts geschieht, sei das für die Bäckereien existenzbedrohend, warnt die Innung. Bis zu einem Drittel der Betriebe könnte demnach insolvent gehen oder wegen Frustration aufgeben.