Kritik an Minister Tonnes Konzept für Lehrergewinnung
Niedersachsens Kultusministerium will in den Sommerferien den Lehrermangel bekämpfen - und zahlt unter anderem Prämien. Verbände und Gewerkschaft kritisieren den Plan in Teilen scharf.
Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) will die Sommerferien nutzen, um den Lehrermangel in Niedersachsen zu mildern. "Da werden nicht die Füße hochgelegt im Ministerium oder im nachgeordneten Bereich. Das ist ganz konkrete Arbeit an den einzelnen Maßnahmen, die wir umfassend vorgestellt haben", sagte Sprecher Sebastian Schumacher. Tonne hatte den Plan Ende Juni vorgestellt: Demnach soll zuerst das Einstellungsverfahren intensiviert werden, um offene Stellen zu besetzen. Zusätzlich sollen Stellen, die schwer zu besetzen sind, mit 400 Euro mehr Gehalt pro Monat ausgewiesen werden - für die Dauer von zwei Jahren. Außerdem will das Land 730 zusätzliche Lehrerstellen schaffen und die Regeln für Quereinsteiger lockern.
Lehrerverband: Brauchen qualifiziertes Personal, nicht beliebige Quereinsteiger
Lehrerverbände glauben kaum daran, dass die Initiative des Kultusministers kurzfristig Abhilfe schafft. Der Landesvorsitzende des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte, Torsten Neumann, hält auch nicht viel von Tonnes Plänen, mehr Quereinsteiger in die Schulen zu holen und Handwerksmeister unterrichten zu lassen. "Hier geht es um Schülerinnen und Schüler, das ist kein Versuchslabor", sagte er. "Wir brauchen Fachpersonal. Die müssen ein Referendariat machen, damit sie auf den pädagogischen Stand kommen." Die ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer könnten diese Aufgabe nicht übernehmen. "Das wird auf deren Schultern abgeladen. Die müssen und sollen sich um die neuen Kollegen kümmern und wir sind jetzt schon am Rande", kritisierte Neumann.
Gewerkschaft: Beruf muss insgesamt attraktiver gemacht werden
Die Lehrergewerkschaft GEW glaubt ebenfalls nicht daran, dass nach Sommerferien bedeutend mehr Lehrerinnen und Lehrer an Niedersachsens Schulen arbeiten werden. Es seien aktuell kaum Lehrkräfte auf dem bundesweiten Markt, also könnten auch keine gewonnen werden, sagte der Landesvorsitzende Stefan Störmer. "Machen wir uns doch nichts vor: Mittel- und langfristig geht es darum, den Lehrkräfteberuf wieder attraktiver zu machen. Da gehört eine angemessene Bezahlung dazu. Und die ist in Niedersachsen zum Teil schlechter als in den anderen Bundesländern", sagte Störmer. Wolle man die Attraktivität des Berufs erhöhen, müsse auch das Personal deutlich entlastet werden.
Nach der Landtagswahl könnten die Gehälter vieler Lehrer steigen
Minister Tonne nannte die beschlossenen Maßnahmen gegen den Lehrermangel indes "weitreichend". Diese könne jeder kritisieren, sagte der SPD-Politiker, "aber dann soll er auch eigene Lösungsvorschläge präsentieren". Was die bessere Bezahlung angeht, könnte sich nach den Landtagswahlen im Herbst etwas ändern. Es gibt über die Parteigrenzen hinweg einen breiten Konsens, dass alle Lehrer gleich bezahlt werden sollten. Damit würden Grund-, Haupt- und Realschullehrer mehr verdienen als bislang.