Krabbenfischer demonstrieren gegen Verbot von Grundschleppnetzen

Stand: 23.03.2023 19:42 Uhr

Viele Krabbenfischer aus Niedersachsen haben am Donnerstag in Büsum am Rande der Agrarministerkonferenz lautstark demonstriert. Die Aktion richtete sich gegen ein geplantes EU-Verbot von Grundschleppnetzen.

Die Fangmethode soll demnach bereits ab März 2024 verboten sein. Grundschleppnetze stehen in der Kritik, weil die Fangmethode den Meeresboden beschädigen kann. Viele Fischer befürchten bei einem Verbot jedoch das Aus für ihren Berufszweig. Sie protestierten deshalb am Donnerstag in Büsum in Schleswig-Holstein, wo die Agrarminister von Bund und Ländern tagen. Am Vormittag bildeten sie zusammen mit den Fischern aus Schleswig-Holstein einen Korso mit ihren Kuttern. Vom Meer aus nahmen sie dann unter lautem Ertönen der Schiffshörner wieder Kurs Richtung Hafen.

VIDEO: Agrarministerkonferenz in Büsum: Fischer demonstrieren (22.03.2023) (2 Min)

Bürgermeisterin sieht Aussterben von Kulturerbe

In Greetsiel selbst stehen aus stillem Protest gegen das geplante Verbot schwarze, mit Fischernetzen geschmückte Kreuze am Hafen. "Für uns speziell bedeutet das, dass nicht nur knapp 30 Wirtschaftsbetriebe ihre Existenz verlieren, sondern dass auch der Tourismus betroffen ist" sagte Hilke Looden, Bürgermeisterin der Gemeinde Krummhörn. Zudem würde mit dem Berufszweig auch so etwas wie ein Kulturerbe aussterben. Auch die Gastronomie in der Region fürchte um ihre Existenz.

Bürger Ostfrieslands schließen sich Protest an

So sind auch viele Bürger aus Ostfriesland am frühen Donnerstagmorgen mit zwei Bussen von Greetsiel in der Gemeinde Krummhörn nach Büsum gefahren, um den Protest zu unterstützen. Unter ihnen waren die Familien der Krabbenfischer, Fischer im Ruhestand und Menschen, die Krabben und Fische verarbeiten oder damit handeln. Auch sie wären neben den Besatzungen der rund 95 Krabbenkutter, die es noch in Niedersachsen gibt, von einem Verbot der Fischerei mit Grundschleppnetzen betroffen.

Krabbenfischer sehen sich selbst als Umweltschützer

Das Argument, dass sie sich zu wenig für die Nordsee einsetzen würden, ärgert die Krabbenfischer. Sie verstehen sich selbst als Umweltschützer. Zum Beispiel haben sie mit dem Naturschutzbund (NABU) das gemeinsame Projekt "Fishing for Litter" (auf Deutsch: "Fischen nach Abfall"). Dabei haben sich die Fischer bereiterklärt, gefischten Müll in Containern an Land zu entsorgen. Dafür bekommen die Fischer kein Geld. Sie machen das, weil sie "vom Meer und mit dem Meer leben", sagt Gerold Conradi vom Landesfischereiverband Weser-Ems.

Weitere Informationen
Menschen sitzen draußen und hören einer Kundgebung der Demo zu. © Peer-Axel Kroeske Foto: Peer-Axel Kroeske

Konferenz in Büsum: Protest-Botschaften für die Agrarminister

Am zweiten Tag der Agrarminister-Konferenz haben Bauern und Krabbenfischer gegen Bürokratie und Auflagen demonstriert. (23.03.2023) mehr

Ein Krabbenkutter fährt aus dem Hafen. © picture alliance Foto: Sina Schuldt

Krabbenfischer fürchten wegen geplantem EU-Verbot um Existenz

Die Europäische Union will Grundschleppnetze in Schutzgebieten verbieten - der traditionellen Fangmethode droht das Aus. (03.03.2023) mehr

Strandkörbe stehen am Grünstrand von Büsum im Abendlicht. © TMS Büsum

Büsum: Krabben, Hafen und Nordseestrand

Das Nordseebad ist idealer Ausgangspunkt für Wattwanderungen. Grünstrand und Promenade laden zu Spaziergängen ein. (04.08.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 23.03.2023 | 12:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Meer und Küste

Fischerei

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Soldaten der Bundeswehr durchsuchen das Ufer unweit der Oste nach dem vermissten Arian. © dpa-Bildfunk Foto: Philipp Schulze

Vermisster Arian aus Bremervörde: Müllabfuhr abgesagt

Laut Feuerwehr sollen mögliche Verstecke nach dem Jungen durchsucht werden - darunter auch Mülltonnen. Die Bundeswehr unterstützt. mehr