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Horst Mönnich

Horst Mönnich gehörte zur Gruppe 47 und schrieb in den 1950er Jahren mehrere gefeierte Hörspiele für den NDR. Die NDR Radiokunst stellt eine Werkschau online.

Besonders Horst Mönnichs Radio-Krimis "Prozessakte Vampir" und "Kopfgeld" gehören zum Kreis der besonderen Archivschätze des NDR. Der 1918 geborene und 2014 verstorbene Autor schuf zudem zeitkritische und fast dokumentarische Hörspielstoffe, die seinerzeit aufwändig durch den NDR realisiert wurden. Dazu gehören "Hiob im Moor" über die donauschwäbische Besiedlung, "Die Furcht hat große Augen" über den Hexenwahn in der jungen BRD oder "Kaprun", in dem Mönnich den vielbeschworenen "Mythos" um den Bau des Kraftwerks dekonstruierte. Zudem veröffentlichen wir den Hörspiel-Reisebericht "Reise nach Russland", der einen einzigartigen Blick auf das "Land der Pläne" eröffnet.

Kopfgeld

Zwei Wählscheibentelefone stehen auf einem Tisch mit Lederstuhl. © photocase / Zauberbart Foto: Zauberbart
Womit sind die Segnungen des Wohlstandes, sind Erfolg und wirtschaftlicher Aufstieg erkauft worden?

"Kopfgeld" wurde jener Betrag von vierzig Mark genannt, den jeder Bewohner der westlichen Besatzungszonen am Stichtag der Währungsreform bekam, um damit ein neues Leben zu beginnen. Und plötzlich waren alle Dinge, die man Jahre lang entbehrt hatte, wieder da. Aber womit sind die Segnungen des Wohlstandes, sind Erfolg und wirtschaftlicher Aufstieg erkauft worden? Generaldirektor Zander wurde in der schlimmen Zeit von einem Freund über Wasser gehalten. In dem Augenblick, da er die Möglichkeit seines Aufstiegs wittert, gibt er den Freund preis und lässt ihn ins Gefängnis gehen. Seine alte Firma Thomsen lässt er im Stich, als ihm eine bessere Stellung angeboten wird. Und bei der Zuteilung des Kopfgeldes gibt er ein falsches Geburtsdatum seines Sohnes an, um mehr neue Mark zu bekommen. Seine geschäftliche Skrupellosigkeit bringt Gewinn, doch auch den Ruin.

Am 26.06.1959 wurde die TV-Fassung von Horst Mönnichs "Kopfgeld" im Abendprogramm des Deutschen Fernsehens ausgestrahlt - es war der erste abendfüllende Fernsehfilm vom HR. In der Regie von Rolf Hädrich spielten u.a. Pinkas Braun und Robert Meyn.

Mit Heinz Klevenow, Rosemarie Gerstenberg, Heinz Klingenber, Ingrid von Bothmer u.v.a.
Komposition: Siegfried Franz.
Regie: Fritz Schröder-Jahn.
Produktion: NDR 1958.

Das Gesicht einer jungen Frau bei dramatischer Beleuchtung. © photocase / Neils Saksons Foto: Neils Saksons
Hörspiel über den "Hexenwahn" in den 1950er Jahren.
Die Furcht hat große Augen

In den 1950er Jahren, in einer Zeit, in der sich die öffentliche Aufmerksamkeit auf Atom und Automaten richtete, waren der Hexenwahn für viele Gebiete noch ein ernstes Problem. Etwa 70 Hexenprozesse fanden jährlich in der Bundesrepublik statt, und über dreihundert "Hexenbanner" lebten allein in einer Großstadt wie Hamburg. Horst Mönnich schrieb, gestützt auf das Material des Archivs zur Erforschung des "neuzeitlichen Hexenwahns", sein Hörspiel. Ort der Handlung ist ein kleines Dorf, in den "Ruf der Hexerei" gebracht wird eine arme, hilflose Frau.

Mit: Max Eckard, Dagmar Altrichter, Ingrid Müller, Volker Lechtenbrink u.v.a.
Regie: Gustav Burmester.
Produktion: NDR 1957.

Prozessakte Vampir

Diamantencollier am Hals einer Frau, darüber Blutflecken in einer Collage. © photocase / hulibu / Grammbo (m) Foto: hulibu / Grammbo
Privatdetektiv Gilbert Cross besucht Rechtsanwalt Severin Masur und hört dessen Geschichte: Die Geschichte von Masurs Frau Eliza und ihrem wertvollen Schmuck.

Privatdetektiv Gilbert Cross und seine Frau Mary hören im Radio in New York vom Absturz des Clippers Paris - Buenos Aires. Unter den Opfern vermuten sie den Rechtsanwalt Severin Masur, dem Cross 1945 zum ersten Mal begegnet war. Damals war der asthmakranke Masur im Tresorkeller der Banque de Paris ohnmächtig zusammengebrochen, als er in seinem Safe statt des deponierten Familienschmucks nur eine kriegsamtliche Entnahmebescheinigung vorfand. Am Tage danach hatte Cross Masur besucht und dessen Geschichte gehört: Die Geschichte von Masurs Frau Eliza und ihrem - einem Mistelzweig nachempfundenen - wertvollen Schmuck. Cross versprach damals, Masur zu helfen ...

