Menschen besuchen die Sehitlik Moschee am Tag der offenen Moschee (TOM) 2021 © picture alliance/dpa Foto: Fabian Sommer

Tag der offenen Moschee und Islamwoche laden zum Austausch

Stand: 30.09.2022 06:00 Uhr

Am 3. Oktober wird in Deutschland nicht nur der Tag der Deutschen Einheit gefeiert, sondern seit 1997 auch der Tag der offenen Moschee. In Hamburg ist das Angebot in diesem Jahr besonders groß.

von Brigitte Lehnhoff

Wer die genaue Adresse nicht kennt, würde sie vermutlich nicht finden: die Sabikun-Moschee in der ersten Etage eines mehrstöckigen Gebäudes im Hamburger Stadtteil St. Georg. Für die kleine togolesische Sabikun-Gemeinde ist das ein wichtiger Grund, sich an der Moscheen-Tour durch St. Georg zu beteiligen.

Mouin Bachir von der Sabikun-Gemeinde in Hamburg © NDR / Brigitte Lehnhoff Foto: Brigitte Lehnhoff
Mouin Bachir leitet die Jugendarbeit der muslimischen Sabikun-Gemeinde im Hamburger Stadtteil St. Georg.

"Es ist wichtig, den Leuten zu vermitteln, dass wir hier afrikanische Gemeinden in Hamburg haben. Deswegen haben wir uns vorgenommen, dass wir auch unsere Gemeinde vorstellen", sagt Mouin Bachir. Der 27-Jährige leitet die Jugendarbeit in der Sabikun-Gemeinde. Vor allem Französisch sprechende Westafrikaner treffen sich dort. Der Plan für den 3. Oktober: "An dem Tag wollen wie die Jugendarbeit, die Frauenarbeit und die Sozialarbeit, die unsere Moschee anbietet, präsentieren."

Moscheen-Touren sollen islamische Gemeinden vernetzen

Das Konzept der Moscheen-Touren sieht vor, dass Interessierte in Gruppen mehrere Moscheegemeinden in einem Stadtteil besuchen. Umgesetzt wird das Konzept mittlerweile in St. Georg, Wilhelmsburg und Harburg. Die Moscheen-Touren zielen auch darauf, die islamischen Gemeinschaften in der Hansestadt besser zu vernetzen, betont Özlem Nas, stellvertretende Vorsitzende der Schura, des Rats der islamischen Gemeinschaften in Hamburg. "Die Einladung steht für alle offen - auch für Muslime aus verschiedenen Moscheegemeinden, die vielleicht noch nie in der Sabikun-Gemeinde waren", so Özlem Nas.

Özlem Nas, stellvertretende Vorsitzende der Schura, des Rats der islamischen Gemeinschaften in Hamburg © NDR / Brigitte Lehnhoff Foto: Brigitte Lehnhoff
Özlem Nas von der Schura, dem Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg, hofft auf wachsendes Vertrauen durch die Islamwoche.

Es geht bei den Moscheen-Touren aber auch um die Begegnung und um den Austausch mit Nichtmuslimen. Beides soll in der anschließenden Islamwoche vertieft werden. Bis zum 8. Oktober sieht das Programm unter anderem einen literarisch-musikalischen Abend, eine Schnitzeljagd für Kinder durch verschiedene Moscheen und eine Podiumsdiskussion vor. "Ich glaube, diese Kontinuität in der Kommunikation und im Austausch und auch die Empathie für die anderen ist ganz wichtig. Wenn man das selber erwartet, sollte man das auch zurückgeben. Das ist die Voraussetzung, um Vertrauen aufzubauen. Wenn das Vertrauen da ist, funktioniert vieles besser", meint Nas.

Doch das Vertrauen ist durchaus nicht bei allen da. Das hat sich in den Debatten um die anstehende Verlängerung des Hamburger Staatsvertrags mit den Islamverbänden gezeigt. Insbesondere wegen des vom Verfassungsschutz beobachteten Islamischen Zentrums IZH hatten CDU, FDP und AfD gefordert, den Vertrag zu kündigen oder zu korrigieren. Womöglich liegt hier der Grund für das gewählte Thema der Podiumsdiskussion in der Islamwoche. Gefragt wird, welchen Beitrag Religionsgemeinschaften zu einem besseren Miteinander leisten können, und ob es eine Theologie des Zusammenlebens gibt.

Weitere Informationen
Teilnehmer der Podiumsdiskussion zu 10 Jahre Staatsvertrag © Claudia Ebeling Foto: Claudia Ebeling

Muslimische Verbände blicken auf zehn Jahre Staatsvertrag in Hamburg

2012 hat Hamburg mit Repräsentant*innen islamischer Religionsgemeinschaften einen Vertrag geschlossen, der das Miteinander regelt. mehr

Interreligiöses Podiumsgespräch über Respekt

"Es gibt keine Theologie, die sich als eine Theologie des Zusammenlebens bezeichnet. Aber es gibt viele theologische Ansätze, die das Zusammenleben mit Menschen in der Gesellschaft als außerordentlich wichtig ansehen", betont Wolfram Weiße, emeritierter Professor für Religionspädagogik und Gründungsdirektor der Akademie der Weltreligionen an der Uni Hamburg. Weiße wird die Impulse für das interreligiös besetze Podiumsgespräch geben. Unter anderem mit Zitaten aus grundlegenden buddhistischen, jüdischen und christlichen Schriften, die zu Respekt und Friedfertigkeit auffordern.

"Auch im Koran ist sehr deutlich, dass Menschen nicht vor allem gutgeheißen werden, weil sie zur eigenen Religion gehören, sondern dass Menschen, die zum Beispiel zum Judentum oder zum Christentum gehören, auch als rechtschaffen angesehen werden sollen", erläutert Weiße.

Doch in der Praxis ist es oft schwierig, zwischen der eigenen Glaubensüberzeugung und dem Eintreten für andere eine gute Balance hinzubekommen. Wolfram Weiße wird zur Diskussion stellen, was das für das politische Handeln bedeutet.

Weitere Informationen zum Tag der offenen Moschee

 

Weitere Informationen
Die Kuppel des Felsendoms in Jerusalem © NDR

Freitagsforum

Reportagen aus dem Alltag von Muslimen, Berichte über innermuslimische Debatten und Beiträge von Gastautoren zu aktuellen Themen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Freitagsforum | 30.09.2022 | 15:20 Uhr

NDR Kultur App Bewerbung

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur Livestream