Land will 730 neue Stellen für Lehrer schaffen
In Niedersachsen fehlen hunderte Lehrerinnen und Lehrer. Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) will zum neuen Schuljahr mit einem "Lehrkräfte-Gewinnungspaket" Abhilfe schaffen.
Darin enthalten seien 730 zusätzliche Stellen, bis zu 400 Euro Prämie für neue Lehrkräfte sowie ein leichterer Zugang für Quereinsteiger und Veränderungen bei der Lehrkräfteausbildung, teilte das Kultusministerium am Montag mit. "Im kommenden Schuljahr erwarten wir rund 32.000 Schülerinnen und Schüler zusätzlich an den Schulen", sagte Tonne der Mitteilung zufolge. Von den 730 Vollzeitstellen seien 150 für Grundschulen im Land vorgesehen. "Damit sind wir aber erst einmal vollumfänglich handlungsfähig", sagte Tonne.
Quereinstieg und Prämiensystem sollen Ausschlag für Niedersachsen geben
Das neue Prämiensystem soll die Motivation von Bewerberinnen und Bewerbern steigern, sich für Niedersachsen zu entscheiden. Das Land will demnach bis zu 400 Euro für zwei Jahre als Zuschlag für diejenigen zahlen, die sich in der aktuellen Einstellungsrunde bewerben - und genommen werden. Künftige Förder-, Haupt- und Realschullehrer erhielten für die Dauer ihres Vorbereitungsdienstes eine Prämie von rund 300 Euro. Zudem beteilige sich das Land an den Umzugskosten, sollten Lehrerinnen und Lehrer Stellen an entfernteren Schulen annehmen. Schulleiter haben dem Ministerium zufolge außerdem eine Handreichung erhalten, die es ihnen ermöglicht, Quereinsteiger, Studierende und Pensionäre als Lehrer zu gewinnen. "Es war nie attraktiver, Lehrer und Lehrerin in Niedersachsen zu werden", sagte Tonne.
Lehrerverbände skeptisch
Trotzdem kommt Kritik an den Plänen - und zwar von den Lehrerverbänden, wie dem Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL): So sieht der VNL-Landesvorsitzende Torsten Neumann den Einsatz von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern eher kritisch - ganz besonders, wenn diese keinen Hochschulabschluss hätten. Er warne davor, Lehrpersonal ohne Masterabschluss oder Staatsexamen in den Schuldienst zu stellen. Die Gewerkschaft GEW geht Tonnes Vorhaben halbwegs mit, meint aber: Quereinsteiger sollten erstmal eine halbe Stelle bekommen. Die andere Hälfte der Zeit sollten sie berufsbegleitend ausgebildet werden und dabei Studieninhalte nachholen. Vom Verband der Schulleiter kommt der Vorschlag, auch in den Schulbehörden nach Personal zu suchen. Dort arbeiteten viele gut ausgebildete Lehrer, die in dieser Notsituation gut im Lehrbetrieb gebraucht werden könnten.