Eine Erzieherin liest Kindern aus einem Buch vor © dpa - Bildfunk / Arno Burgi

Studie: Hamburg fehlen im kommenden Jahr 3.700 Kita-Plätze

Stand: 20.10.2022 20:27 Uhr

Rund 3.700 Kita-Plätze sollen laut Bertelsmann Stiftung in Hamburgs Kitas 2023 fehlen. Auch der Fachkräftemangel ist demnach ein Problem.

In Hamburg fehlen im kommenden Jahr laut einer Studie rund 3.700 Kita-Plätze. Trotz des massiven Ausbaus in den vergangenen Jahren gebe es nicht ausreichend viele Plätze, um den Betreuungsbedarf der Eltern zu erfüllen, heißt es im am Donnerstag veröffentlichten "Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme" der Bertelsmann Stiftung. Damit lasse sich der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz auch 2023 nicht für jedes Kind erfüllen.

Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) erklärte dagegen, für alle stehe eine Betreuung zur Verfügung. Wer keinen Platz finde, dem werde konkret geholfen.

Mindestens 44 Millionen Euro pro Jahr an Mehrkosten

Um dem Bedarf gerecht zu werden, müssten 1.000 weitere Fachkräfte eingestellt werden. Die Kosten dafür würden der Studie zufolge rund 44 Millionen Euro pro Jahr betragen. Hinzu kämen laufende Ausgaben für Betrieb und mögliche Baukosten. Bei ihren Berechnungen hatte die Bertelsmann Stiftung eigenen Angaben zufolge die Betreuungsquoten der Kita-Kinder in Hamburg im Jahr 2021 mit dem Anteil der Eltern abgeglichen, die im selben Jahr in der Kinderbetreuungsstudie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) einen Betreuungsbedarf äußerten.

3.700 neue Kita-Plätze in Hamburg nötig

Besonders groß ist demnach der zusätzliche Bedarf bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahren. In dieser Altersgruppe würden in Hamburg 47 Prozent der Kinder in Kitas betreut. 53 Prozent sollten es laut Bedarfsanalyse aber sein. Allein um diese Lücke zu schließen sind laut Studie 3.200 neue Plätze nötig - für Kinder ab drei Jahren fehlen demnach weitere 500 Plätze.

Betreuung: Zu viele Kinder auf eine Fachkraft

Zudem wird in der Studie bemängelt, dass 69 Prozent der Hamburger Kita-Kinder in Gruppen betreut würden, deren Personalschlüssel nicht den wissenschaftlichen Empfehlungen entspreche. So liege der Personalschlüssel in den Krippen bei 1 zu 4,1 - eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft betreut rechnerisch 4,1 Kinder. Bundesweit liege der Schlüssel bei 1 zu 3,9. Empfohlen wird von der Bertelsmann Stiftung ein Schlüssel von 1 zu 3.

Fachkräftemangel eine große Hürde

Würde man dieser Empfehlung im kommenden Jahr nachkommen wollen, müssten insgesamt rund 6.200 Fachkräfte zusätzlich beschäftigt werden, was Personalkosten von über 271 Millionen Euro jährlich zur Folge hätte. Eine Ausweitung des Kita-Angebots sei derzeit aber schwierig. "Die größte Hürde auf dem Weg zu genügend Plätzen sowie kindgerechten Personalschlüsseln in den Kitas bleibt der Fachkräftemangel", erklärte Kathrin Bock-Famulla, Expertin für frühkindliche Bildung der Bertelsmann Stiftung.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 20.10.2022 | 08:00 Uhr

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