Stand: 15.05.2016 09:00 Uhr

Warum sind wir kitzelig?

Ein Junge mit gehobenem Zeigefinger steht vor einer Tafel, an der ein Foto haftet: Kitzeln © Fotolia.com Foto: Junge vor Tafel: photophonie, Foto: pressmaster
Wenn wir jemanden kitzeln, zeigen wir ihm, dass wir ihn mögen. Aber wir können jemanden damit auch ganz schön doll ärgern.

"Ich kitzel immer meine Schwester, wenn sie mich ärgert", sagt Maja. Tjark wird oft von seinem Vater durchgekitzelt, Moritz auch. Und Bent sagt: "Ich kitzel manchmal meinen Bruder, wenn er mich ärgert und dann ist es blöd, weil er mit den Füßen immer austritt, da muss man sich in Acht nehmen." Wer besonders kitzelig ist, hat es nicht immer leicht im Leben. Gekitzelt werden ist nicht unbedingt ein Vergnügen. Manchmal kreischen wir auf oder krümmen uns vor Lachen, wenn wir gekitzelt werden. Das kann auch schon mal richtig anstrengend werden! 

Kitzeln als Folter?

"Wenn ich gekitzelt werde, dann lache ich immer so doll und dann kriege ich immer Bauchschmerzen", sagt Paula. "Man kann damit andere auch ärgern. Manchmal ist es auch ganz lustig, aber wenn es so an der Schwachstelle ist, dann ist es auch ein bisschen doof. Man muss auch immer so doll lachen, dann nervt das ein bisschen", findet Luisa. So kann ein bisschen Kitzeln schon mal zu einer richtigen und sogar schmerzhaften Kitzelattacke werden! Was für den Kitzelnden ein herrlicher Spaß ist, wird für den Gekitzelten schnell unangenehm.

Im Ernst: Kitzeln kann zur Quälerei werden. Die alten Römer sollen manchmal ihren Gefangenen auf deren nackte Füße Salz gestreut haben. Dann durften Ziegen das Salz unter den Füßen ablecken. Das hat so furchtbar gekitzelt, dass manche davon verrückt geworden sind.

Dass wir kitzelig sind, ist ein wichtiger Reflex, der uns auf mögliche Gefahren aufmerksam macht. Denn auf der Haut haben wir ganz viele Punkte, die wahrnehmen, wenn wir berührt werden, sagt Biologielehrerin Laura Perschke. "Dann kommt dieses Signal: 'Okay, wir werden berührt' an unser Gehirn. Eigentlich ist das ja sehr, sehr gut, weil wir dann einen reflexartigen Schutz haben. Wir müssen entweder weglaufen oder jemanden schlagen, der uns berührt, weil wir das eigentlich nicht wollen. Wenn das aber passiert und wir werden berührt und das Gehirn merkt, dass da gar keine Gefahr ist, dann haben wir ein Gefühl der Erleichterung. Dann fühlen wir uns glücklich und lachen automatisch."

Das Lachen kann also ein Zeichen der Erleichterung sein. Lautes Lachen und Kreischen hilft uns auch, die Anspannung, die durch das Kitzeln entsteht, loszuwerden. Anders wäre es ja manchmal kaum auszuhalten.

Kann man sich selbst durchkitzeln?

Übrigens ist euch bestimmt schon aufgefallen, dass ihr an bestimmten Stellen besonders kitzelig seid, oder? "Ich bin eigentlich überall ganz, ganz doll kitzelig, aber am meisten unter den Füßen und am Bauch", sagt Johanna. Laura ist hauptsächlich am Bauch kitzelig und Luisa am meisten am Hals und unter den Füßen. An manchen Stellen sind wir besonders kitzelig, weil diese Bereiche besonders verletzlich sind. Da schlagen die Nerven dann schnell Alarm, zum Beispiel an der Taille oder am Bauch. Denn dort liegen wichtige Organe. Übrigens: Sich selbst kitzeln, das funktioniert nicht, sagt Laura: "Ich habe das auch schon mal ausprobiert mich selber zu kitzeln, aber das geht irgendwie nicht. Man bekommt das nicht hin. Aber wenn meine Eltern oder meine Freunde mich durchkitzeln, dann muss ich auch immer lachen."

Das Selber-Durchkitzeln kann gar nicht funktionieren, weil wir da ja genau wissen, wann und wo wir uns selbst berühren, sagt Lehrerin Laura Perschke: "Dann ist es nicht mehr das Überraschungsmoment, dass jemand von hinten kommt und euch am Bauch kitzelt. Wenn wir uns selber kitzeln wollen, dann funktioniert das leider nicht."

Ihre Schüler haben noch eine Frage an Laura Perschke: An welchen Körperstellen ist sie denn eigentlich kitzelig? "Die verrate ich nicht!“ Sicher ist sicher ...

Bild für Podcast "Mikado macht schlau" © NDR
AUDIO: Warum sind wir kitzelig? (4 Min)

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NDR Info | 15.05.2016 | 08:05 Uhr

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