Georges Simenon mit Pfeife in Mailand, Dezember 1957. © picture-alliance / Leemage Foto: Leemage

Meister des Abgründigen: Georges Simenon

Für alle Liebhaber des raffinierten Grusels und der psychologischen Dramatik startet der NDR im November/Dezember eine große Simenon-Reihe mit sieben neueren Produktionen aus den Jahren 2020-2022.

Den Auftakt macht „November“, eine abgründige Familien-Geschichte, die in einer düsteren, sturmgepeitschten Novembernacht ihren Ausgang nimmt und bei der es keinen offiziellen Mord, keinen ermittelnden Komissar und keinen überführten Täter gibt. „Die Phantome des Hutmachers“ folgen einem Serienmörder durch enge, unbeleuchtete winterliche Gassen ins La Rochelle der dreißiger Jahre. „Der Buchhändler von Archangelsk" erzählt von einem Unschuldigen, der aufgrund der jüdisch-russischen Herkunft des Mordes an seiner verschwundenen Frau bezichtigt wird.

Die Silhouette einer Person im Vordergrund und eine weitere unscharfe Person im Hintergrund. © photocase / phoenixflame Foto: phoenixflame
Eine sturmgepeitschte November-Nacht: Familie Cloanec diniert in ihrer bescheidenen Villa am Rande von Paris. Während der Wind tobt und heult, schweigt man sich an.
November

Eine sturmgepeitschte November-Nacht: Eine Familie diniert in ihrer bescheidenen Villa am Rande von Paris. Man schweigt sich an. Wie immer. Hier redet keiner mit keinem. Die Mutter verzieht sich nach ihren Alkohol-Exzessen und Migräneattacken oft tagelang in’s Bett. Der Vater verbarrikadiert sich nach Dienstschluss in seinem Arbeitszimmer, und auch die beiden Kinder flüchten sich in ihre eigenen Welten. Wie eine schwere Hypothek lastet die Mutter auf der Familie. Nur das hübsche, lebenshungrige spanische Hausmädchen scheint ein wenig Licht in die familiäre Ödnis zu zaubern, doch verschwindet sie von einem Tag auf den anderen spurlos von der Bildfläche...Keine Leiche, kein ermittelnder Kommissar, kein überführter Täter. Nur der Hörer ahnt, was in jener sturmgepeitschten Novembernacht geschah.

Übersetzung aus dem Französischen: Dr. Holger Fock und Sabine Müller.

Mit: Jenny König (Lore), Julian Greis (Olivier), Judith Rosmair (Mutter), Wolfgang Pregler (Vater), Michael Wittenborn (Professor), Patrizia Carlucci (Mariella), Rosa Thormeyer (Gina), Stefan Haschke (Philippe), Hedi Kriegeskotte (Rorive) und Oda Thormeyer (Neef).
Technische Realisation: Corinna Gathmann und Angelika Körber.
Regieassistenz: Simon Hastreiter.
Bearbeitung und Regie: Irene Schuck.
Redaktion: Susanne Hoffmann.
Produktion: NDR 2022 | URSENDUNG.

Sendung: Sonntag, 06.11.2022, 17:04 auf NDR Kultur.
Online ab 01.11.2022.

Die Silhouette einer Person im Vordergrund und eine weitere unscharfe Person im Hintergrund. © photocase / phoenixflame Foto: phoenixflame
AUDIO: Georges Simenon: November (51 Min)

Die Glocken von Bicetre

Eine Person bewegt sich unruhig im Bett. © David-W- / photocase.de Foto: David-W-
Einen großen Zeitungsverleger zwingt ein Schlaganfall zur radikalen Hinterfragung seines Lebens.

