Europäischer Tag der Sprachen - eine schwedisch-russische Familie erzählt
46 Staaten sind Mitglied im Europarat, heute feiern sie ihre Vielfältigkeit auf sprachlicher Ebene: Sie begehen den Europäischen Tag der Sprachen. Überall in Europa finden Veranstaltungen statt, die die Sprachenvielfalt und das Verstehen anderer Sprachen fördern. Doch was bringt es eigentlich, mehrere Sprachen zu sprechen?
In Hannover lebt eine schwedisch-russische Familie. Mutter Charlotte erzählt Tochter Freja eine Eulengeschichte. "Det var en dag i skogen, och plötsligt hörde djuren ett hemskt ljud." Charlotte Scherping Larsson ist gebürtige Schwedin und erzählt ihrer dreijährigen Tochter Freja die Geschichte von der Eule nach - in ihrer eigenen Muttersprache. Denn dass ihr Kind Schwedisch lernt, ist ihr wichtig. Wie soll es sich sonst mit den Großeltern in Schweden verständigen? "Meine Oma kommt aus Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist sie nach Schweden gegangen. Ich konnte kein Deutsch, also hatte ich nicht diesen Bezug. Wir waren hier zu Besuch, 2006 vielleicht, und ich habe meine eigene Familie nicht verstanden. Für mich war es deshalb wichtig, dass mein Kind nicht in diese Situation kommt. Dass sie eine Beziehung zu meiner Familie hat. Und das kann sie nur über die Sprache."
Wegen des Studiums kam die Schwedin nach Deutschland
Vor mehr als zehn Jahren kam Charlotte Scherping Larsson nach Deutschland zum Studieren. Zuerst ging vieles auf Englisch, sie war viel mit anderen Zugewanderten unterwegs - Englisch machte es möglich. Dann tauchte die Medienpädagogin immer mehr ins Deutsche ein. Ankommen an einem neuen Ort kann man nur, wenn man sich mit den Menschen in ihrer Muttersprache verständigen kann, sagt die 35-Jährige. "Deutsch zu lernen hat natürlich auch dazu geführt, dass ich ein Teil der Gesellschaft werde. Und das kann man nicht, wenn man die Sprache nicht spricht. Aber ich glaube, was alle machen sollten, ist, zu versuchen, eine andere Sprache zu lernen. Denn das bedeutet auch, dass man viel mehr Verständnis für Leute hat, die hier herkommen und die Sprache noch nicht sprechen."
Freund Alexei ist gebürtiger Russe
Ihr Freund Alexei kam vor 25 Jahren mit der Familie aus Novosibirsk nach Deutschland. Russisch hatte sein Vater - ein Russlanddeutscher - erst in der Schule gelernt. Alexei selbst spricht mit der großen Tochter aus einer früheren Beziehung und mit Freja ganz bewusst russisch, so oft es geht. Es gilt, die Chance des mühelosen Lernens in frühen Jahren zu nutzen, sagt der 40-Jährige. "Für mich ist das wichtig, die Sprache weiterzugeben, weil ich das jetzt kann. Ich weiß auch, wie schwierig das ist, eine Sprache zu lernen. Also ich weiß, was das eigentlich für einen Aufwand bedeutet, im Erwachsenenalter eine Sprache zu lernen. Deswegen will ich das jetzt machen. Warum soll ich meinem Kind diese Möglichkeit verwehren, wenn ich diese Möglichkeit habe?"
Universalsprache Esperanto hilft bei Kommunikation
Es verwundert die Dreijährige nicht weiter, dass der Hund auf russisch Gaff-gaff, auf Schwedisch Vov-vov macht. Dazu kommt dann noch die Universalsprache Esperanto, über die sich ihre Eltern kennengelernt haben. Esperanto könne man gut einsetzen, wenn man in der U-Bahn sitzt und nicht will, dass alle um einen herum verstehen, was man spricht, sagt die gebürtige Schwedin. Und, so Alexei, diese Sprache lasse sich schnell lernen und Kontakte in alle Welt knüpfen. "In meinem Alltag spreche ich jetzt deutlich mehr Esperanto als Englisch und habe viel mehr internationale Freunde, mit denen ich kommuniziere. Meistens sind es Esperanto-Freunde. Und jede, wirklich jede Sprache, die ich gelernt habe, hat mir wirklich eine neue Welt geöffnet."