Schlagloch in einer Fahrbahn. © fotolia Foto: Peter Atkins
Schlagloch in einer Fahrbahn. © fotolia Foto: Peter Atkins
Schlagloch in einer Fahrbahn. © fotolia Foto: Peter Atkins
AUDIO: Neues Verfahren im Straßenbau: Schlaglöcher stopfen 2.0 (5 Min)

Neues Verfahren für den Straßenbau: Schlaglöcher stopfen 2.0

Stand: 02.11.2022 20:00 Uhr

Schlaglöcher entstehen meist in der kalten Jahreszeit und können dann nicht direkt repariert werden, weil die meisten Asphaltmischwerke Winterpause machen. Forscher aus Leipzig haben nun eine Lösung für dieses Problem entwickelt - eine Art Mikrowelle für Asphalt.

von Natalie Putsche

Im Straßenbau wird seit Jahren nach Lösungen für effizienteres Arbeiten gesucht. In den nassen, kalten Monaten sind viele Tätigkeiten zu gefährlich oder nicht machbar, weil der Boden gefroren ist. Das ist auch der Hauptgrund, warum die meisten Asphaltmischwerke Winterpause machen. Am Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung haben sich vor diesem Hintergrund zwei Physiker, ein Chemiker, zwei Ingenieure und eine Wirtschaftswissenschaftlerin zusammengetan und den Prototyp der Maschine RWA 24/7 entwickelt, um dieses Problem zu lösen.

Heißasphalt wird direkt am Schlagloch produziert

Die Physiker Markus Kraus und Ulf Roland und der Chemiker Ulf Trommler vor ihrer Maschine Maschine RWA 24/7. © NDR Foto: Natalie Putsche
Die Physiker Markus Kraus und Ulf Roland und der Chemiker Ulf Trommler vor ihrer Maschine.

Dr. Markus Kraus ist Physiker und hat die RWA 24/7 mitentwickelt. Er erklärt: "Mit dieser Maschine ist es möglich, heißen Asphalt direkt am Schlagloch zu jeder Tages- und Jahreszeit zu produzieren. RWA steht für Radiowellen-Asphalt und 24/7 für den Einsatz; 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche."

Der Prototyp wurde auf einen Anhänger montiert, um damit zu Baustellen fahren zu können. Mit elektromagnetischen Wellen, wie bei einer Mikrowelle, werden vorgefertigte Asphaltplatten direkt vor Ort erwärmt. Ist der Asphalt heiß, fallen die Stückchen durch Spalten in eine sogenannte Thermobox und werden dort bis zum Einsatz warmgehalten. Wird ein Auslass geöffnet, fällt der krümelige, heiße Asphalt entweder direkt ins Schlagloch oder für einen kurzen Transportweg in eine Schubkarre. Kraus: "Die Maschine hat einen Diesel-Stromgenerator, soll perspektivisch aber mit Wasserstoff betrieben werden."

Große Kostenersparnis gegenüber Kaltasphalt

Ein Straßenwart flickt ein Schlagloch und im Hintergrund parken Auto. © NDR Foto: Fabian Weißhaupt
Kaltasphalt kann einfach in einem Eimer transportiert werden und wird deshalb häufig für kleine Ausbesserungen genutzt. Für Heißasphalt braucht man spezielle Transportmaschinen.

Das Verfahren hat laut seiner Entwickler neben der Dauereinsatzbereitschaft ein großes Einsparpotenzial. Der Heißasphalt kostet etwa 100 Euro je. Herkömmlicher Kaltasphalt, der auch im Winter verlegt werden kann, schlägt dagegen mit einem Preis ab 1.000 Euro je Tonne zu Buche. Zudem ist Kaltasphalt nicht so beständig und reparierte Stellen müssen häufiger nachgebessert werden.

Physiker Kraus: "Dadurch, dass man nicht jedes Jahr die gleiche Straße wieder sanieren muss, kann man mit dem gleichen Aufwand zu geringeren Kosten mehr und mehr Straßen wieder in einen besseren Zustand bringen. Zudem können wir auch rissigen Asphalt direkt in der Straße ausheilen, bevor Schlaglöcher entstehen."

Erste Schlaglöcher soll diese Winter repariert werden

Noch ist nicht klar, wo die Maschine erstmals zum Einsatz kommen wird. Viele Städte seien bereits interessiert und noch diesen Winter soll es erste Testläufe geben, hoffen die Entwickler. Und danach? Kraus: "Wenn man den angepeilten Preis dieser Maschine nimmt, liegt man bei ungefähr 400.000 Euro. Eine Fertigungsanlage für Serienproduktion könnte sich nach etwa drei Jahren amortisiert haben."

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