Europäischer Aal (Anguilla anguilla) © picture alliance / imageBROKER | Christian GUY
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AUDIO: Fangbeschränkungen für den Europäischen Aal an der Ostsee (3 Min)

Untergang der Fischerei? Aalfang-Regeln bedrohen Küstenfischer

Stand: 14.12.2022 12:10 Uhr

Landwirtschaftsminister Backhaus kritisiert die neuen Beschränkungen der Aalfischerei. Der EU-Rat für Landwirtschaft und Fischerei hat ein umfassendes Schutzpaket beschlossen. Auch Fischereigenossenschaften und der Landesanglerverband reagieren mit Unverständnis und Kritik.

Entlang der Küste und in den inneren Küstengewässern mit seinen Bodden, Wieken sowie im Kleinen Haff dürfe insgesamt ein halbes Jahr lang kein Aal gezielt gefangen oder als Beifang angelandet werden, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) am Dienstag: "Dies ist eine weitere Verschärfung - zunächst vor allem für die bereits massiv unter Druck stehenden Fischereibetriebe, insbesondere der kleinen Küstenfischerei."

Schonzeit verdoppelt, drei zusätzliche Monate sollen folgen

Die Schonzeit für den Europäischen Aal wird im nächsten Jahr von drei auf sechs Monate ausgeweitet. Ein Zeitraum wurde bereits festgelegt: Er betrifft die Spanne von Oktober bis Dezember. Darüber hinaus muss Deutschland im nächsten Jahr weitere drei Monate festlegen, in denen der Aal nicht gefischt werden darf. Dabei muss auch die Wanderbewegung des Fisches berücksichtigt werden.

Oliver Greve von der Fischereigenossenschaft Wismarbucht befürchtet eine Katastrophe für die Berufsfischerei, sollte sich dieses Aalfangverbot auch auf die Sommermonate ausdehnen. "Weil unsere Fischer in diesen Monaten nur noch über Aal eine Einkommensmöglichkeit haben. Die Quoten für Dorsch und Hering sind zurückgegangen und im Sommer wird von uns im Wesentlichen der Aal gefischt." Die sogenannten Blankaale würden allerdings von den heimischen Fischern gar nicht mehr gefangen, betont Greve, weil deren Fangmethoden - Köder und Langleinen - dies gar nicht zulassen.

Freizeitfischerei auf Aal komplett untersagt

Verboten ist 2023 außerdem ganzjährig jegliche Freizeitfischerei auf den Aal in den entsprechenden Meeres- und Küstengewässern. Axel Pipping, Geschäftsführer beim Landesanglerverband, kann das ganzjährige Verbot der Freizeitfischerei in der Ostsee nicht nachvollziehen. Vor allem deshalb nicht, weil sich der Europäische Aalbestand zuletzt positiv entwickelt hat, so Pipping. Jährlich würden tausende junge Aale in die Gewässer unseres Landes gesetzt, vor allem vom Landesanglerverband. Diese Besatzmaßnahmen würden wissenschaftlich begleitet. "Dass das von den Mitgliedsstaaten der EU und von den Fischereiministern ignoriert wird, das können wir nicht verstehen. Es kommt uns so vor, dass da mehr vom Schreibtisch entschieden wird und die Sache nicht wissensbasiert betrachtet wird", so Pipping. Auch Backhaus befürchtet in diesem Zusammenhang, dass weniger Angler an die Küste kommen und so die Tourismussparte noch mehr mit Einbußen zu kämpfen hat.

EU-Fischereiminister: Bestand erhalten ist das Ziel

Oberstes Ziel sei es, so heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der EU-Fischereiminister, den einzigartigen Bestand in den europäischen Gewässern wieder herzustellen. Der Europäische Aal gilt als stark gefährdet. Der Bestand hat in den vergangenen drei Jahrzehnten deutlich abgenommen. Verunreinigte Gewässer, Wasserkraftwerke und Kormorane sind einige der vielen Todesursachen.

Fischereigenossenschaft: "Das beschleunigt nur den Untergang der Fischerei"

Michael Schütt von der Fischereigenossenschaft Freest befürchtet, dass durch die Aalfangbeschränkungen noch mehr Fischer aufgeben werden. "Das beschleunigt nur den Untergang der Fischerei", so Schütt. Er hätte sich gewünscht, dass die EU-Fischereiminister auch auf andere Gefahren stärker geschaut hätten. Noch immer würden auch viele Europäische Aale in den Turbinen von Wasserkraftwerken sterben, auch Wehre versperren ihnen den Weg in die Laichgewässer, so Schütt.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | 14.12.2022 | 12:00 Uhr

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