Madsen nimmt Abschied: "Ich bin nach wie vor Rostocker“
Nach rund drei Jahren als Oberbürgermeister von Rostock tritt Claus Ruhe Madsen (parteilos) zurück, um Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein zu werden. Er sei den Rostockern "wahnsinnig dankbar". Aber: "Den Anruf, den ich bekommen habe, kriegt man wahrscheinlich nur einmal im Leben", so der Däne im Interview mit dem NDR Nordmagazin.
Die Zeit Madsens als OB von Rostock läuft schon am Donnerstag (29. Juni) ab. Dann übernimmt Senator Chris von Wrycz Rekowski als erster Stellvertreter die Amtsgeschäfte, bis ein neuer OB gewählt worden ist. Im Interview mit dem NDR Nordmagazin blickte Madsen auf seine Zeit an der Verwaltungsspitze der Hansestadt zurück: "Ich habe alles gegeben in den letzten drei Jahren, um Rostock nach vorne zu bringen." Er habe immer wieder Zuspruch von den Rostockern erhalten. Es waren "drei wunderbare Jahre", die "auch mit Krisen behaftet" gewesen seien. "Wir haben vieles bewegt und Rostock steht in einem guten Licht in Deutschland". Zuletzt habe man gemerkt, dass es "vielleicht auch förderlich sein kann, wenn neue Kräfte kommen."
Viele Gespräche mit Ministerpräsident Daniel Günther: "Der macht gute Politik"
Zu den Beweggründen, die "neue und spannende Herausforderung" als Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein aufzunehmen, sagte Madsen: "Den Anruf, den ich bekommen habe, kriegt man wahrscheinlich nur einmal im Leben." Tatsächlich habe es im Vorfeld seiner Entscheidung mit dem Ministerpräsidenten Schleswig-Holsteins, Daniel Günther (CDU), viele Gespräche gegeben. "Der macht gute Politik. Er ist vorwärtsgewandt, sehr dynamisch und steht für Agilität. Er hat sehr oft mit mir gesprochen und mich gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könnte, eines Tages vielleicht in Richtung Schleswig-Holstein zu gehen." Anfangs sei es eine verrückte Idee gewesen, die dann immer konkreter geworden ist. Madsen führte auch die Nähe und engen Verflechtungen Schleswig-Holsteins zu seiner Heimat Dänemark an.
Madsen zur BUGA: Im richtigen Moment den Stecker ziehen
Mit Blick auf die breite Kritik an der Absage der BUGA in Rostock sagte Madsen, es sei wichtig, die Großprojekte realisieren zu können - trotz der Absage der eigentlichen BUGA. "Ich habe in den letzten Monaten dafür gesorgt, zu schauen: Ist das überhaupt umsetzbar?" Am wichtigsten sei es, die Stadtentwicklung weiter voranzutreiben. "Dass es uns ermöglicht wird, diese tollen Projekte zu verwirklichen und nicht auf ein einzelnes Event zu schauen, dass letztendlich vielleicht Millionenschäden herbeigeführt hätte." Man müsse auch bereit sein, im richtigen Moment den Stecker zu ziehen. "Eine BUGA wäre jetzt nicht realistisch für Rostock." Sie hätte einen hohen Schuldenberg verursacht "und das wiederum hätte uns alle Freiräume für die Zukunft genommen."
Schwierigkeit, als Parteiloser Mehrheiten zu finden
Er habe zudem festgestellt, dass es als parteiloser Oberbürgermeister "nicht ganz leicht" sei, Vorhaben durchzusetzen. Man sei einerseits von Mehrheiten in der Bürgerschaft abhängig und müsse auch Unterstützung im Land gewährleisten. Das sei schwierig. "Die Bürgerinnen und Bürger wählen Sie, und danach haben Sie aber quasi gar keine Mehrheiten. Und das müssen sie sich immer hart erkämpfen und den Willen dann auch umzusetzen." Dabei gelte es viele gute Ideen und viel Schwung einzubringen. Viele seiner Mitarbeiter seien diesen Weg mitgegangen. "Aber am Ende des Tages ist das ein sehr steiniger, sehr schwieriger Weg. Das sehe ich aber nicht als Kritik."
"Tränen vergossen für diese Stadt"
Der Abschied von Rostock falle ihm nicht leicht. "Ich bin ein Vierteljahrhundert schon in Rostock." Da gehe er nicht einfach irgendwoanders hin. "Ich habe wirklich bittere Tränen vergossen für diese Stadt, die ich so liebe. Ich bin nach wie vor Rostocker."