Prozessbeginn um Diebstahl von Silber bei Aurubis in Hamburg

Stand: 12.12.2023 20:30 Uhr

Wegen des Diebstahls von rund 5.000 Kilogramm silberhaltigen Materials im Wert von elf Millionen Euro beim Kupferproduzenten Aurubis hat am Dienstag ein Prozess vor dem Hamburger Landgericht begonnen.

Die Staatsanwaltschaft wirft fünf Angeklagten schweren Bandendiebstahl oder gewerbsmäßige Hehlerei vor, einem sechsten Beschuldigten Beihilfe zum schweren Bandendiebstahl. Zwischen Februar 2020 und Januar 2021 sollen die Angeklagten rund 5.000 Kilo edelmetallhaltige Zwischen- und Nebenprodukte vom Aurubis-Firmengelände im Stadtteil Veddel gestohlen haben. Die Beute verkauften sie laut Anklage an bislang unbekannte Abnehmerinnen und Abnehmer.

Interne Kommunikation per "Krypto-Handys"

Ein Großteil des Diebesgutes soll zur Analyse und weiteren Verwendung an metallverarbeitende Betriebe in der Türkei versandt worden sein. Zur internen Kommunikation sollen die sechs Männer im Alter zwischen 33 und 50 Jahren sogenannte Krypto-Handys, also abhörsichere Mobiltelefone, benutzt haben. Die Mittelsmänner, die das gestohlene Edelmetall ankauften, sollen in bar gezahlt haben. Mal 400.000 Euro, mal sogar eine halbe Million Euro.

Staatsanwaltschaft fordert Haftstrafen bis zu sieben Jahren

Die Angeklagten äußerten sich zunächst nicht zu den Vorwürfen. Bei einem Verständigungsgespräch vor dem Prozess hatte das Gericht einen Strafrahmen von einer noch bewährungsfähigen Haftstrafe von unter zwei Jahren bis knapp sechs Jahren Haft angeboten. Dafür müssten die Angeklagten glaubwürdige Geständnisse ablegen, erklärte der Vorsitzende der Großen Strafkammer, Nils Godendorff. Die Staatsanwaltschaft nannte demnach Mindeststrafen zwischen zwei und sieben Jahren.

Großrazzia in norddeutschen Bundesländern

Bekannt geworden war der Diebstahl im Juni dieses Jahres. Damals ließ die Staatsanwaltschaft mehr als 30 Objekte in Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hessen durchsuchen - Wohnungen, Geschäftsräume und Bankschließfächer. Dabei waren sechs Männer verhaftet worden. Drei von ihnen sitzen noch in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen richteten sich insgesamt gegen zwölf identifizierte und weitere noch nicht bekannte Verdächtige.

Unter anderem Geld und Waffen sichergestellt

Die Beamtinnen und Beamten hatten im Juni neben Unterlagen und Speichermedien 10 Fahrzeuge, 20 hochwertige Uhren, mehr als 200.000 Euro Bargeld, mehrere scharfe Schusswaffen und Munition sowie Teile des Diebesgutes sichergestellt.

Prozesstermine wohl bis Ende April

Einige der jetzt Angeklagten waren selbst Mitarbeiter von Aurubis oder von Subunternehmen und hatten somit Zugang zum Werksgelände. Das Landgericht hat Prozesstermine bis Ende April geplant.

Aurubis: Weiterer Betrugsfall sorgt für hohen Schaden

Einen noch deutlich höheren Schaden haben Betrügereien in einem Ende August bekannt gewordenen Fall bei Aurubis verursacht. Dieser Fall ist aber nicht Gegenstand des jetzt beginnenden Prozesses. Aufgefallen war der Betrug bei regelmäßigen Überprüfungen des Metallbestands. Es gab erhebliche Abweichungen vom Soll-Bestand sowie Abweichungen bei Sonderproben bestimmter Recycling-Lieferungen. Aurubis vermutet, dass es bei Proben von Recycling-Schrott zu Manipulationen gekommen ist, sodass der Wert von Lieferungen auf Basis der Proben zu hoch angesetzt wurde. Eine außerordentliche Inventur ergab, dass der Fehlbestand an Edelmetallen das operative Ergebnis vor Steuern des Geschäftsjahres 2022/23 um 185 Millionen Euro negativ beeinflusse, wie Aurubis Mitte September mitteilte.

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 12.12.2023 | 17:00 Uhr

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