Teile von Remarques Plattensammlung zugänglich
Erich Maria Remarque war nicht nur Schriftsteller, sondern auch ein großer Musikliebhaber. Über 700 Schallplatten befinden sich im Erich-Maria Remarque Friedenszentrum in Osnabrück. Rund 100 Platten sind digitalisiert und stehen zum Anhören bereit.
Aus dem Kopfhörer singt Fred Astaire. Erich-Maria Remarque kannte den amerikanischen Entertainer auch persönlich. Seine Musik gehört zu seiner Sammlung. Vor allem im Exil in Ney York hat Remarque viele Musiker kennen gelernt: ob der Jazzmusiker Cole Porter oder der Pianist Artur Rubinstein, der wie Remarque in die USA emigrierte.
Auf einem Foto sieht man Remarque vor einem Tisch mit Türmen aus Schallplatten. Keine ist in ihrer Hülle. Die meisten davon waren Schellackplatten. Nur einige aus Vinyl, sagt der Leiter des Osnabrücker Remarque Friedenszentrums Thomas Schneider: "Dementsprechend sind auch die Qualität und der Erhaltungszustand. Man muss sich auch vorstellen so eine Grammophonnadel hat ein bestimmtes Gewicht. Bei jedem Aufsetzen auf die Platte entsteht ein kleiner Kratzer. Und dementsprechend kann man erkennen, wie beliebt die Musik bei ihrem Besitzer gewesen ist."
Alle Genres im Schallplattenarchiv von Erich Maria Remarque
Die Stimme seiner Geliebten Marlene Dietrich hat Remarque demnach gerne gehört. Eine Aufnahme des Ultraphon Verlags von 1931 singt die Diva das Stück Peter. 1930 schrieb der Antikriegsschriftsteller an seine damalige Partnerin Brigitte Neuner: "Das Grammophon ist meine geistige Nahrung hier. Jede Woche muss ich ein paar neue Platten haben."
Erich Maria Remarque besaß Tanzmusik von Bolero bis Samba. Er hörte Jazz, Klassik oder Filmmusik. Aus Tagebucheinträgen lässt sich rekonstruieren, dass er auch viele Schallplatten von Künstlern kaufte, die er persönlich kannte. Ein Foto zeigt den Schriftsteller im schwarzen Anzug mit Krawatte beim Plattenauflegen. Dazu wurden häufig Freunde eingeladen, erzählt Thomas Schneider: "Was man daran sehen kann ist, dass das auch ein gesellschaftliches Ereignis war. Nicht jeder hatte ein Grammophon. Musik war nicht überall und immer verfügbar, so wie heute. Also traf man sich abends, um auf dem Grammophon Musik zu hören. Musik hören war ein soziales Ereignis, selbst wenn die Musik aus der Konserve kam, also über das Grammophon."
Schallplattensammlung mit Kriegsverletzung
In seinen Tagebucheinträgen notierte er, auch wenn er allein Schallplatten hörte: "Lieder, alte aus dem Grammophon gehört. Sie umschließen 10 Jahre Deines Lebens. Aber wann hat dein Herz gebrannt? Nur das zählt." Zwischen den Bänken der neuen Hörstation im Remarque Friedenszentrum sieht man in einer Vitrine einige Schellackplatten und daneben liegen Notenblätter. "Remarque hat bereits in jungen Jahren angefangen zu komponieren," erklärt Schneider, "weil sein ursprünglicher Berufswunsch Musiker war. Er hat Klavier gelernt. Dieser Wunsch wurde dann aber durch die Verwundung an der Hand im ersten Weltkrieg zunichte gemacht. Die Hand war zwar nicht erheblich beschädigt, aber nicht mehr so funktionsfähig, dass er professioneller Musiker hätte werden können."
Dann wäre Remarques berühmter Antikriegsroman "Im Westen nichts Neues" womöglich nicht geschrieben worden. So lag die Klaviermusik lediglich auf seinem Plattenteller.