René Maugras, 54, Verleger einer renommierten Pariser Zeitung, wacht nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt im Krankenhaus von Bicetre auf. Er, der Virtuose des Wortes, ist des Sprechens nicht mehr mächtig. Doch er ist voll da. Langsam und durchaus zögerlich kämpft er sich ins Leben zurück, belauscht die Gespräche an seinem Bett, lässt sein Leben Revue passieren, seine Errungenschaften und Lebenslügen, Erfolge und Misserfolge – als Verleger, als Ehemann, als Mensch.

Mit: Christoph Müller (Erzähler/René), Tilo Werner (Audoire), Marina Galic (Lina), Tim Porath (Jublin), Maria Hartmann (Helène), Stephan Schad (Besson d'Argoulet), Anne Moll (Jeanne), Bettina Stucky (Josefa), Sonja Beißwenger (Blanche), Erik Schäffler (Arzt/Liftboy/Portier), Yorck Dippe (Colère/Liftboy/Portier), Wolf-Dietrich Sprenger (Vater), Lisa Hagmeister (Angele), Konstantin Graudus (Mathelehrer/Liftboy/Portier), Oda Thormeyer (Frau von Jublin), Nicole Graul (Weibl. Stimme), Simon Hastreiter (Pfleger).
Übersetzung aus dem Französischen: Hansjürgen Wille, Barbara Klau, Mirjam Madlung.
Bearbeitung: Susanne Hoffmann.
Regie: Christine Nagel.
Redaktion: Susanne Hoffmann.
Produktion: NDR 2020.

Sendung: Mittwoch, 09.11.2022, 20:04 auf NDR Kultur.
Online ab 04.11.2022.

Das blaue Zimmer

Schatten von zwei Personen hinter einem Vorhang. © schiffner / photocase.de Foto: schiffner
Es ging nur um Sex. Ihm zumindest, schließlich war er ja verheiratet. Sie sah das allerdings ganz anders.

Sie kannten sich schon seit Kindheitstagen, aber irgendwann lauerte sie ihm auf der Landstraße auf in der festen Absicht, ihn zu verführen. Der Anfang einer leidenschaftlichen Affäre zwischen zwei Verheirateten, die sich schon bald in einen Alptraum verwandelt, aus dem es kein Entrinnen gibt. »Als sie ihn gefragt hatte: ›Wenn ich auf einmal frei wäre … würdest auch du versuchen, frei zu werden?‹, da hatte er diesen Worten kein Gewicht verliehen, hatte sie gar nicht wirklich gehört. Erst später würde er verstehen.«

Nach dem gleichnamigen Roman "La chambre bleue" von Georges Simenon.
Mit: Wolfgang Pregler, Thomas Loibl, Judith Rosmair, Lientje Fischhold, Schäffler Erik, Gustav-Peter Wöhler, Patrick Güldenberg, Toini Ruhnke, Erkki Hopf, Achim Buch, Michael Weber, Tilo Werner, Brigitte Janner.
Übersetzung aus dem Französischen: Barbara Klau und Mirjam Madlung.
Regieassistenz: Anne Abendroth.
Regie: Irene Schuck.
Redaktion: Susanne Hoffmann.
Produktion: NDR 2020.

Sendung: Sonntag, 13.11.2022, 17:04 auf NDR Kultur.
Online ab 08.11.2022.

Brief an meine Mutter

Altes handschriftliches Schriftstück mit Brille. © suschaa / photocase.de Foto: suschaa
"Warum bist du gekommen, Georges?" fragt ihn die Mutter auf dem Sterbebett. Wer war diese Frau? Versuch einer Annäherung von Georges Simenon.

Als Georges Simenon in seine Heimatstadt Lüttich kommt, um seine 90-jährige Mutter während ihrer letzten Tage zu begleiten, richten sich im Krankenhauszimmer zwei Augen von verwaschenem Grau auf ihn. „Warum bist du gekommen, Georges?“ So beginnt ein letztes, regloses „Duell“ zwischen Mutter und Sohn. Wer war diese Frau? Wieso war ihr Kontakt zeitlebens gestört? Drei Jahre nach ihrem Tod schrieb Simenon seiner Mutter diesen Brief. Es ist sein wohl bedeutendster autobiographischer Text, keine finale Abrechnung, vielmehr der Versuch, zu verstehen.

