Wie werde ich Opernsängerin? Eine Nachwuchs-Sopranistin erzählt
Linda Wesche studiert klassischen Gesang an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater. Die 23-jährige Sopranistin erzählt von hart umkämpften Studienplätzen, dem Druck, es zu schaffen und der Musik, die sie liebt.
Jeden Tag die Treppen der Hamburger Hochschule für Musik und Theater hochgehen zu dürfen - Gesangsstudentin Linda Wesche hat lange davon geträumt. Diesen Weg schaffen nur die Wenigsten: Denn an der Musikhochschule am Harvestehuder Weg sind die Studienplätze für Gesang begehrt. Um die 90 Bewerber*innen gibt es jedes Jahr - nur acht von ihnen werden genommen.
Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule: Öffnet sich die Tür?
Nach zwei Jahren intensiver Vorbereitung mit Gehörbildung, Musiktheorie und viel üben schafft es Wesche mit 19 Jahren in die Endrunde der Aufnahmeprüfung. "Ich habe probiert, ein bisschen den Druck rauszunehmen", erzählt die angehende Sopranistin. "Und habe mir gesagt: Wenn sich diese Tür öffnet, dann werde ich da durchgehen. Es wäre absoluter Wahnsinn, wenn das gleich beim ersten Mal passiert. Die Tür hat sich geöffnet - wofür ich sehr dankbar bin."
Es beginnt eine Zeit intensiver Feinarbeit: Die Atmung und jeder Gesichtsmuskel wollen trainiert sein. Während des Studiums alles aus sich herauszuholen, ist entscheidend. Denn nach dem Abschluss wartet eine Branche mit wenigen Stellen und internationaler, starker Konkurrenz.
"Man muss sich vom Druck klar distanzieren"
"Es ist auf jeden Fall so, dass der Druck da ist", bekennt Wesche. "Man macht sich darüber Gedanken und es begleitet einen. Aber ich denke, dass man sich klar davon distanzieren muss. Jede Person hat ihre eigene Stimme, ihre eigenen Stärken und Schwächen. Und die muss man sich einfach ganz klar bewusst machen. Dann wird man ziemlich schnell merken, dass man eine Berechtigung hat, da zu sein als Sängerin."
Es ist ihre Liebe zur Musik, die sie immer trägt. Schon seit sie denken kann, begleiten die heute 23-Jährige Melodien. Erst im Kinderchor, dann auch auf der Flöte. Mit 16 fängt sie an, sich nur noch auf das Singen zu konzentrieren. Vor allem Lieder aus der Romantik haben es ihr angetan - von Komponistinnen.
Frauen komponieren anders: "Da steckt wahnsinnig viel drin"
"Wenn man sich die Musik anhört und das gerade auch mit der Biografie der Frauen verbindet, ist das schon eine andere Kompositionsweise", meint die Studentin. "Gerade wenn man sich Clara Schumanns Lieder anhört, merkt man: Da steckt wahnsinnig viel drin. Diese Stücke sind sehr sensibel, teilweise sehr weich, aber auch experimentell komponiert."
Gesang zu studieren, bedeutet auch sich in der Freizeit einzuschränken: Lange feiern, rauchen, wenig Schlaf - all das schlägt sofort auf die Stimme. "Natürlich kann man das als Einschränkungen sehen", so Wesche. "Aber dadurch, dass andere in mich investieren und auch ich in mich investiere, sehe ich das nicht als Einschränkungen an. Sondern es gehört einfach dazu."
Was sich die Nachwuchs-Sopranistin für die Zukunft wünscht
Der besondere Lebenswandel gehört für Linda Wesche jetzt schon seit drei Jahren dazu. Noch ein Jahr Bachelorstudium hat sie vor sich, dann soll ein Master kommen. Für ihre Zukunft wünscht sie sich vor allem: "Dass das Singen dieses Erfüllende beibehält und die Freude dran bleibt. Und dass es mein Leben füllen kann und ich auch davon leben kann."