Mit: Heinz Drache (u.a. Das Wirtshaus von Dartmoor, Edgar-Wallace-Filme), Kurt Erhardt, Roma Bahn, Karl-Wilhelm Kuhlmann u.v.a.
Regie: Hans Gertberg.
Produktion: NWDR 1955.

Hiob im Moor

Ein Blitz schlägt in einer dunklen Landschaft ein. © photocase Foto: salvia77
Hörspiel über die "donauschwäbische Besiedlung".

Die Schlarbs, eine seit Generationen in Slawonien ansässige deutsche Bauernfamilie, müssen ihre Heimat 1945 verlassen und "nach Hause" trecken, in jene alte Heimat, die sie nur noch vom Hörensagen kennen. Zäh und unbeirrt errichten sie inmitten des bayerischen Hochmoors ein neues Familienreich - allmählich entsteht eine Siedlung, die heute ihren Namen trägt: Schlarbhofen bei Rosenheim. Ein jeder von ihnen ist "Hiob, der die ewige Mühe der Erde auf sich nimmt".

Mit: Ingeborg Hoffmann, Peter Glas, Hans Baur, Carl Wery u.v.a.
Regie: Kurt Brüggemann.
Produktion: NWDR/BR 1953.

Kaprun

Das schneebedeckte Kitzsteinhorn ragt aus dem Nebel, aufgenommen am 30. April 2020, Kaprun, Österreich. © picture alliance / Stefanie Oberhauser / EXPA / picturedesk.com | Stefanie Oberhauser Foto: Stefanie Oberhauser
Unter dem Österreich-patriotischen "Mythos Kaprun" blieb das nationalsozialistische Fundament des Werks, eine Geschichte brutaler Zwangsarbeit, lange verborgen.

Die Errichtung des Wasserkraftwerks Kaprun wurde zur Meistererzählung des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg. Doch unter dem Österreich-patriotischen "Mythos Kaprun" blieb das nationalsozialistische Fundament des Werks und damit eine Geschichte brutaler Zwangsarbeit jahrzehntelang verborgen. Horst Mönnichs Hörspiel aus dem Jahr 1955 ist alles andere als eine klassische Abenteuergeschichte über die "Männer von Kaprun"; Mönnich erzählt auch von den dunklen Kapiteln des "Mythos".

Mit Ruth Kappelsberger (Erzählerin), Otto Arneth (Sprecher), Gustav Dieffenbacher (Stimme des Herrn von Ruthner), Fritz Bischoff (Bauführer), Leopold Esterle (Ingenieur), Heinrich Ortmayr (Georg Weidenreiter) u.v.a.
Komposition: Enno Dugend.
Regie: Gustav Burmester.
Produktion: ORF-Salzburg / NWDR 1955.

Gobsch

Der "Fliegende Hamburger" vor dem Hauptbahnhof in Hamburg im Jahr 1953. © picture-alliance / Helmut Zindler | Helmut Zindler
Hörspiel über ein tragisches Bahn-Unglück.

Gobsch ist Bahnwärter. Er hat dafür zu sorgen, dass die Schranken des von ihm bewachten Eisenbahnübergangs rechtzeitig geschlossen werden, wenn einer der vielen Züge vorbei kommt, der die Kohlen von der Schachtanlage in ein benachbartes Gaswerk bringt. Was auf der Strecke passiert, dafür ist er nicht verantwortlich. Und doch setzt er mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der er seinen Dienst tut, sein Leben ein, als es gilt, Menschen zu retten, die durch ein fremdes Versehen in Lebensgefahr geraten.

Mit: Wolfgang Wahl, Inge Meysel, Karin Remsing u.v.a.
Komposition: Siegfried Franz.
Regie: Fritz Schröder-Jahn.
Produktion: NWDR 1953.

Eine Reise durch Russland

Eine Karte der UDSSR mit den Entstehungsdaten der einzelnen Staaten (Karte von 1956). © picture alliance / Fototeca/Leemage | ©Fototeca/Leemage
"Ohne Plan im Land der Pläne"

"Ohne Plan im Land der Pläne" - ein Hörspiel-Reisebericht von Horst Mönnich.

Mit Raoul Wolfgang Schnell (Erzähler), Karl Fleischer (Sprecher), Wolfgang Büttner (Richard), Dorothea Moritz (Sekretärin), Jürgen Goslar (Ernst), Ursula Graeff (Greta), Peter Frank (Weber), Jochen Hammer (Russe), Dagmar von Kurmin (Dolmetscherin) u.v.a.
Regie: Otto Kurth.
Produktion: NDR 1961.

 

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Cover: NDR Hörspiel Box © Photocase Foto: busdriverjens

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