NDR Info - Redezeit

Wie können wir Kindern von suchtkranken Eltern helfen?

Dienstag, 20. Februar 2024, 19:03 bis 20:00 Uhr

Wie können wir Kindern von suchtkranken Eltern helfen?

20.02.2024 | 19:03 Uhr

Hörerinnen und Hörer haben in der NDR Info Redezeit mit Expertinnen über Hilfen für Kinder Suchtkranker diskutiert. Die Sendung als Video-Mitschnitt.

Drei Millionen Kinder in Deutschland wachsen mit suchtkranken Eltern auf. Ihre Nöte und ihre Sorgen bleiben meist im Verborgenen. Das war das Thema der Redezeit am Dienstag.

"Die schlimmsten Verletzungen fügen Drogen Menschen zu, die selbst keine Drogen nehmen: Es sind die Kinder von Alkoholkranken oder anderen Süchtigen": Dieser mahnende Satz findet sich auf der Webseite des Vereins NACOA (National Association for Children of Addicts). Er setzt sich für Kinder aus suchtbelasteten Familien ein. Und davon gibt es viele: Jedes sechste Kind wächst nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums in einer Familie auf, in der mindestens ein Elternteil abhängig ist, überwiegend von Alkohol, aber auch von Tabletten, harten Drogen oder Glücksspielen.

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Julia mit auf einem Foto mit ihrer Mutter, das vor deren Alkoholsucht aufgenommen wurde. © Screenshot

Fast jedes sechste Kind wächst mit suchtkranken Eltern auf

Schuld, Scham und Traurigkeit dominieren Julias Teenager-Zeit. Als sie zwölf Jahre alt ist, beginnt ihre Mutter zu trinken. Fünf Jahre später ist die Mutter tot. mehr

Betroffene Kinder müssen früh Verantwortung übernehmen

Die Kinder wachsen mit Angst, Scham und Unsicherheit auf. Die suchtkranke Mutter oder der Vater ist auf das Suchtmittel fokussiert - und das andere Elternteil sorgt sich um den kranken Partner. Dabei bleibt wenig Raum für die Kinder. Sie bekommen wenig Aufmerksamkeit, fühlen sich verantwortlich, tragen schwer an der Last, den Haushalt zu versorgen oder jüngere Geschwister zu betreuen. Und sie überwachen sogar den Konsum des kranken Elternteils.

Sänger Max Mutzke: Meine Mutter war alkoholkrank

Der Verein NACOA stellt klar, dass auch AlkoholikerInnen ihre Kinder lieben würden. Da sie aber aufgrund ihrer Krankheit starken Stimmungsschwankungen unterliegen, können sie ihnen oft nicht die Verlässlichkeit und emotionale Zuwendung bieten, die sie für eine gesunde Entwicklung brauchen. "Diese Kinder müssen gesehen, gehört und unterstützt werden", erklärt Burkhard Blienert, Bundesdrogenbeauftragter. Sänger Max Mutzke setzt sich als NACOA-Schirmherr für die Kinder aus suchtbelasteten Familien ein. "Ich weiß selbst, wie hilflos man sich als Kind fühlt, denn auch meine Mutter war alkoholkrank und ist letztendlich daran gestorben."

Max Mutzke mit "Forever Strong" auf der Bühne beim ESC Vorentscheid in Berlin. © NDR Foto: Claudia Timmann
AUDIO: Max Mutzke zu Alkoholsucht: Weg vom Denken, als Kind mitschuldig zu sein (8 Min)

Betroffene Kinder sind suchtgefährdeter

Dazu kommt: Über diesen schwierigen Start ins Leben kommen die Kinder auch als Erwachsene oft schwer hinweg. Zudem steigt das Risiko, selbst in eine Abhängigkeit zu geraten. Wir wollen in der Redezeit auf das tabuisierte Thema der Suchterkrankung von Eltern schauen und auch aufzeigen, wie Kindern geholfen werden kann. Wir fragen aber auch: Wie kommt es zu so hohen Zahlen, gerade bei der Alkoholsucht? Wen betrifft sie? Wann gilt man als alkoholsüchtig, wann ist das regelmäßige Gläschen zu viel? Was glauben Sie - unterschätzen wir die Gefahr von Alkohol immer noch? Auch darüber wollen wir mit Ihnen sprechen in der NDR Info Redezeit.

NDR Info Moderatorin Nina Zimmermann begrüßte als Gäste:

Dr. Anne Koopmann
Psychologin an der Klinik für abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim

Anna Oliar
Leiterin der Online-Beratung bei NACOA Deutschland, Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V.

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NDR Info Moderatorin am Mikrofon. © dpa picture alliance Foto: Axel Heimken

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