Nach der Biographie von Georges Simenon.
Mit: Werner Wölbern.
Musik: Fatima Dunn.
Übersetzung aus dem Französischen: Melanie Walz.
Bearbeitung und Regie: Elisabeth Weilenmann.
Redaktion: Susanne Hoffmann.
Produktion: NDR 2020.

Sendung: Mittwoch, 16.11.2022, 20:04 auf NDR Kultur.
Online ab 11.11.2022.

Schlusslichter

Person im Gegenlicht von Autoscheinwerfer. © REHvolution.de / photocase.de Foto: REHvolution.de
Eine harmlose Autofahrt entwickelt sich für ein streitendes Paar zum Horrortrip.

Steve und Nancy Hogan fahren auf dem Highway von New York nach Maine, um ihre Kinder aus dem Feriencamp abzuholen. Die Stimmung ist gereizt: Nancy wirft ihrem Mann seinen Alkoholismus vor, den dieser vehement bestreitet – nur um sich bei jedem Halt einen weiteren Drink zu genehmigen. Beide ignorieren Radiomeldungen über einen aus dem Gefängnis ausgebrochenen, bewaffneten Schwerverbrecher. Als Steve nach dem nächsten Trinkstopp zu seinem Auto zurück torkelt, ist seine Frau verschwunden. In seinem Wagen sitzt der entflohene Häftling.

Mit: Fabian Busch, Paul Schröder, Lou Strenger, Tobias Diakow, Schäffler Erik, Bettina Stucky. Bernd Grawert, Matti Krause, Maresa Lühle, Maria Magdalena Wardzinska, Toini Ruhnke, Tilo Werner, Sebastian Bezzel, Christine Kutschera.
Übersetzung aus dem Französischen: Stephanie Weiss.
Bearbeitung und Regie: Eva Solloch.
Redaktion: Susanne Hoffmann.
Produktion: NDR 2020.

Sendung: Mittwoch, 23.11.2022, 20:04 auf NDR Kultur.
Online ab 18.11.2022.

Die Phantome des Hutmachers

Nächtliche Straßenszene. © gabipott / photocase.de Foto: gabipott
Eine Stadt in Angst: Nächtens geht ein Mörder um, der alte Damen erdrosselt.

Nach dem Roman "les fantomes du chapelier" von Georges Simenon. La Rochelle im Spätherbst. Es regnet schon seit drei Wochen. Die Stadt ist abends nahezu verwaist, denn ein Mörder geht um, der alte Frauen bestialisch erwürgt. Der Polizei fehlt bislang jeder Anhaltspunkt. Nur der Schneider Kachoudas, ein armer Migrant, kommt dem Mörder zufällig auf die Schliche. Wird er den vermögenden, angesehenen Mann verraten? Würde man ihm glauben? Zwischen dem Mörder und seinem unfreiwilligen Mitwisser entspinnt sich eine bemerkenswerte Beziehung. Derweil geht das Morden weiter. Ein beklemmendes, raffiniertes Psychogramm und DER Klassiker der Non-Maigrets von Georges Simenon.

Mit: Burghart Klaußner, Wolfgang Pregler, Martin Seifert, Effi Rabsilber, Julian Greis, Tino Mewes, Alexander Radszun, Josefine Israel, Marion Breckwoldt, Friedhelm Ptok u.a.
Musik: Andreas Bick.
Übersetzung aus dem Französischen: Eugen Helmlé.
Bearbeitung und Regie: Janine Lüttmann.
Redaktion: Susanne Hoffmann.
Produktion: NDR 2020.

Sendung: Sonntag, 27.11.2022, 17:04 auf NDR Kultur.
Online ab 22.11.2022.

