Pressekonferenz zur documenta fifteen: Neue Ideen von Kunst
Am Sonnabend wird die documenta fifteen eröffnet: 100 Tage Gegenwartskunst in Kassel. Am Donnerstag hat sich die documenta der Presse präsentiert.
Die Pressekonferenz der documenta fifteen fand nicht in einem Gebäude statt, sondern im Kasseler Aue-Stadion, dort, wo sonst Fußball gespielt wird. Die Stimmung war angespannt: Sabine Schormann, die Generaldirektorin der documenta und des Museums Fridericianums, versäumte nicht zu betonen, dass sie sich freue, dass es jetzt endlich losgehe. Das Neue dieser documenta, das sei ihr sehr wichtig.
Klare Worte zur Antisemitismus-Debatte
Kuratiert wird diese Ausgabe von ruangrupa, einem Kollektiv aus Indonesien, mit ganz neuen Ideen von Kunst, Nachhaltigkeit, Humor, Vertrauen - Kunst als Prozess also. Schormann sagte, dass das eigentlich der Kern des Konzeptes sei, der aufgrund der anhaltenden Antisemitismus-Debatte aus dem Fokus geraten sei. Ursache der Debatte war die Einladung der palästinensischen Künstlergruppe The Question of Funding. Dem Kollektiv hat man eine Nähe zur israelkritischen Boykottbewegung BDS nachgesagt und ein Künstler davon hat Israel als Kolonialmacht kritisiert.
Oberbürgermeister Christian Geselle und Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, haben sich einerseits auf die Kunstfreiheit berufen, auf der anderen Seite aber auch klargemacht, dass sie Antisemitismus selbstverständlich ablehnen. Das sei die historische Verantwortung, die Deutschland gegenüber Israel hat.
Dorn machte aber auch klar: Wenn ein rassistischer Angriff passiert, dann mache sie das sehr betroffen - so etwas dürfe nicht passieren, wenn internationale Gäste willkommen geheißen werden sollen. Das zeigt, wie komplex die Sache ist. Antisemitismus, Rassismus, Holocaust, Kolonialismus - da ist eine sogenannte Opferkonkurrenz im Spiel, die nicht einfach zu lösen oder wegzumoderieren ist.
100 Tage documenta: Was erwartet uns?
Die Künstlerinnen und Künstler der diesjährigen documenta-Ausgabe werden Workshops, Demonstrationen, Hörsessions, Gespräche, Lesungen und Filmscreenings organisieren. Agus etwa, ein indonesischer Künstler aus Sumatra, arbeitet mit Haushaltsgegenständen, mit bunten Schüsseln, mit Spielzeug, alles sehr spielerisch. Er hat eine Schule in Sumatra besucht und hat die Kinder dort nach ihren echten Anliegen gefragt, nach ihren existenziellen Fragen. Das erinnert fast an Joseph Beuys, der sich auch für die "wirklichen" Fragen interessierte.
Auf der Pressekonferenz wurde auch das Leitmotiv der documenta aufgegriffen: lumbung - miteinander teilen und miteinander reden. Diese documenta wird viel weniger Theorie bieten und ganz niedrigschwellig sein. Alles soll vielmehr mit Erleben und mit Ausprobieren zu tun haben.