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LNG: Wie viel Flüssigerdgas kommt derzeit in Deutschland an?

Stand: 25.04.2024 08:30 Uhr

Welche LNG-Terminals im Norden sind bereits in Betrieb, und wie viel wird dort eingespeist? Welchen Anteil hat LNG an den gesamten Gas-Importen? Verfolgen Sie alle wichtigen Daten in unserer Live-Übersicht.

von Claus Hesseling, Isabel Lerch

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1. An welchen Terminals im Norden wird wie viel LNG eingespeist?
2. Wie hoch ist der LNG-Anteil am Gas-Import insgesamt?
3. Wo in Norddeutschland befinden sich die LNG-Terminals?
4. Welche LNG-Terminals sind bereits im Regelbetrieb?
5. Warum steht LNG in der Kritik?
6. Wie entsteht der Preis für LNG?

An welchen Terminals im Norden wird wie viel LNG eingespeist?

Über schwimmende Terminals erhält Deutschland Flüssigerdgas (LNG). Dies soll teilweise das fehlende Erdgas aus Russland ersetzen. Die folgende Grafik zeigt, wie viel "Liquefied Natural Gas" an welchen Terminals im Norden eingespeist wird.

Am meisten LNG wird aktuell in Wilhelmshaven eingespeist, in Lubmin und Brunsbüttel sind die Mengen momentan noch geringer.

Wie hoch ist der LNG-Anteil am Gas-Import insgesamt?

Die folgende Grafik zeigt die täglichen LNG-Importe nach Deutschland im Vergleich mit der insgesamt importierten Erdgasmenge:

Der LNG-Anteil am gesamten Erdgas-Import nach Deutschland ist noch gering. Er soll aber steigen, je mehr Flüssigerdgas-Terminals angeschlossen werden. Wenn alle sechs beschlossenen schwimmenden Terminals in Betrieb sind, hätten sie laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eine Gesamtkapazität von rund 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas - das entspreche knapp der halben Menge, die 2021 aus Russland importiert wurde. Mit dem Bau von stationären Terminals werde die Menge eventuell noch aufgestockt, wenn die Netzkapazität dies zulasse.

Wo in Norddeutschland befinden sich die LNG-Terminals?

Von den fünf Standorten für die LNG-Terminals befinden sich zwei in Niedersachsen (in Wilhelmshaven an der Nordsee und in Stade an der Elbmündung), einer im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel sowie zwei in Mecklenburg-Vorpommern (in Lubmin sowie in Mukran auf Rügen).

Welche LNG-Terminals sind bereits im Regelbetrieb?

Drei LNG-Terminals, bei denen das Flüssigerdgas auf Schiffen zurück in den gasförmigen Zustand umgewandelt wird, sind bereits im Regelbetrieb: Wilhelmshaven I, Brunsbüttel und Lubmin. Weitere Terminals befinden sich noch in der Planungs- oder Bauphase.

Das Terminal in Stade befindet sich aktuell in einem mehrwöchigen Probebetrieb. Mitte März ist dort das schwimmende Terminal "Energos Force" angekommen - begleitet von Protesten und einem Großaufgebot der Polizei. In Wilhelmshaven verschiebt sich der Start eines zweiten schwimmenden Terminals auf das zweite Quartal 2024. In einigen Jahren sollen dann in Wilhelmshaven, Stade und Brunsbüttel die schwimmenden Terminals durch stationäre Anlagen abgelöst werden.

