Leonard Cohen-Doku "Hallelujah": Ein Song und sein Schöpfer
Die gelungene Doku "Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song" verknüpft die Biografie des Songwriters mit der faszinierenden Geschichte eines seiner größten Lieder. Sie läuft nun im Kino.
"Leonard Cohen, geboren 1934, kanadischer Dichter, Maler und Singer-Songwriter, hat diese und jene Hits geschrieben und ist 2016 gestorben." So ungefähr hätte man eine Dokumentation über Leonard Cohen machen können - doch glücklicherweise haben die Filmemacher*innen Daniel Geller und Dayna Goldfine einen anderen Weg gewählt. "Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song" ist tatsächlich eine Reise durch die faszinierende Geschichte des Songs wie auch durch die bewegende Biografie eines Songschreibers, der sich erst mit 32 Jahren für eine Musikkarriere entschieden hat.
Song "Hallelujah" als roter Faden in der Doku
Dabei dient das Lied im Film auch als roter Faden für die Biografie Cohens: Ein suchender Philosoph mit Schaffenskrisen, ein Stehaufmännchen, zeitweise Mönch, dann aber auch in seinen späten Jahren ein Sänger mit erstaunlichem Comeback. Der Film ist sehr gründlich und respektvoll, eine interessante Tour in die Vita und die aufregende Karriere des Künstlers. Viele Fakten kennen Cohen-Fans natürlich schon längst, aber auch sie können dazulernen, während sie intensiv in "Hallelujah" eintauchen.
Die Plattenfirma lehnt "Hallelujah" 1984 ab: "Nicht gut genug!"
Als Cohen den Song 1984 rausbringen möchte, weigert sich seine Plattenfirma das dazugehörige Album "Various Positions" zu veröffentlichen. Nicht gut genug, heißt es da - dabei hatte der Singer-Songwriter schier endlos an dem Lied gefeilt: Schätzungsweise 150 Strophen scheint Cohen geschrieben und verworfen, Notizbücher voll mit Versen über die Jahre angesammelt zu haben.
"Hallelujah": Leonard Cohens Song mit immenser Kraft
Bis heute berührt "Hallelujah" die Hörenden und inspiriert Musiker*innen: ein Song, nicht nur mit einer immensen Kraft, sondern auch mit einer seltsamen, gleichwohl spannenden Genese. Bob Dylan war der erste, der "Hallelujah" mit einem Cover einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machte. Eine ganze Generation kennt "Hallelujah" aber vor allem durch die Interpretation von Jeff Buckley.
Film inspiriert vom Buch "The Holy Or The Broken"
Der Film basiert auf dem Buch "The Holy Or The Broken" aus dem Jahr 2012 von Alan Light. Kurz vor Cohens Tod 2016 begannen die Filmemacher*innen mit Interviews. Mehr als 100 Stunden mit Archiv- und Audiomaterial haben sie durchgearbeitet, dazu kamen knapp 70 Stunden Interviewmaterial. Ein enormer Aufwand, den sie zu zwei Stunden Film zusammengeschnitten haben. Diese Arbeit hat sich gelohnt: Es kommen Musiker*innen, Produzenten und Weggefährt*innen von Cohen zu Wort. Die Zuschauer*innen erfahren, wie einer der meistgecoverten Songs des Pop immer wieder eine Renaissance gefeiert hat - ob nun im Soundtrack zu "Shrek" in der Interpretation von Rufus Wainwright oder als emotionales Erfolgsrezept in Talentshows.
Ein Lied mit einem Eigenleben
Egal, wer sich bis heute an dem Song versucht: Es ist ein Lied mit Eigenleben, das nie greifbar ist, aber universal zu passen scheint. Als Hymne für freudige Ereignisse wie Hochzeiten. Als Klagelied bei Beerdigungen, als Trost- und Hoffnungsspender in schwierigen Zeiten. In spiritueller Funktion, dann aber auch in seinen zahllosen Amateurinterpretationen als ständig auftauchende Coverversion in Einkaufsstraßen. "Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song" ist eine sehr gute Dokumentation geworden, die die popkulturelle Bedeutung des Liedes, aber auch seines Schöpfers sorgfältig herausarbeitet.
Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song
- Genre:
- Dokumenationn
- Produktionsjahr:
- 2021
- Produktionsland:
- USA, Kanada
- Regie:
- Daniel Geller und Dayna Goldfine
- Länge:
- 115 Minuten
- FSK:
- ab 0 Jahren
- Kinostart:
- 17. November 2022