Kommentar: Udo Lindenberg ist ein würdiger Ehrenbürger
Am kommenden Mittwoch bekommt Hamburg einen neuen Ehrenbürger. Und der heißt Udo Lindenberg - die Zustimmung von Senat und Bürgerschaft jetzt einmal vorausgesetzt. Das ist eine gute Wahl, meint Wigand Koch in seinem Kommentar.
"Bei Onkel Pö spielt 'ne Rentnerband seit 20 Jahren Dixieland" - kennt diese Liedzeile irgend jemand nicht in Hamburg? Ein halbes Jahrhundert hat der Lindenberg-Song jetzt schon auf dem Buckel. Und seit einem halben Jahrhundert macht das Lied nicht nur gute Laune, sondern auch Hamburg-Reklame. Dieses musikalische Denkmal für die Hamburger Musikszene Anfang der 1970er-Jahre und ihren damaligen Kneipen-Tempel in Eppendorf, das Onkel Pö. Beide längst Geschichte. Aber Udo, Udo ist immer noch da. Und wie.
Lindenberg hat sich in die Herzen der Menschen gesungen
Ich mochte sie immer, die Lindenberg-Songs "Andrea Doria" oder "Hinterm Horizont" oder "Sonderzug nach Pankow". Aber dafür muss man ja nicht gleich Hamburgs Ehrenbürger werden. Auch Udos Likör-Gemälde sind eher hübsch als historisch wertvoll. Nein, wie groß Udo Lindenbergs Wirkung und Einfluss waren, wie sehr er sich in die Herzen der Menschen gesungen hat, hab ich erst verstanden, als ich eine Ausstellung über sein Leben in einem Museum in Leipzig gesehen habe. Da standen die Leute vor einem Bildschirm, auf dem Lindenbergs Konzert in Leipzig kurz nach der Wende gezeigt wurde. Und sie haben geweint. Der Udo, der hat auch für uns in der DDR gesungen.
Träume von einer bunten Republik
Haltung - dafür steht Udo Lindenberg. Gegen den Krieg, siehe "Wozu sind Kriege da?". Gegen die deutsche Teilung, siehe "Mädchen aus Ost-Berlin". Diese Ost-West-Romanze, in der Lindenberg schon in den Siebzigern von einem Rock-Festival auf dem Alexanderplatz geträumt hat. Bunte Republik, so wünscht sich Lindenberg Deutschland. Dafür steht er. Und macht "sein Ding".
Hut ab!
Es ist alles andere als ein gerader Weg, den Lindenberg gegangen ist. Abstürze, Alkohol, Karrieretief inklusive. Aber der Mann hat gekämpft. Udo, Hut ab dafür! Und wenn ihn der Hamburger Senat am Mittwoch zum Ehrenbürger macht, kann ich nur sagen: Ich bin froh, mit Udo Lindenberg die gleiche Stadt teilen zu dürfen.