Flensburger Publikum feiert Folk-Legende Bob Dylan
Er gilt als einer der bedeutendsten Songwriter unserer Zeit: Bob Dylan. Seine Welttour "Rough and Rowdy Ways" bringt ihn für sechs Konzerte nach Deutschland. Auftakt war am Sonntag in Flensburg.
Die Straße voll, die Parkplätze auch. Autos aus Dänemark, Norddeutschland und von weiter weg. Wenn der postuliert einflussreichste Musiker des 20. Jahrhunderts sich die Ehre gibt, kommen seine Jünger. Dass der 81-jährige Bob Dylan immer noch rockt, zeigt das Erfolgsalbum "Rough and Rowdy Ways" aus dem Jahr 2020. Auch seine aktuelle Live-Tour heißt so.
Konzert mit Bob Dylan: Handys abgeben - keine Fotos, keine Videos
Die Flens-Arena zeigt jedenfalls an, dass ein Dylan-Konzert heute nicht zu wildem Tanz oder sonstigen Woodstock-Einlagen verführt. "Hier sitzt man", deuten Stuhlreihen an, genießt die Musik und mehr noch die Texte. Auch Handys und anderes Technik-Gedöns haben null Chance: alles sicher verstaut vorher, sogar das Mikro. Weshalb hier und jetzt CDs helfen müssen - und die Konzerterfahrungen in anderen Städten: Bob Dylan war gerade in Oslo.
Was in Oslo klappt, nämlich sofort gute Stimmung, geht in Flensburg auch: Der erste Titel ist "Watching the River Flow" von 1971 - mit Dylan am Piano, der genauso anderthalb Stunden weitermacht. Er schrieb den Song nach einer Zeit mit viel Country. Es ging um den damals selbst verordneten Rückzug aus seiner politisierten musikalischen Öffentlichkeit. Es ging um eine Balance mit dem privaten Leben. Nachdenken war und ist angesagt.
Songs aus "Rough and Rowdy Ways" und Klassiker in Flensburg
Was folgt, ist im Wesentlichen das kräftig durchgeschüttelte, bisher letzte Album "Rough and Rowdy Ways" - das, ohne despektierlich zu sein, als Alterswerk gelten darf. Dylan gönnt der Setlist immer mal wieder einen Schluck Vergangenheit, darunter das beliebte "When I Paint My Masterpiece".
Unter den neuen Titeln wird auch in Flensburg "I Contain Multitudes" bejubelt. Der Folksong kommt schön langsam und sparsam arrangiert, mit einer Pedal-Steel-Guitar und einem Kontrabass. Es ist ein Song wie eine Erzählung, wie ein Sprechgesang, der 2020 mit der Politik Trumps abrechnete, ohne den Mann beim Namen zu nennen.
Ein zarter Abschied von Bob Dylan?
Bob Dylan zählt die Vielfalt der Gesellschaft auf, macht das Leben bunt. Und in Flensburg feiern sie es. Für die Fans - Zahlen wollte der Veranstalter nicht nennen - ein gelungener Abend, an dem sich viele am Ende sogar an die Bühne wagen, aber dann nicht dürfen. Vielleicht war es ja ein erster, zarter Abschied von Bob Dylan.
Draußen auf dem Parkplatz steht jemand an seinem Bulli, während ein anderer "The Times They Are A-Changin‘" spielt. Der Mann aus Sachsen, aus der Nähe von Zwickau, war schon bei Dylans Konzerten in Stockholm, Oslo und Kopenhagen. Und er fährt weiter mit. Am 3. Oktober spielt Dylan in Magdeburg, danach in Berlin und Krefeld.