Ein Fest im Garten eines Holzhauses © NDR Foto: Axel Seitz
Ein Fest im Garten eines Holzhauses © NDR Foto: Axel Seitz
Ein Fest im Garten eines Holzhauses © NDR Foto: Axel Seitz
AUDIO: Kosmische Wunder: Erste Ausstellung in Rönkendorfer Mühle (5 Min)

Kosmische Wunder: Erste Ausstellung in Rönkendorfer Mühle

Stand: 04.06.2023 16:57 Uhr

Der Bildhauer Wieland Schmiedel hatte in der Rönkendorfer Mühle jahrzehntelang sein Atelier. Vor zwei Jahren starb der Kulturpreisträger von Mecklenburg-Vorpommern. Seine Witwe und sein Sohn haben aus dem Atelier an der Mühle jetzt eine Galerie gemacht.

von Axel Seitz

Mehr als 60 Besucher haben sich auf den Weg gemacht zur neuen Galerie Rönkendorfer Mühle bei Crivitz unweit von Schwerin. Sie sind vor allem mit Autos gekommen. Ein Bus hält hier nicht. Der Weg ist trocken und staubig. Der Wind weht durch die Bäume. Die Warnow ist wegen der vielen anwesenden Gäste nicht zu hören, nur von Weitem zu sehen.

Ein junger Mann und eine ältere Frau stehen vor einem Regal mit Kunstwerken. © NDR Foto: Axel Seitz
Tom Schmiedel und seine Mutter Heide Kathrein Schmiedel bewahren das Andenken des Vaters und Ehemannes.

Heide Kathrein Schmiedel lebt seit fast vier Jahrzehnten in dem Haus an der Rönkendorfer Mühle. Ihr Sohn Tom nennt es seine Heimat, erzählt er: "Ich bin aufgewachsen mit ganz vielen Begegnungen, die hier stattgefunden haben. Es war immer irgendetwas los. Ich weiß noch, ich habe dann im großen Raum neben dem Tisch auf einem Schaffell geschlafen, und es waren immer Leute da, die miteinander gesprochen und geredet haben. Und für mich war dieses Haus immer ein Ort der Begegnung, des künstlerischen, kulturellen und auch des politischen Austausches."

Anknüpfen an die Erinnerung

Wie in vielen Familien, in denen der Vater, die Mutter oder beide Eltern sterben, stehen die Kinder vor der Frage, wie es weitergeht. Darüber hinaus muss bei einem Künstler auch noch geklärt werden, was mit den Kunstwerken passiert. Tom Schmiedel hat sich viel mit seiner Mutter beraten bis eine Idee Form annahm, nämlich "diesen Ort so zu erhalten und auch wieder mehr zu einem Ort des Austausches zu machen," sagt Schmiedel. "Denn natürlich war mein Vater mit fast 80 auch nicht mehr in der Lage, hier große, runde Ausstellungen zu organisieren. Und ich wollte gerne ein bisschen anknüpfen an meine Kindheit, an meine Jugend in dieser Erinnerung."

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Vorarbeiten zu Werken von Wieland Schmiedel

In den vergangenen Monaten hat die Familie das Haus saniert und die beiden Atelierräume des Künstler-Ehepaars Wieland und Heide Kathrein Schmiedel so umgestaltet, das neben einem Ausstellungsraum, der eigentlichen Galerie, auch ein Raum an den Bildhauer erinnert, erzählt Heide Kathrein Schmiedel. "Es gibt Arbeiten hier zum 'Grünen Tal' in Schwerin, Zwischenarbeiten, kleine, größere. Es gibt aber auch Vorarbeiten zu Magdeburg, zu Gera, Lausanne, zur Kapelle in Crivitz, die Kapelle des Todesmarsches. Es gibt auch etliche Variationen von Schachspielen und es stehen auch Vorarbeiten hier von Werken, die in den Museen in Dresden, in Leipzig, Schwerin zu sehen sind."

Kosmische Erscheinungen: Flares und Nebulas

Bevor Heide Kathrein und ihr Sohn Tom Schmiedel im Frühjahr 2024 eine große Werkschau für Wieland Schmiedel inklusive eines neuen Katalogs mit seinen Arbeiten präsentieren wollen, gibt es in der kleinen, feinen Galerie schon Ausstellungen anderer Künstler. Zum Auftakt hat Tom Schmiedel seinen Freund, den Potsdamer Roman Lindebaum eingeladen. Er stellt großflächige Aquarellbilder aus. Diese erste Ausstellung heißt: "Flares/Nebulas" - frei nach den kosmischen Erscheinungen Gasnebel und Sonneneruption.

Abstrakte Aquarelle

Bilder an weißen Wänden in einem historischen Gebäude. © NDR Foto: Axel Seitz
Die erste Ausstellung ist bestückt mit Aquarellen des Künstlers Roman Lindebaum aus Potsdam.

Roman Lindebaum, der von Beruf Designer ist, verzichtet beim Malen auf Pinsel, er lässt die Farbe an der frischen Luft trocknen. "Ich forsche, ich spiele," sagt er. "Und die Bilder selbst stellen nichts Konkretes dar. Dadurch, dass sie nichts Konkretes darstellen, liest jeder Betrachter, jede Betrachterin für sich selbst etwas heraus, und das ist auch davon beeinflusst, was die Person selber an eigenen Erfahrungen mitbringt. Außerdem gibt es keine rechten Winkel. Es gibt keine geraden Linien auf den Bildern. Dadurch ist das Auge eigentlich immer am Suchen."

Und so können nun in den kommenden Wochen und Monaten alle Besucher selbst suchen nach den Inhalten der Aquarellmalerei von Roman Lindebaum. Feste Öffnungszeiten gibt es zwar noch nicht, Interessierte können sich aber bei Heide Kathrein Schmiedel und Tom Schmiedel im Internet anmelden.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch unterwegs | 04.06.2023 | 16:40 Uhr

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