Der Schauspieler Gérard Depardieu posiert beim Filmfestival in Cannes. © picture alliance / abaca | Briquet-Hahn/ABACA
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AUDIO: Gérard Depardieu: Korrespondentin Julia Borutta zu den Vorwürfen (3 Min)

Missbrauchsvorwürfe gegen Gérard Depardieu: Schauspieler wird angeklagt

Stand: 30.04.2024 07:56 Uhr

Er ist einer der bekanntesten französischen Schauspieler, hat in 200 Filmen mitgewirkt. Doch schon seit Jahren werden Vergewaltigungsvorwürfe gegen Depardieu laut. Nachdem der Schauspieler am Montag zeitweise in Polizeigewahrsam war, wurde am Montagabend bekannt: Er wird angeklagt.

Der französische Schauspieler Gérard Depardieu muss sich im Oktober vor Gericht verantworten. Er wird angeklagt wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe in zwei Fällen im September 2021 bei Dreharbeiten zu dem Film "Les volets verts", wie die Pariser Staatsanwaltschaft am Montagabend mitteilte. Der preisgekrönte Darsteller war am Montag zum Verhör geladen worden und war zeitweise in Polizeigewahrsam. Der Schauspieler habe die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen bestritten, sagte sein Anwalt Christian Saint-Palais.

Wie lauten die Vorwürfe gegen Gérard Depardieu?

Bei der Vorladung in Paris ging es den Berichten zufolge um zwei Klagen, die Frauen unabhängig voneinander kürzlich gegen Depardieu eingereicht haben. Eine Dekorateurin wirft Depardieu vor, er habe sie bei den Dreharbeiten zum Film "Les Volets verts" 2021 sexuell belästigt. Eine weitere Frau hat dem Darsteller zudem Berührungen im Intimbereich und obszöne Äußerungen bei den Dreharbeiten zum Kurzfilm "Le Magicien et les Siamois" im Jahr 2014 vorgeworfen.

Die aktuellen Vorwürfe gegen den Schauspieler schließen sich an eine Serie von Anschuldigungen an. In den vergangenen Jahren haben sich mehrfach Frauen gemeldet, die Depardieu der sexuellen Gewalt beschuldigen. So verklagte etwa die Schauspielerin Charlotte Arnould den 75-Jährigen im Jahr 2018. Seit 2020 wird in diesem Fall wegen Vergewaltigung ermittelt. Depardieu bestreitet die Vorwürfe und stellt sich auch medial als ein Opfer falscher Anschuldigungen dar.

Kolleginnen verweisen auf Unschuldsvermutung

Mehrere Künstlerinnen und Künstler - unter ihnen die Schauspielerin Charlotte Rampling und die Musikerin und ehemalige französische First Lady Carla Bruni - verweisen auf die Unschuldsvermutung. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte dem Schauspieler mehrfach öffentlich den Rücken gestärkt. Die Frauen, die Vorwürfe gegen Depardieu erheben, machen auch die Filmbranche mitverantwortlich. Jahrelang hätten Regisseure, Produzenten und Kollegen - auch die weiblichen - weggeschaut.

Immer wieder fragwürdige und misogyne Äußerungen

Der Fall Depardieu polarisiert in Frankreich stark. Äußerungen des Schauspielers in einer Fernsehreportage über seine Reise nach Nordkorea im Jahr 2018 sorgten für Empörung. In der Reportage gibt er immer wieder frauenfeindliche Kommentare von sich, bezeichnet Frauen etwa als "große Schlampen". Die damalige Kulturministerin Rima Abdul-Malak veranlasste die Prüfung, ob Depardieu ein Verdienstorden der Ehrenlegion entzogen werden solle, was letztendlich jedoch nicht geschah. Den Nationalorden von Quebec und seinen Titel als Ehrenbürger der belgischen Gemeinde Estaimpuis verlor Depardieu jedoch. Und auch das Pariser Wachsfigurenkabinett ließ seine Figur entfernen.

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