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Für Rügen wurden die Pläne Anfang Juli 2023 durch den Beschluss von Bundestag und Bundesrat geändert: Anstelle der zwei bisher geplanten Terminals auf dem Meer vor Rügen, soll es zwei schwimmende Terminals im Hafen von Mukran in der Stadt Sassnitz geben. Zur Anbindung an das Gasnetz wurde eine 50 Kilometer lange Pipeline durch den Greifswalder Bodden nach Lubmin verlegt. Das erste Schiff, die "Energos Power", hat am 24. Februar in Mukran festgemacht und befindet sich im vorzeitigen Probebetrieb. Seit dem 1. März wurde durch die Pipeline schon mehrfach Gas ins Netz eingespeist. Der Regelbetrieb wurde am 10. April offiziell genehmigt und soll spätestens Mitte Mai starten. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kündigte eine Klage an. Ohne Not würden Ökosysteme vor Rügen gefährdet, so Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Als zweites soll im Sommer noch das Terminalschiff aus Lubmin nach Mukran verlegt werden.

Gegen die Pläne auf und um Rügen regt sich weiterer Protest – Umweltschützer befürchten eine Zerstörung der Natur, Politiker und Anwohner Lärm und Nachteile für den Tourismus. Die Gemeinde Binz, in Sichtweite des Hafens von Mukran, hat schon mehrere Gutachten vorgelegt, die Mängel in den Plänen benennen. Die Gemeinde will nun Klage beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig einreichen.

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Warum steht LNG in der Kritik?

Grundsätzlich ist die Gewinnung und Verwendung von LNG als fossilem Rohstoff umstritten. So fördern die USA Erdgas zum Beispiel vor allem mithilfe der umstrittenen Fracking-Methode. Dafür wird dichtes Gestein aufgebrochen: Mittels Bohrungen wird mit hohem hydraulischen Druck eine Flüssigkeit in das Gestein gepresst. Dadurch sollen Risse erzeugt oder bestehende Risse geweitet werden, um Gas freizusetzen. Dieser Vorgang birgt Risiken für die Umwelt - daher steht das Fracking-Verfahren in der Kritik.

Zudem besteht LNG fast komplett aus Methan, das auf dem Produktions- und Lieferweg entweichen könnte. Methan ist ungefähr 25-mal so klimaschädlich wie Kohlenstoffdioxid und trägt stark zum Treibhauseffekt bei.

Die Politik beteuert, dass die LNG-Infrastruktur in Zukunft auch für "grünen Wasserstoff" genutzt werden kann, was Kritiker bezweifeln. Umweltverbände kritisieren zudem die aus ihrer Sicht unverhältnismäßig lange Laufzeitgenehmigung bis 2043. Sie fürchten, dass dadurch die fossile Energieversorgung "zementiert" wird.

Ein anderer Kritikpunkt aus Sicht der Klimaverträglichkeit, ist die Dimension der neuen Infrastruktur: So kommt eine Studie des New Climate Institute zu dem Schluss, dass der geplante Ausbau deutscher Importkapazitäten für verflüssigtes Erdgas zu groß geraten sei. Das Erreichen der Klimaziele könnte dadurch gefährdet werden, schreiben die Fachleute. Auch nach einerEinschätzung des Forschungsinstituts DIW aus dem Februar 2024 sind die Pläne für den Ausbau von LNG-Infrastruktur überzogen.

Nach knapp einem Jahr Betrieb zeigt sich, dass die ersten drei LNG-Terminals nur zur Hälfte ausgelastet waren.

Wie entsteht der Preis für LNG?

LNG wird nicht gesondert mit einem eigenen Preis an der Börse gehandelt, sondern wird, wie "normales" Erdgas behandelt, sobald es eingespeist wurde. Jedoch bestimmen die höheren Beschaffungspreise für LNG den Gashandel, sagt Energie-Experte Jochen Linßen.

Somit kann das Flüssigerdgas auch den Preis für das an der Börse gehandelte Pipeline-Gas in die Höhe treiben, so der Wissenschaftler am Forschungszentrum Jülich und Professor für Gas- und Wasserstoffinfrastrukturen. Bei kurz- und langfristigen Lieferverträgen, zum Beispiel mit Ländern wie Katar oder den USA, gelten wiederum andere Preise, die vom Börsenpreis deutlich abweichen können.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Nordmagazin | 25.10.2023 | 19:30 Uhr

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Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

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