Kulturprojekt in Neubrandenburg zeigt Kunst der DDR
Die Kunstsammlung Neubrandenburg feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen mit dem Kulturprojekt "Drinnen und Draußen. Kunst im Norden der DDR". Gezeigt wird die ganze Bandbreite künstlerischer Positionen.
Das Kulturprojekt in Neubrandenburg beleuchtet das Thema Kunst aus der DDR differenziert und stellt unterschiedliche Aspekte vor. Aus etwa 3.400 Werken in ihrem Bestand zeigt die Kunstsammlung Neubrandenburg eine Auswahl von 116 Exponaten: Gemälde, Grafiken, Plastiken und Künstlerbücher aus der Zeit von 1945 bis 1989.
In diesen Positionen setzen sich die Künstler auf vielschichtige Weise und durchaus kritisch mit ihrer Lebenswelt in der DDR auseinander, sagt Kuratorin Elke Pretzel: "Kunst spiegelt immer die Lebensverhältnisse wider. An diesem Projekt finde ich besonders interessant, dass man über die Kunst einiges über das Leben in der DDR erfahren kann - also Befindlichkeiten oder Gesellschaftskritik."
Griechische Mythologie als Metapher für Kritik
Wie in der Literatur und im Theater nutzten auch die Bildenden Künstler in der DDR Metaphern, bezogen sich zum Beispiel auf die griechische Mythologie. "Das wird auch in der Ausstellung sichtbar", meint Kuratorin Elke Pretzel, zum Beispiel bei einer Künstlermappe, die nicht veröffentlicht werden durfte.
"'Prometheus 82' ist ein Künstlerbuch, das der Kulturbund zu einem Goethejubiläum herausgeben wollte. Es war aber so gesellschaftskritisch, dass diese Künstlermappe nie herausgegeben worden ist. Wir haben in der Sammlung das Künstlerexemplar von Falko Behrendt. Da ist zum Beispiel Prometheus als Clown dargestellt, der ein Bein amputiert hat. Das bedeutet, es ist ein geschädigter Prometheus, der nicht mehr die Welt verändern kann. Das zeigt, dass diese gesellschaftliche Resignation in der Kunst Ausdruck findet", erläutert Pretzel.
Im Neubrandenburger Haus der Kultur und Bildung wird dagegen staatliche Auftragskunst gezeigt. "Da spiegelt sich der sozialistische Realismus deutlicher wider", so Pretzel über die Gemälde und Skulpturen, die diese Ausstellung zeigt.
Denkmal oder Abriss: DDR-Kunst an Gebäuden
Zudem widmet sich eine virtuelle Stadtführung der Kunst am Bau und im öffentlichen Raum. Die Ausstellungseröffnung wird von einer Fachtagung mit dem Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege flankiert. Dabei soll es um den Umgang mit DDR-Kunst aus denkmalpflegerischer Sicht gehen, sagt Landeskonservatorin Ramona Dornbusch. Zum Beispiel soll die Frage beantwortet werden, wie auffällige Kunstwerke an Gebäuden zu erhalten sind.
"Die Frage ist: Wie geht man mit Objekten um, die vor der Sanierung stehen? In Neubrandenburg haben wir ein Objekt, dass 2023 abgerissen wird. Da haben wir aber noch ein wertvolles Mosaik, was wir als Denkmalwert erkannt haben. Es wird Debatten geben müssen, wie wir damit umgehen. Belässt man Teile einer Mauerscheibe? Wie kann man das wieder kontextualisieren? Das werden Fragen sein, die damit verbunden sind", beschreibt Dornbusch die Problematik.
Debatte über DDR-Kunst im öffentlichen Raum
Die Landeskonservatorin verspricht sich von dem Kulturprojekt in Neubrandenburg eine gesellschaftspolitische Debatte über den ideellen Wert von DDR-Kunst im öffentlichen Raum. Bislang sei die DDR-Zeit denkmalpflegerisch nämlich noch kaum bearbeitet. "Das ist meine große Hoffnung, dass die Tagung mit der Kunstausstellung nicht verpufft, sondern dass wir eine Grundlage haben, an die wir anknüpfen können. Dann können wir ein Erfassungsprojekt starten und schauen, wie wir diese Zeitphase angemessen abbilden können."
Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt erhofft sich zudem ganz konkret die Klärung der Frage, wie mit dem Wandgemälde im Rathaus bei der anstehenden Sanierung verfahren werden soll: "In diesem Haus gibt es ein Gemälde, was 1991 versteckt wurde, 'Kampf und Sieg der Arbeiterklasse' von Wolfram Schubert. Mit diesem Abstand, den wir jetzt haben, haben wir gefragt: Sollen wir das jetzt freilegen oder es verdeckt lassen? Es gab sofort eine Diskussion, die nur Pro und Contra kannte. Wir hoffen, dass dieses Symposium hilft zu entscheiden, wie wir damit umgehen sollen", so Witt. Denn mit der DDR-Kunst verbinde jeder andere Lebenserfahrungen, aber für alle ehemaligen DDR-Bürger sei sie ein Stück Identität.
Kulturprojekt in Neubrandenburg zeigt Kunst der DDR
"Kunst in der DDR" ist das übergreifende Thema, mit dem die Kunstsammlung Neubrandenburg ihr 40-jähriges Bestehen feiert.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Kunstsammlung Neubrandenburg
Große Wollweberstraße 24
17033 Neubrandenburg - Telefon:
- 0395 555-1290
- E-Mail:
- kunstsammlung@neubrandenburg.de
- Preis:
- Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro, Familienkarte 10 Euro
- Hinweis:
- Weitere Ausstellung zum Thema:
Das Neubrandenburger Haus der Kultur und Bildung zeigt staatliche Auftragskunst der DDR, "Kunst aus DDR Zeit", 14. September bis 16. Oktober 2022