VW-Fahrzeuge stehen auf einem Parkplatz. © Picture Alliance
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AUDIO: Strompreisbremse für E-Autos? Nicht überall (7 Min)

E-Autos: Verkauf zu Jahresbeginn stark eingebrochen

Stand: 07.02.2023 10:05 Uhr

Im Vergleich zum Vormonat ist der Verkauf von E-Autos um 80 Prozent eingebrochen. Neben den gestiegenen Energiekosten spielen auch gesunkene staatliche Förderungen dabei eine Rolle.

Die stark gesunkenen Verkaufszahlen im E-Auto-Markt belegen eine Verunsicherung bei den Käufern. Rechnet sich der Kauf eines E-Autos noch? Wie wirkt sich die Strompreisbremse beim Laden der E-Autos aus? Die wichtigsten Antworten gibt Nicolas Lieven aus der NDR Info Wirtschaftsredaktion.

Warum ist der Verkauf von E-Autos in Deutschland im Januar so stark eingebrochen?

Der Hauptgrund ist sicher, dass zum Jahreswechsel die staatliche Förderung gesunken ist. Deshalb haben viele ihren Kauf und auch die Zulassung vorgezogen - auf Dezember. Dazu kommt: Die E-Autos sind weiter sehr teuer im Vergleich zu Benzinern und Diesel-Fahrzeugen. Oftmals um 20 Prozent bis 40 Prozent. Und viele Autos brauchen auch einfach relativ viel Strom. Weil der Akku schwer ist und weil die Autos sehr häufig hochmotorisiert sind. Der ADAC hat gerade einen Test durchgeführt: Da lag die Spanne zwischen 17 Kilowattstunden und fast 31 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Ein Beispiel: An einer öffentlichen Ladesäule ohne speziellen Vertrag kostet der Strom ungefähr 60 Cent pro Kilowattstunde. An den Schnellladesäulen auf der Autobahn sind es 79 Cent bis zu 96 Cent. Hochgerechnet bedeutet das: Wenn das Auto relativ viel Strom benötigt, sind das ungefähr 25 Euro auf 100 Kilometer. Und das ist doch eine ganze Menge Geld.

Nun kommt die Strompreisbremse. Wird dadurch das E-Auto fahren nicht günstiger?

Für viele Menschen schon. Allerdings muss man differenzieren zwischen den öffentlichen Ladesäulen und den eigenen vier Wänden. Zuhause ist es am günstigsten zu laden. Das machen auch 95 Prozent der E-Autobesitzerinnen und Besitzer. Hier greift die Strompreisbremse, weil der Strom für E-Autos zum Haushaltsstrom dazugerechnet wird, übrigens auch rückwirkend für Januar und Februar. Also profitiert man schon jetzt davon. Vor allem, wenn man laut Stromvertrag zurzeit mehr bezahlt als 40 Cent pro Kilowattstunde - da liegt der Deckel. Wobei hier noch einmal der Hinweis: Viele Tarife liegen derzeit unter diesem Deckel, unter 40 Cent pro Kilowattstunde. Da kann sich ein Wechsel lohnen. Wenn man das hochrechnet: Sie fahren ein günstiges Auto, das etwa 15 Kilowattstunden auf 100 Kilometer benötigt, mal 40 Cent: Da sind sie für sechs Euro unterwegs.

Wie sieht es denn mit der Strompreisbremse und den öffentlichen Ladesäulen aus?

Ein E-Auto steht an einer Ladesäule. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte
Beim Tanken an gewerblichen Ladesäulen profitiert der E-Fahrzeugfahrer nicht von der Strompreisbremse.

