Holocaust-Gedenktag: Viele Veranstaltungen in Niedersachsen

Stand: 27.01.2023 20:37 Uhr

In Niedersachsen wurde am Freitag der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Ministerpräsident Stephan Weil ruft dazu auf, sich mit aller Kraft dem Antisemitismus entgegenzustellen.

Der SPD-Politiker sprach am Donnerstag von einem Alarmsignal, "dass rechtsextremistische und antisemitische Einstellungen in Deutschland immer wieder dazu führen, dass Jüdinnen und Juden offen angefeindet und angegriffen werden." Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung hätten in Niedersachsen und in unserer Gesellschaft keinen Platz, betonte Weil. Die Gräueltaten des NS-Regimes dürften niemals in Vergessenheit geraten und Geschichte sich nicht wiederholen, sagte er weiter. "Die Mehrheit unserer demokratischen, freiheitlichen Gesellschaft ist sich dieser Verantwortung bewusst."

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Gedenkveranstaltungen in Hasbergen und Esterwegen

In vielen Regionen Niedersachsens wurde der Opfer des Holocausts gedacht. Die zentrale Gedenkfeier für Stadt und Landkreis Osnabrück etwa wurde in Hasbergen ausgerichtet, in der Gedenkstätte Augustaschacht. Am dortigen Mahnmal wurde ein Kranz niedergelegt, ebenso in Nordhorn am Schwarzen Garten nahe der Kreuzkirche. Bei beiden Gedenkveranstaltungen haben auch Schülerinnen und Schüler mit Ausstellungen und Lesungen an die Getöteten erinnert. Im Emsland liest ein niederländischer Autor am Sonntag in der Gedenkstätte Esterwegen aus seinem Buch. Darin erinnert er an seine jüdische Tante, die in sieben Konzentrationslagern gefangen war.

Holocaust-Gedenken in Göttingen, Wolfsburg und Duderstadt

In Hannover wurde der Opfer in der Gedenkstätte Ahlem gedacht. Gestaltet wurde die Veranstaltung von Schülerinnen und Schülern der Sophienschule Hannover. In Oldenburg wurde besonders an 74 Sinti erinnert, die 1943 nach Auschwitz deportiert worden waren. In Braunschweig hat Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) an der Gedenkstätte Schillstraße einen Kranz niedergelegt, im alten Strafgefängnis Wolfenbüttel haben Familienangehörige der ehemaligen Häftlinge gedacht. Und in Bad Harzburg im Landkreis Goslar gab es am Abend eine Gedenkfeier in der Lutherkirche. In Goslar läuft bereits seit Mitte Januar im Kreishaus die Ausstellung "Sterne ohne Himmel", die den über 1,5 Millionen ermordeten jüdischen Kindern gewidmet ist. Schon am Donnerstag gab es in Ost- und Südniedersachsen zahlreiche Gedenkveranstaltungen, unter anderem in Göttingen, Wolfsburg und Duderstadt.

Ausstellung zeigt Schicksale von Stader NS-Opfern

Ebenfalls mit einer Ausstellung wurde auch in der Samtgemeinde Fredenbeck im Landkreis Stade an den Holocaust erinnert. Ehrenamtliche haben hierfür die persönlichen Schicksale der NS-Opfer im Landkreis Stade recherchiert. Landrat Kai Seefried (CDU) sagte nach einem Besuch der Ausstellung: "Das ist bestes Engagement für die Völkerverständigung." In einer Zeit, in der in Europa wieder Krieg herrsche, könne derlei Einsatz für den Frieden gar nicht genug gewürdigt werden.

Holocaust

Der Begriff steht für den Massenmord an Juden unter dem NS-Regime von 1939 bis 1945. Der systematischen Vernichtung fielen mehr als sechs Millionen Menschen in Europa zum Opfer.

Ursprünglich stammt das Wort Holocaust aus dem Griechischen (= vollständig verbrannt) und bezeichnete Brandopfer. In den 1940er-Jahren verwendeten britische Autoren den Begriff erstmals für die Morde an den Juden, ab den späten 1950er-Jahren setzte er sich auch in den USA durch. In Deutschland verbreitete sich das Wort, nachdem es 1979 in einem US-Fernsehfilm benutzt worden war.

Viele Juden verwenden statt Holocaust den hebräischen Begriff Schoah ( = Unheil, Katastrophe). Er bezeichnet ausschließlich den Mord an Juden, während Holocaust teilweise auch in anderen Zusammenhängen benutzt wird.

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 27.01.2023 | 19:30 Uhr

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