Fachkräftemangel: Handwerkskammern beklagen "Akademisierungswahn"
Weil in Mecklenburg-Vorpommern Fachkräfte vor allem im Handwerk fehlen, fordern die Präsidenten der Handwerkskammern im Land eine Bildungswende, um mehr junge Leute statt an die Hochschulen in die Ausbildung zu bekommen.
Mit einem drastischen Appell haben sich die beiden Handwerkskammern in Mecklenburg-Vorpommern an die Landespolitik gewandt. Die Spitzen-Organisationen des Handwerks beklagen einen so wörtlich "Akademisierungswahn" und fordern eine Bildungswende.
Kein Mangel, sondern Notstand
Aus dem Fachkräfte-Mangel im Handwerk sei längst ein "Fachkräfte-Notstand" geworden, so die Handwerkskammern. Freie Stellen könnten nicht besetzt werden, es fehle an Nachwuchs, die Auswirkungen würden die Kunden jeden Tag spüren. So müsse auf einen Handwerkertermin auch mal bis zu drei Monate gewartet werden. Besonders knapp sei es in der Elektro-, Sanitär- und Heizungsbranche.
Höhere Hürden für Hochschulen
Einen Grund sehen die beiden Kammerpräsidenten, Uwe Lange für Schwerin und Axel Hochschild für Ostmecklenburg-Vorpommern, in dem Drang an die Hochschulen. Der werde zwar als Problem erkannt, die Politik steuere aber nicht dagegen. In Mecklenburg-Vorpommern kämen auf 38.000 Studierende rund 19.000 Lehrlinge - 5.000 davon im Handwerk. Die Handwerkskammer fordern deshalb eine Bildungswende. Höhere Zugangshürden mit einem Numerus Clausus für alle Hochschulfächer könnten den Trend umkehren. An der Lehrstellen-Börse im Handwerk gebe es 800 freie Stellen. Kritiker fordern bessere Bezahlung und mehr Aufstiegsmöglichkeiten im Handwerk.