Der Buchhändler von Archangelsk

Ein älterer Mann sitzt in der Straßenbahn. © minimalism / photocase.de Foto: minimalism
Ein scheuer Flüchtling gerät unter Mordverdacht, als seine Frau spurlos verschwindet.

Jonas Milk, 40, ein sanfter und sensibler jüdischer Flüchtling aus Russland, Antiquar in einer französischen Kleinstadt, liebt Bücher, Briefmarken und seine junge, untreue Frau Gina, die eines Tages mit seinen teuersten Briefmarken spurlos verschwindet. Ist sie vielleicht nur zu einer Freundin gefahren? „Sie ist nach Bourges gegangen“, sagt Milk, wenn er im Bistro gefragt wird, wann seine Frau wiederkommt. Aber sie kommt nicht wieder, der Argwohn der Nachbarn wächst und Jonas realisiert, dass er nie wirklich zur Dorfgemeinschaft dazugehörte, dass er immer der Fremde blieb, als der er gekommen ist.

Mit: Wolfgang Pregler (Erzähler), Jens Wawrczeck (Jonas Milk), Sina Martens (Gina), Peter Kaempfe (Louis Palestri), Bettina Stucky (Angèle), Jonas Minthe (Frédo), Götz Schubert (Fernand), Jan-Peter Kampwirth (Pépito), Achim Buch (Basquin), Gustav-Peter Wöhler (Kommissar), Angelika Richter (Berthe Lenoir), Anne Moll (Mme Lallemend), Jürgen Uter (Polizist/Mann), Marc Zippel (Mann), Felix Lengenfelder (Junge).
Übersetzung aus dem Französischen: Alfred Kuoni.
Bearbeitung und Regie: Irene Schuck.
Redaktion: Susanne Hoffmann.
Produktion: NDR 2020.

Sendung: Mittwoch, 30.11.2022, 20:04 auf NDR Kultur.
Online ab 25.11.2022.

Der Passagier vom 1. November

Stadtansicht von La Rochelle. © faniemage / photocase.de Foto: faniemage
Gilles Mauvoisin reist nach La Rochelle, um das Erbe seines Onkels anzutreten. Er merkt schnell, dass diese Stadt von Korruption und Intrigen beherrscht wird.

Im Nebel des 1. November kommt ein junger Mann nach La Rochelle. Er ist bei Zirkusleuten aufgewachsen und hat nach dem Tod seiner Eltern die Nachricht erhalten, dass in der französischen Küstenstadt eine Erbschaft auf ihn wartet. Die Mächtigen des Ortes be­gegnen ihm teils überfreundlich, teils ablehnend. Bald wird ihm klar, dass er in ein Netzwerk aus Korruption, Betrug, Erpressung und Mord geraten ist.

Mit: Hanns Lothar (Gilles Mauvoisin), Hartwig Sievers (Kapitän Solemdahl), Walter Richter (Plantel, der Reeder), Hildegard Bertram (Witwe Eloi), Alfred Balthoff (Der Notar), Evy Gotthardt (Colette), Erwin Linder (Dr. Sauvaget), Gisela Matthishent (Frau Sauvaget), Hans Paetsch (Der Anwalt), Alexander Hunzinger (Der Friedhofsgärtner), Max Walter Sieg (Babin, ein Fischgroßhändler), Inge Meysel (Frau Rinquet) u. a.
Übersetzung aus dem Französischen: Gottfried Beutel.
Komposition: Johannes Aschenbrenner.
Violine: Helmut Zacharias.
Bearbeitung: Fred von Hoerschelmann.
Regie: Fritz Schröder-Jahn.
Redaktion: Susanne Hoffmann.
Produktion: NWDR 1956.

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Jean Gabin als Kommissar Maigret in "Maigret tend un piege", Frankreich 1958, Regie: Jean Delannoy © picture alliance/United Archives Foto: Roba-Archiv
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Stichtag 04. September 1989: Der Todestag des belgischen Schriftstellers Georges Simenon. 15 Min

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