Da muss man davon ausgehen, dass die Strompreisbremse oder der Betrag daraus, nicht weitergegeben wird. Laut Gesetz profitiert nämlich der sogenannte "Letztverbraucher". Und jetzt ist die Frage: Wer ist denn Letztverbraucher? Und die Antwort hat der Gesetzgeber 2016 schon gegeben im "Gesetz zur Weiterentwicklung des Strommarktes". Und da heißt es, der Betreiber der Ladesäule ist der Letztverbraucher. Der Gedanke dahinter ist einfach, dass der Gesetzgeber gesagt hat, dass der Ladesäulenbetreiber ja kein Stromproduzent sein muss, kein Versorger, sondern möglicherweise der Autohersteller ist. Und die Folge davon ist, dass nicht die Kunden profitieren vom Strompreisdeckel, sondern der Ladesäulenbetreiber. Und da sprechen wir jetzt nicht über den Deckel von 40 Cent, sondern von netto 13 Cent. Das ist nämlich der "Industriedeckel".

Heißt das, der Ladesäulen-Betreiber bekommt die Erstattung?

Davon muss man erst einmal ausgehen. Das Bundeswirtschaftsministerium hat das auch so bestätigt. Das liegt im Ermessen des Ladesäulen-Betreibers. Natürlich haben wir auch da nachgefragt, beispielsweise bei EnBW. Die sagen, dass Sie das ja gerne weitergeben möchten, aber sie wüssten nicht, was am Ende dabei rauskommt, dass ließe sich erst zum Jahresende einschätzen und vielleicht auch erst, wenn die Strompreisbremse abgelaufen ist. Das Gesetz sei auch gar nicht eindeutig und klar. Es ist im Augenblick noch eine Art Reparaturgesetz in Arbeit in Berlin. Aber ob das die Ladesäulen betrifft, wissen wir nicht. Von daher muss man davon ausgehen, dass wahrscheinlich bis zum Ende des Jahres erst mal nichts kommt. So ehrlich muss man sein.

Der Ausbau der Ladesäulen in Deutschland lahmt. Wie soll das Ziel von 15 Millionen reinen E-Autos überhaupt erreicht werden?

Das wird schwierig. Wir haben im Augenblick knapp 1 Million reine E-Autos. Was wir im Augenblick an neuem Trend sehen, ist, dass eigentlich alle Hersteller daran arbeiten, günstigere E-Modelle auf die Straße zu bringen. Es gibt gerade eine Studie vom Center Automotive Research aus Duisburg, die sagen, E-Neuwagen kosten im Schnitt derzeit ungefähr 43.000 Euro. Die Preise sind in den vergangenen Jahren massiv gestiegen.

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Schauen wir nach China, da sind die Preise inzwischen massiv gefallen. Auch deshalb versucht man jetzt in Europa, günstigere Varianten herzustellen. Daran arbeiten zum Beispiel Citroën, Renault und auch VW. Günstiger heißt in diesem Fall ungefähr 25.000 Euro. Diese Wagen sind dann unterwegs mit einer kleineren Batterie und mit weniger Reichweite. Der Akku macht ja immer noch ungefähr ein Drittel der Kosten aus. Aber es wird für deutsche Autohersteller extrem schwer, weil die Konkurrenz aus China doch ziemlich auf die Preise drückt. Da gibt es zum Beispiel Nio, BYD, Ora, die haben zum Teil Preisvorteile von 8.000 bis 10.000 Euro. Wuling ist auch ein Hersteller, der bringt jetzt ein Cabrio heraus für 14.000 Euro.

Welche Trends sind bei Elektrofahrzeugen noch zu erkennen?

Was noch im Kommen ist, sind sogenannte Mikrocars und E-Leichtfahrzeuge, die meist nur unter hundert Kilometer Reichweite haben und zum Teil auch nur maximal 45 Stundenkilometer schnell sind. Die Preise liegen in dem Segment bei ungefähr 10.000 Euro. Aber schauen wir nach China, da kosten E-Fahrzeuge 4000 Euro. Also der Druck auf die europäischen Hersteller wird sicherlich noch wachsen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Wirtschaft | 07.02.2023 | 08:41 Uhr

Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

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