Flugzeugabsturz in Ostsee: Retter finden möglicherweise Körperteile

Stand: 06.09.2022 16:42 Uhr

Ein Flugzeug mit vier Insassen ist am Sonntag über der Ostsee abgestürzt. Der Privatflieger war auf dem Weg von Spanien nach Köln, flog aber weiter und überquerte dabei unter anderem die Insel Rügen. Kurz vor Lettland stürzte die Maschine ins Meer. In Rostock-Laage stiegen Eurofighter auf.

Die Luftwaffe bestätigte am Sonntagabend den Absturz der Maschine auf Twitter. Sie stürzte vor dem lettischen Hafen Ventspils ins Meer. Zuvor war jeglicher Kontakt zu dem Flieger abgerissen. Mehrere Alarmrotten unter anderem aus Rostock-Laage stiegen auf, um sich ein Bild über das ungewöhnliche Flugverhalten zu machen. Ersten Erkenntnissen zufolge ist der Pilot offenbar bewusstlos gewesen.

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Cessna-Absturz in Ostsee: Offenbar Druckabfall in Kabine

Die Maschine mit vier Passagieren an Bord war auf dem Weg von Spanien nach Köln. Nach dem Start war der Funkkontakt abgebrochen. 4 Min

Nach Angaben des lettischen Seerettungskoordinationszentrums waren bei einer nächtlichen Suchaktion zunächst nur das Wrack und Trümmerteile im Meer entdeckt worden. Am Montagabend wurden schließlich auch möglicherweise menschliche Körperteile im Meer gefunden. Der Chef des lettischen Seerettungskoordinationszentrums, Peteris Subbota, bestätigte den Fund im Radio. Die Körperteile wurden an Land gebracht und sollen nun in Ventspils von der Kriminalpolizei untersucht werden.

Verloren Flugzeuginsassen das Bewusstsein?

Hans Kjäll, ein Experte für Luftsicherheit, sagte der schwedischen Nachrichtenagentur TT, Druckprobleme könnten dazu geführt haben, dass die Passagiere das Bewusstsein verloren hätten. Gerade in Höhen, in denen Kleinflugzeuge unterwegs seien, könne dies schnell passieren. Das Flugzeug sei in einer Höhe von etwa 11.000 Metern unterwegs gewesen, wo der Luftdruck niedrig sei, so Kjäll. Wie die schwedische Zeitung "Dagens Nyheter" berichtete, handelte es sich bei dem Flugzeug um eine Cessna 551, in der bis zu zehn Personen mitfliegen können. 

Luftfahrt-Experte: Passiert alle 10 bis 15 Jahre einmal

Auch der Luftfahrt-Journalist Volker Thomalla hält die Druckabfall-These für plausibel. "Das heißt der Sauerstoff ist aus der Kabine entwichen und dadurch sind die Insassen mit großer Wahrscheinlichkeit ohnmächtig geworden", sagte Thomalla NDR MV Live. Das Flugzeug sei so lange per Autopilot weitergeflogen, bis der Sprit ausgegangen sei und dann ins Meer gestürzt. "Es hat ähnliche Fälle in der Vergangenheit gegeben. Die passieren so alle 10 bis 15 Jahre einmal." Grund für den Druckabfall könnte sowohl eine Fehlbedienung als auch ein technischer Defekt wie etwa ein undichtes Ventil sein.

Absturz über bewohntem Gebiet drohte nicht

Doch was hätten die aufgestiegenen Kampfjets überhaupt machen können? "Im Prinzip haben die Militärflugzeuge keine Möglichkeit einzugreifen, außer dass sie das Flugzeug - wenn es droht, auf bewohntes Gebiet abzustürzen - dann abschießen." Es sei in diesem Fall allerdings klar gewesen, dass kein Absturz auf bewohntes Gebiet drohe. "Man hat in einem solchen Fall Unterlagen darüber, wieviel das Flugzeug getankt hat und wieviel Treibstoff noch an Bord ist. Daraus ergibt sich dann eine Reichweite, die das Flugzeug hat", so Thomalla. Dies sei zwar immer nur ein Schätzwert, der aber einen Bereich, in dem das Flugzeug abstürzen kann, auf 100 bis 200 Kilometer eingrenzen könne.

Kölner Karnevalist und Unternehmer war Pilot

Der österreichischen Nachrichtenagentur APA zufolge war der Jet in Österreich registriert und auf ein deutsches Unternehmen zugelassen. Nach Informationen des WDR soll der Kölner Unternehmer und Karnevalist Peter Griesemann der Pilot gewesen sein. An Bord der Maschine sollen den Angaben zufolge drei weitere Mitglieder seiner Familie gewesen sein.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 06.09.2022 | 18:00 Uhr

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