Rostocks Oberbürgermeister Madsen im Interview. © Screenshot

Madsen von Rostock nach Kiel: Wechsel nach nur drei Jahren

Stand: 28.06.2022 15:17 Uhr

Kiel statt Rostock, Ministeramt statt Rathaus - der Rostocker Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) geht nach nur drei Jahren im Amt in die neue schwarz-grüne Regierung von Schleswig-Holstein. Am Dienstag erklärte er seinen Rücktritt als OB.

Von Dänemark nach Rostock und nun nach Kiel - Claus Ruhe Madsen (parteilos) streicht als Rostocker Oberbürgermeister die Segel und heuert bei der neuen schwarz-grünen Landesregierung in Schleswig-Holstein als Wirtschaftsminister an. Am Dienstagnachmittag erklärte der Däne seinen Rücktritt als Rostocker OB. "Mit der Ernennung zum Minister in Schleswig-Holstein endet morgen mein Wahlbeamtenverhältnis bei der Hanse- und Universitätsstadt Rostock", heißt es in einer persönlichen Erklärung Madsens.

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"Nicht alle Probleme haben wir lösen können"

In dem Brief an die Rostocker zog der 49-Jährige eine Art Bilanz seiner dreijährigen Tätigkeit im Rathaus. "Nicht alle Probleme haben wir lösen, nicht alle Projekte zu Ende bringen können", schreibt er. "Aber ich hoffe sehr, an der einen oder anderen Stelle neue Akzente gesetzt und Innovationen ermöglicht zu haben, die Rostock als Stadt weiter voranbringen werden." Ihm sei zugetragen worden, dass die vergangenen drei Jahre einen positiven Einfluss auf die Wahrnehmung Rostocks in Deutschland hatten als ein Ort zum Glücklich-Leben. "Das ist etwas, was mich persönlich sehr freut", so Madsen weiter. "Ich werde Rostock auch weiterhin verbunden bleiben."

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Erster Oberbürgermeister ohne deutsche Staatsbürgerschaft

Bundesweit bekannt wurde Madsen als Talkshow-Gast in der Corona-Pandemie. Zuletzt ging es für ihn als Verwaltungschef vor allem um Schadensbegrenzung. Rostock sagte die für 2025 geplante Bundesgartenschau ab - ein Novum in der 70-jährigen Buga-Geschichte. Ein Novum war auch Madsens Amtsantritt 2019. Der Däne war der erste Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Er wollte vieles anders machen, die Digitalisierung der Verwaltung vorantreiben, das Fahrradfahren in der Stadt fördern, mehr auf die Bedürfnisse der Rostocker eingehen und die Wohnungsnot in der Hansestadt mit ihren gut 200.000 Einwohnern bekämpfen.

Mustergültig durch die Corona-Pandemie?

Nach Einschätzung des Kreisvorsitzenden der Rostocker CDU fällt die Bilanz "eher mittelprächtig aus". In nicht einmal drei Jahren schaffe man eben nicht die großen Projekte, sagte Daniel Peters, auch Landtagsabgeordnete und Generalsekretär der Landes-CDU. Die Partei hatte Madsen im Wahlkampf unterstützt. Punkten konnte Madsen als OB einer Stadt, die lange Zeit mustergültig durch die Corona-Pandemie kam. Zu dem Zeitpunkt sei er einer der beliebtesten Oberbürgermeister Deutschlands gewesen, sagte Peters.

Neuwahl vermutlich noch 2022

Jetzt - kurz nach dem endgültigen Aus für die Bundesgartenschau (Buga), an der eigentlich Millionen von Fördergeldern für die Stadtentwicklung hängen - steht Mecklenburg-Vorpommerns größter Stadt nun eine Neuwahl ins Haus - voraussichtlich in diesem Jahr. "Für die Stadt Rostock ist das keine gute Nachricht. Wir haben sehr große Herausforderungen zu stemmen", sagte Peters. Bis es einen neuen OB gibt, müssten laut Stadt Finanzsenator Chris von Wrycz Rekowski (SPD) als erster und Sozialsenator Steffen Bockhahn (Linke) als zweiter Stellvertreter übernehmen.

Kritik vom Buga-Ausschuss

Sybille Bachmann von der Bürgerschaftsfraktion Rostocker Bund hofft auf einen Neustart in der Stadtverwaltung. "Er war für Rostock ein toller Außenminister. Das kann er für Schleswig-Holstein auch machen", sagte Bachmann. Intern, bei der Zusammenarbeit in der Verwaltung, habe es hingegen Probleme gegeben. Noch deutlicher wird die Vorsitzende des Rostocker Buga-Ausschusses, Jana Blaschka: "Klar ist er gescheitert." Er habe zwar Digitalisierungsprojekte in die Stadt geholt, die seien aber inhaltlich nicht hinterlegt gewesen. Ansonsten habe weitgehend Stillstand geherrscht. Für ihre Heimatstadt würde sie sich über Madsens Weggang sehr freuen, sagte das Bürgerschaftsmitglied von den Unabhängigen Bürgern für Rostock.

Lob von der AfD

Das Scheitern der Buga hatte Madsen wiederholt mit den Folgen der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine begründet. Zuletzt gestand er aber auch interne Fehler ein. Der Fraktionsvorsitzende der AfD im Schweriner Landtag, Nikolaus Kramer, erklärte, wieder einmal verlasse ein kluger und innovativer Kopf Mecklenburg-Vorpommern. Er lobte Madsen für seine Kritik an "komplizierten Corona-Regeln". Madsen war nicht immer einer Meinung mit der Landespolitik was die Corona-Schutzmaßnahmen angeht.

Madsen hatte 1998 in Rostock ein Möbelhaus eröffnet. Sein Engagement als Unternehmer und seine unkonventionelle Art führten ihn an die Spitze der Rostocker IHK.

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NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 27.06.2022 | 19:00 Uhr

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