55 tote Schafe nach mutmaßlicher Wolfsattacke im Landkreis Stade

Stand: 28.08.2023 14:21 Uhr

In Oldendorf-Himmelpforten (Landkreis Stade) sind bei einem mutmaßlichen Wolfsangriff 55 Schafe getötet oder tödlich verletzt worden. Der Landrat sieht eine neue Dimension erreicht - und fordert Konsequenzen.

Die Kreisjägerschaft des Landkreises Stade geht davon aus, dass ein ganzes Rudel Jagd auf die Schafe gemacht hat. 18 Schafe wurden direkt durch einen Wolf getötet, weitere 37 Tiere wurden so schwer verletzt, dass sie von Tierärzten eingeschläfert werden mussten, wie die Jägerschaft am Sonntag mitteilte. Zudem seien bei der Attacke in der Nacht von Samstag auf Sonntag weitere 30 Schafe verletzt worden, zwei Tiere seien verschwunden.

Landesjägerschaft: Größter Übergriff auf eingezäunte Schafe

Laut Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft, handelt es sich um den bislang größten Übergriff auf eingezäunte Schafe in Niedersachsen. Die aus mehr als 100 Tieren bestehende Herde des Schäfers stand auf einer Weide in der Ortschaft Gräpel zwischen Oldendorf und Bremervörde. Sie ist laut Kreisjägerschaft von einem wolfsabweisenden Schutzzaun umgeben. Wie ein oder mehrere Wölfe diesen überwunden haben, ist unklar. Womöglich half ein Stumpf einer gefällten Eiche in Nähe des Zauns. Davon geht ein Wolfsberater nach Angaben von Dammann-Tamke aus.

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Getötete Schafe: Jägerschaft geht von Wolfsrudel aus

Aufgrund des enormen Ausmaßes der Risse nimmt die Kreisjägerschaft Stade an, dass nicht ein Wolf allein, sondern ein Rudel dafür verantwortlich sein könnte. Auch der Stader Landrat Kai Seefried geht von einem Rudelangriff aus. Einen Wolfsangriff in einer solchen Dimension habe die Region bislang nicht erlebt, sagte der CDU-Politiker dem NDR in Niedersachsen. Dass es dazu gekommen ist, sei nicht überraschend, sondern angesichts einer massiven Zunahme der Wolfspopulation vorhersehbar gewesen, so Seefried. Eine Regulierung sei notwendig. Konkret sprach sich der Landrat für ein regionales Bestandsmanagement sowie für wolfsfreie Zonen an den Küsten aus. Der Vorfall in Gräpel zeige, wie hoch die Dramatik ist, so Seefried.

Jäger wollen von der Politik schnelle Antworten

Zuvor hatte sich die Kreisjägerschaft in einer Stellungnahme für ein "europarechtskonformes, regional differenziertes Bestandsmanagement" ausgesprochen. "Bei uns im Landkreis Stade ist das Maß überschritten. Der Vorfall in Gräpel zeigt, dass schnelles Handeln gefordert ist und der Küsten- und Deichschutz schnelle Antworten benötigt", sagte der Vorsitzende Peter Hatecke. Die Bundesregierung und die niedersächsische Landesregierung wollen ein solches Bestandsmanagement. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte sich erst jüngst im Gespräch mit der Bundesumweltministerin für eine regionale Regulierung des Wolfsbestandes ausgesprochen und dabei ausdrücklich die Küstenregion als Beispiel genannt.

Jägerschaften an der Küste mahnen

Der Wolf steht unter strengem Naturschutz, nur in Ausnahmen dürfen einzelne Tiere von den Behörden zum Abschuss freigegeben werden, etwa wenn sie mehrfach Weidetiere trotz wolfsabweisender Zäune gerissen haben. Ein Abschuss von Wölfen zur Bestandsregulierung ist nach aktuell geltendem Recht nicht zulässig. Bereits im Frühjahr hatten sich die Küstenjägerschaften, darunter auch die Stader, für wolfsrudelfreie Zonen entlang der Nordseeküste ausgesprochen. Die Jägerschaften an der Küste sehen durch den Wolf insbesondere die Deichschafe und damit die Deichsicherheit in Gefahr.

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 28.08.2023 | 19:30 Uhr

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