Leonard Cohen und Dominique Isserman posieren an einem Strand, er hat einen Koffer und sie eine Filmklappe in der Hand. © © 2022 PROKINO/ Eric Préau/Sygma via Getty Images

Leonard Cohen-Doku "Hallelujah": Ein Song und sein Schöpfer

Stand: 17.11.2022 22:55 Uhr

Die gelungene Doku "Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song" verknüpft die Biografie des Songwriters mit der faszinierenden Geschichte eines seiner größten Lieder. Sie läuft nun im Kino.

von Matthes Köppinghoff

"Leonard Cohen, geboren 1934, kanadischer Dichter, Maler und Singer-Songwriter, hat diese und jene Hits geschrieben und ist 2016 gestorben." So ungefähr hätte man eine Dokumentation über Leonard Cohen machen können - doch glücklicherweise haben die Filmemacher*innen Daniel Geller und Dayna Goldfine einen anderen Weg gewählt. "Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song" ist tatsächlich eine Reise durch die faszinierende Geschichte des Songs wie auch durch die bewegende Biografie eines Songschreibers, der sich erst mit 32 Jahren für eine Musikkarriere entschieden hat.

Song "Hallelujah" als roter Faden in der Doku

Dabei dient das Lied im Film auch als roter Faden für die Biografie Cohens: Ein suchender Philosoph mit Schaffenskrisen, ein Stehaufmännchen, zeitweise Mönch, dann aber auch in seinen späten Jahren ein Sänger mit erstaunlichem Comeback. Der Film ist sehr gründlich und respektvoll, eine interessante Tour in die Vita und die aufregende Karriere des Künstlers. Viele Fakten kennen Cohen-Fans natürlich schon längst, aber auch sie können dazulernen, während sie intensiv in "Hallelujah" eintauchen.

Die Plattenfirma lehnt "Hallelujah" 1984 ab: "Nicht gut genug!"

Leonard Cohen spielt auf einer Akkustikgitarre. © © 2022 PROKINO Filmverleih GmbH/ Oliver Morris/Getty Images
Leonard Cohen bei Aufnahmen in Lower Manhattan Mitte der 1980er-Jahre

Als Cohen den Song 1984 rausbringen möchte, weigert sich seine Plattenfirma das dazugehörige Album "Various Positions" zu veröffentlichen. Nicht gut genug, heißt es da - dabei hatte der Singer-Songwriter schier endlos an dem Lied gefeilt: Schätzungsweise 150 Strophen scheint Cohen geschrieben und verworfen, Notizbücher voll mit Versen über die Jahre angesammelt zu haben.

"Hallelujah": Leonard Cohens Song mit immenser Kraft

Bis heute berührt "Hallelujah" die Hörenden und inspiriert Musiker*innen: ein Song, nicht nur mit einer immensen Kraft, sondern auch mit einer seltsamen, gleichwohl spannenden Genese. Bob Dylan war der erste, der "Hallelujah" mit einem Cover einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machte. Eine ganze Generation kennt "Hallelujah" aber vor allem durch die Interpretation von Jeff Buckley.

Film inspiriert vom Buch "The Holy Or The Broken"

Der Film basiert auf dem Buch "The Holy Or The Broken" aus dem Jahr 2012 von Alan Light. Kurz vor Cohens Tod 2016 begannen die Filmemacher*innen mit Interviews. Mehr als 100 Stunden mit Archiv- und Audiomaterial haben sie durchgearbeitet, dazu kamen knapp 70 Stunden Interviewmaterial. Ein enormer Aufwand, den sie zu zwei Stunden Film zusammengeschnitten haben. Diese Arbeit hat sich gelohnt: Es kommen Musiker*innen, Produzenten und Weggefährt*innen von Cohen zu Wort. Die Zuschauer*innen erfahren, wie einer der meistgecoverten Songs des Pop immer wieder eine Renaissance gefeiert hat - ob nun im Soundtrack zu "Shrek" in der Interpretation von Rufus Wainwright oder als emotionales Erfolgsrezept in Talentshows.

Ein Lied mit einem Eigenleben

Egal, wer sich bis heute an dem Song versucht: Es ist ein Lied mit Eigenleben, das nie greifbar ist, aber universal zu passen scheint. Als Hymne für freudige Ereignisse wie Hochzeiten. Als Klagelied bei Beerdigungen, als Trost- und Hoffnungsspender in schwierigen Zeiten. In spiritueller Funktion, dann aber auch in seinen zahllosen Amateurinterpretationen als ständig auftauchende Coverversion in Einkaufsstraßen. "Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song" ist eine sehr gute Dokumentation geworden, die die popkulturelle Bedeutung des Liedes, aber auch seines Schöpfers sorgfältig herausarbeitet.

Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song

Genre:
Dokumenationn
Produktionsjahr:
2021
Produktionsland:
USA, Kanada
Regie:
Daniel Geller und Dayna Goldfine
Länge:
115 Minuten
FSK:
ab 0 Jahren
Kinostart:
17. November 2022

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Matinee | 17.11.2022 | 09:20 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Dokumentarfilm

Rock und Pop

Julia Roberts und George Clooney am Set der Komödie "Ticket ins Paradies" von Regisseur Oli Parker ab September im Kino © 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.

Filme 2022: Diese Highlights liefen im Kino

Das Kinojahr bot "Im Westen nichts Neues", Neues über Batman und Hits wie "Triangle of Sadness", "Minions 2", "Mittagsstunde" und "Top Gun: Maverick". mehr

Eine junge Frau sitzt auf einem Bett, zwei Männer sitzen am Bettrand neben ihr und lächeln (Szene aus "Challengers" von Luca Gadagnino mit Zendaya) © Niko Tavernise / 2023 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc.  All Rights Reserved. Foto: Niko Tavernise

Filme 2024: Diese Highlights kommen ins Kino

2024 locken Blockbuster wie "Alles steht Kopf 2" und "Gladiator 2" ins Kino. Auch von Nora Fingscheidt, Moritz Bleibtreu und vom "Joker" gibt's Neues. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Cover des Albums "The Tortured Poets Department" von Taylor Swift © Universal/Universal/dpa

Neues Album von Taylor Swift: Alle Aspekte des Herzschmerzes

"The Tortured Poets Department" heißt das neue Doppel-Album mit 31 Songs der Pop-Ikone Taylor Swift. mehr