49-Euro-Ticket: Pendler profitieren - Familien müssen rechnen

Stand: 30.03.2023 11:20 Uhr

Das Deutschlandticket für 49 Euro soll, wie auch schon das 9-Euro-Ticket, im Nahverkehr alles einfacher machen. Die Ausführung des 49-Euro-Tickets ist allerdings Ländersache, regional kann es zu Unterschieden kommen. ÖPNV-Nutzer sollten die Angebote also vergleichen.

von Verena von Ondarza

Mit dem Deutschlandticket erhofft sich die Ampel-Regierung einen Beitrag zur Verkehrswende und zur Minderung der CO2-Emissionen. Mehr Menschen sollen ihr Auto stehen lassen und stattdessen regelmäßig mit Bus und Bahn fahren. Geplanter Verkaufsstart ist der 3. April. Lohnt sich das Ticket aber wirklich für alle?

Wie viele kann das Ticket zum Umstieg in den ÖPNV bewegen?

Mobilitätsforscher haben bemängelt, dass das Deutschlandticket mit einem Preis von 49 Euro im Monat zu teuer sei, um wirklich viele Menschen zum Umstieg zu bewegen. Auch der Verband der Verkehrsunternehmen kommt in Befragungen zu dem Schluss, dass voraussichtlich nur rund 5,6 Millionen neue Kunden dazukommen werden. Die Umfragen zeigen auch, dass bei denen, die heute schon eine Monatskarte haben, nur knapp elf Millionen Menschen auf das Ticket wechseln könnten oder sollten, denn für viele, die jetzt schon eine Monatskarte haben, ist das Deutschlandticket nicht wirklich attraktiv.

Pendler profitieren - wie sieht's aber für Familien aus?

Entscheidend ist oft nicht nur der Preis, sondern auch die anderen Bedingungen des bisherigen Abonnements. Beim Blick in aktuelle Abo-Bedingungen und Tarifpläne von Verkehrsbetrieben sieht man, dass viele Monatskarten noch so einige Vorteile haben, die beim Deutschlandticket fehlen. Zum Beispiel gibt es bei vielen Monatskarten die Möglichkeit abends und an Wochenenden weitere Erwachsene und mehrere Kinder auf ein Ticket mitzunehmen. Manche Verkehrsunternehmen bieten sogar Monatskarten an, die übertragbar sind. Das alles gibt es beim Deutschlandticket nicht. Es ist nicht übertragbar und Kinder können nur kostenlos mitfahren, wenn sie jünger als sechs Jahre sind. Für Familien kann es in manchen Fällen mit dem Deutschlandticket also sogar teurer werden als mit ihren aktuellen Abos, weil sie mehr Fahrscheine kaufen müssen.

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Ein Handydisplay zeigt ein Deutschlandticket an, im Hintergrund ein Bahnabteil. © Imago Images Foto: Rolf Poss

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Wie werden Abo-Monatskarten umgestellt?

Die Umstellungsverfahren sind Sache der Verkehrsbetriebe und hier bei uns im Norden wird das unterschiedlich gehandhabt. In Hamburg will der HVV alle Abos - bis auf eines - automatisch auf das Deutschlandticket umstellen. Eine Sprecherin hat das damit begründet, dass sie nur einen einzigen Tarif haben, der aktuell weniger als 49 Euro kostet. Dieser bleibt bestehen, diese Kundinnen und Kunden können dann wählen, ob sie wechseln. Die anderen Verkehrsbetriebe im Norden wollen es ihren Kundinnen und Kunden für alle Tarife freistellen, ob sie wechseln wollen. Sie rechnen aber damit, dass viele bei ihren alten Abos bleiben werden.

Schüler, Studierende, Azubis und Senioren - wird es Rabatte geben?

Weitere Rabatte sind laut dem Bundesverkehrsministerium Sache der Länder: sie zu gewähren und auch zu finanzieren. Die Länder wiederum sind mit ihren Entscheidungen gerade noch in der Findungsphase. Am konkretesten sind die Pläne in Hamburg. Dort soll es auch weiter einen Sozialrabatt geben - also im Prinzip ein Deutschlandticket für rund 25 Euro pro Monat. Das gilt dann für alle, die auch jetzt Anspruch auf einen Sozialrabatt haben. Und Studierende sollen die Möglichkeit bekommen, für 20 Euro im Monat ihr Semesterticket zu einem Deutschlandticket aufzustocken. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern heißt es, dass Rabatte für Jugendliche und Senioren gerade diskutiert würden. In Niedersachsen sind Rabatte für Jugendliche und weitere Gruppen zwar geplant, sollen aber frühestens im nächsten Jahr kommen.

Welche Regelungen gibt es zu Jobtickets?

Bund und Länder haben beschlossen, dass sie die Umwandlung von Jobtickets in Deutschlandtickets nochmal bezuschussen. Bedingung ist, dass die Arbeitgeber mindestens 12 Euro der monatlichen Ticketkosten übernehmen. Der Staat legt dann zusätzlich einen kleinen Rabatt drauf. Das heißt, als Jobticket gibt es das Deutschlandticket dann für knapp 34 Euro im Monat. Aber: Letztlich ist es eine Entscheidung des Arbeitgebers, ob er oder sie das Jobticket zu einem Deutschlandticket machen.

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Dieses Thema im Programm:

Markt | 03.04.2023 | 20:15 Uhr

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