Studie: Weniger Temposünder auf Hamburgs Straßen

Stand: 22.11.2022 18:32 Uhr

2017 hat Hamburg beim zu schnellen Fahren einen schlechten Eindruck hinterlassen. Jeder Zweite fuhr in Tempo-30-Zonen zu schnell, jeder Sechste hielt Tempo 50 nicht ein. Hat sich das verändert?

Vor fünf Jahren war Hamburg bei der Auswertung der Fahrgeschwindigkeiten in den Straßen mit Höchstgeschwindigkeiten von 50 und 30 Kilometern pro Stunde bundesweit trauriger Spitzenreiter. Doch seitdem hat sich in der Hansestadt einiges getan. Mittlerweile halten sich deutlich mehr Autofahrerinnen und -fahrer an das vorgeschriebene Tempolimit, wie aus einer Erhebung hervorgeht, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Dienstag in Hamburg veröffentlichte.

Höhere Bußgelder, mehr Blitzer

Die Hauptgründe dafür seien die höheren Bußgelder, die gestiegenen Spritpreise sowie der intensivere Einsatz von mobilen Radaranlagen. "Neben dem Bußgeld hat sich ganz klar gezeigt, dass sich die Anschaffung der Blitzanhänger gelohnt hat und enorme Auswirkungen auf die Geschwindigkeit in Hamburg hatte. Das bedeutet insbesondere für Fußgänger einen erheblichen Sicherheitsgewinn", sagte Siegfried Brockmann, Leiter der GDV-Unfallforschung. Doch mobile Blitzer seien nicht der Weisheit letzter Schluss. Bundesweit müsse der Punktekatalog in der Straßenverkehrsordnung deutlich verschärft werden, fordert der Unfallforscher.

Weniger Verstöße gegen Geschwindigkeitsbeschränkungen

Der GDV-Auswertung zufolge haben sich nun neun von zehn Menschen weitgehend an die Tempo-50-Vorgaben gehalten. Damit waren nun nur noch 10,5 Prozent schneller unterwegs als vorgeschrieben. 2017 waren das noch 19,5 Prozent. In Tempo-30-Straßen halten sich nun fast 60 Prozent an die Vorgaben. Vor fünf Jahren waren es nur gut 47 Prozent. In Zone-30-Straßen achteten 22,1 Prozent nicht auf die vorgeschriebene Geschwindigkeit, 2017 waren das 34,4 Prozent. Ein weiteres Ergebnis: Haben Autofahrerinnen und -fahrer kein anderes Fahrzeug vor sich, das sich an die Geschwindigkeit hält, fahren sie meist schneller.

Neuer Bußgeldkatalog

Obwohl an dem Testtag im Frühling deutlich weniger Menschen in der Hansestadt 2022 zu schnell gefahren sind, hätte die Stadt dennoch fast genauso viele Bußgelder eingenommen wie 2017. So konnten der GDV zufolge rein rechnerisch durch zu schnelles Fahren in den 33 Messstraßen 2,11 Millionen Euro eingenommen werden. 2017 wären es dort fast 2,15 Millionen Euro gewesen. Grund für die ähnliche Summe trotz deutlichem Rückgang der Geschwindigkeiten sind die höheren Bußgelder. Der neue Bußgeldkatalog war vor einem Jahr in Kraft getreten.

Andere Großstädte schneiden besser ab

Doch die Freude über die gesunkenen Zahlen rund um das zu schnelle Fahren wird mit Blick auf andere Großstädte wieder eingetrübt. Denn in München, Köln oder Berlin wurde zuletzt deutlich weniger zu schnell gefahren. Auch 2022 wird München, die einzige Stadt mit einer ähnlichen GDV-Auswertung, erneut die besseren Zahlen vorweisen können, wie Brockmann sagte. Die Autofahrerinnen und -fahrer in Hamburg seien immer noch zu schnell unterwegs.

Geschwindigkeitsmessungen auf vielen Straßen

Für die Auswertungen wurden die Geschwindigkeiten von allen Fahrzeugen sowohl 2017 als auch 2022 im Frühjahr jeweils 24 Stunden lang an Werktagen in beide Fahrtrichtungen gemessen. Im Fokus standen 18 Tempo-50-Straßen (339.165 Fahrzeuge), drei Tempo-30-Straßen (19.812), sechs Zone-30-Straßen (11.418), drei Zone-20-Straßen (7.967) und drei Straßen, die als verkehrsberuhigter Bereich gelten (1.246). 2022 waren das insgesamt fast 380.000 Autos, 2017 wurden gut 418.000 Fahrzeuge gemessen. Der negative Spitzenwert eines Autofahrers wurde in diesem Jahr in der Rodigallee gemessen: Er fuhr 122 Kilometer pro Stunde wo nurTempo 50 erlaubt ist.

Weitere Informationen
Eine Straßenschild zeigt ein Tempolimit von 60 km/h an. © IMAGO / Stefan Zeitz

Bürgerschaft beschließt Aus für Tempo-60-Strecken in Hamburg

Wo Wohngebiete betroffen sind, soll Tempo 50 gelten. In einer Debatte über die Verkehrspolitik wurde auch über Bewohnerparkzonen gestritten. (16.11.2022) mehr

Stau vor dem Elbtunnel in Hamburg © dpa-Bildfunk Foto: Bodo Marks

Verkehrsmeldungen für Hamburg

Staus, Baustellen, Gefahrenhinweise und Behinderungen auf den Straßen - die aktuelle Verkehrslage in und um Hamburg. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 22.11.2022 | 13:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Straßenverkehr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Einsatzkräfte der Polizei verlassen das Grand Elysée-Hotel der Familie Block. Im Zusammenhang mit dem Sorgerechtsstreit in der Hamburger Unternehmerfamilie Block hat die Polizei am Donnerstag einen Durchsuchungsbeschluss am Hotel Grand Elysée vollstreckt. © picture alliance/dpa | Ulrich Perrey Foto: Ulrich Perrey

Sorgerechtsstreit: Nun wird auch gegen Eugen Block ermittelt

Das Hamburger Hotel Grand Elysée ist am Donnerstag erneut durchsucht worden. Hintergrund ist der Sorgerechtsstreit in der Unternehmerfamilie. mehr