Hannoverscher Bahnhof: Gedenkort für NS-Opfer in der Hafencity
Vom Hannoverschen Bahnhof in der heutigen Hamburger Hafencity wurden während der NS-Zeit Tausende Menschen in den Tod geschickt. Heute erinnert daran ein Gedenkort.
Seit 2017 hat Hamburg eine neue Gedenkstätte. Der Gedenkort "denk.mal Hannoverscher Bahnhof" im Lohsepark in der Hafencity erinnert an die Deportation von insgesamt 8.071 Juden, Sinti und Roma in die Ghettos und nationalsozialistischen Vernichtungslager in Osteuropa. Der Bahnhof selbst wurde 1955 abgerissen, es existiert nur noch ein Teil des Bahnsteigs.
Erinnerung an ein dunkles Kapitel in Hamburgs Geschichte
Mit dem Gedenkort sei die "lange in den Hintergrund gedrängte, dunkle Geschichte des Hannoverschen Bahnhofs in das Gedächtnis der Stadt aufgenommen", erklärte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bei der Eröffnung im Mai 2017. Zu Wort kamen auch Vertreter von Opferverbänden und die Überlebende Lucille Eichengreen, die als 16-Jährige zunächst in das Ghetto nach Lodz und später nach Bergen-Belsen deportiert wurde. Sie überlebte als einzige ihrer Familie den Holocaust. Eichengreen kritisierte, dass die Gedenkstätte so spät entstanden sei, und stellte fest: "Es bleibt ein Ort des Verbrechens und einer unglaublichen Vergangenheit".
Gedenkstätte besteht aus drei Elementen
Der neue Gedenkort wurde gemeinsam mit Opferverbänden und den Behörden entwickelt und besteht aus drei Elementen: Die sogenannte Fuge zeichnet den früheren Gleisverlauf nach. Sie führt vom ehemaligen Bahnhofsvorplatz durch den Park bis zu dem Relikt des historischen Bahnsteigs, von dem aus die Züge in die Ghettos und Vernichtungslager abfuhren.
Zweites Element ist der zentrale Gedenkort direkt am ehemaligen Bahnsteig 2 mit seinen Gleisen. Eine große Steinplatte erinnert dort an die Deportation. Seitlich an der Bahnsteigkante sind auf 20 Tafeln alle bekannten Deportierten namentlich genannt - es sind 7.741 Namen. Die derzeit ermittelte Zahl der verschleppten Hamburger Juden, Sinti und Roma liegt allerdings noch höher: bei 8.071. Als drittes Element entsteht bis 2020 ein Dokumentationszentrum in einem der Gebäude am Rande des Lohseparks. Eine Dauerausstellung wird sich dort mit dem Schicksal der deportierten norddeutschen und Hamburger Bürger beschäftigen.