Anneke Kim Sarnau - herzlich und preisgekrönt

Stand: 31.05.2022 11:30 Uhr

Im Rostocker "Polizeiruf 110" ermittelte Anneke Kim Sarnau elf Jahre an der Seite von Charly Hübner als Kommissarin Katrin König. Die Elmshornerin gehört zu den beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands.

von Patricia Batlle

Als Kriminal-Hauptkommissarin Katrin König ermittelte sie zusammen mit Charly Hübner - bis zu dessen Abschied als Kommissar Bukow - im Rostocker Polizeiruf 110. Am 24. April ist Lina Beckmann erstmals an der Seite Sarnaus zu erleben, in der Folge "Seine Familie kann man sich nicht aussuchen" ab 20.15 Uhr in das Erste.

Anneke Kim Sarnau kann Komödie, Drama und bleibt selbst in Nebenrollen wie im Hollywoodfilm "Der ewige Gärtner", im Blockbuster "Honig im Kopf" und in der Dramödie "Simpel" unvergesslich. Sie hat am Burgtheater und am Hamburger Schauspielhaus gespielt. Die Polizeiruf-Folgen mit dem Rostocker Team gehören zu den populärsten beim deutschen Fernsehpublikum.

Anneke Kim Sarnau: "Beste Lache im deutschen Fernsehen"

Die 1,60 große Schauspielerin hat - O-Ton Ina Müller - "die beste Lache im deutschen Fernsehen". Sie füllt mit ihrer packenden Energie und ihrer nahbaren Herzlichkeit im Handumdrehen jede Bühne, jede Talk-Show und jede Leinwand. Allein "für ihre Lache" lädt Comedian Kurt Krömer sie gern in seine Show ein. 2016 dreht Detlev Buck kurze Videoclips für den NDR, in denen ihr Lachen zu hören ist.

Kindheit auf dem Land im Kreis Pinneberg

Die Schauspielerin mit Ecken und Kanten und klaren Ansagen stammt aus dem Norden. Aus einem kleinen Ort nördlich von Hamburg, in der Nähe von Elmshorn: Klein Offenseth-Sparrieshoop. Dort ist sie am 25. Februar 1975 (nach Angaben des Personenarchivs "Munziger" und ihrer Agentur) geboren und auf dem Land aufgewachsen, mit "fünf Bauernhöfen allein" in ihrer Straße. Sie wusste aber bereits "mit null Jahren", erzählt sie lachend in der Sendung "Inas Nacht", dass sie irgendwann dort wegziehen wollte. Ein wenig Plattdüütsch ist aus der Zeit hängengeblieben, wenn sie es auch besser versteht, als spricht, wie sie sagt.

Sie erinnert sich dennoch gern an die Kindheit auf dem Land, in der sie viel Zeit draußen verbracht hat. "Es ist sehr viel zugebaut worden in den letzten Jahren. Trotzdem hat es einen irren Charme. Ich liebe es, wenn ich dort bin und den Geruch und den Sternenhimmel genieße. Dann frage ich mich immer, warum ich nicht hier bin, sondern in der Stadt", erzählt sie im Radiogespräch mit dem NDR Hörfunk. Berlin ist seit langem die Heimat der Schauspielerin. Dort lebt sie mit ihrem Lebensgefährten - oder wie sie sagt, "Lebensgefährdeten" - und den beiden Kindern. Vor knapp zwei Jahren ist sie immerhin an den Stadtrand in ein Häuschen gezogen.

Durchbruch an der Seite von Hannelore Elsner

Auf dem Gymnasium in Elmshorn ermuntert sie ihr Theaterlehrer, sich an Schauspielschulen zu bewerben. Der Funke springt über: Nach dem Abitur absolviert Sarnau eine Schauspielausbildung in Stuttgart und wird von dem großen Theaterregisseur Claus Peymann direkt aus der Hochschule ans renommierte Wiener Burgtheater geholt, wo sie zum Teil sieben Stunden am Stück auf der Bühne steht. Ein etwas zu großer Schritt für sie. "Ich war zu jung und zu naiv. Ich hätte mehr spielen und mehr Erfahrungen sammeln müssen. Deshalb war das ein bisschen enttäuschend.", so Sarnau. Nach dieser Zeit jobbt sie zunächst als Kellnerin - und allein ihr Schauspielkollege Edgar Selge, der mit ihr in einem Abschlussfilm zusammen gedreht hatte, bekräftigt sie darin, sich weiter auf Rollen zu bewerben. "Dafür bin ich ihm bis heute dankbar".

Regisseur Stefan Krohmer, Hannelore Elsner (mitte) und Anneke Kim Sarnau 2002 bei der Grimme-Preisverleihung in Marl © IMAGO / Sven Simon Foto: Sven Simon
Regisseur Stefan Krohmer, Hannelore Elsner (mitte) und Anneke Kim Sarnau bei der Grimme-Preisverleihung 2002.

Ihrer Karriere hat der Abschied vom Theater nicht geschadet. 2001 feiert sie ihren Durchbruch als Filmschauspielerin in Stefan Krohmers Drama "Ende der Saison" als Tochter einer todkranken Mutter an der Seite der 2019 verstorbenen Hannelore Elsner. "Es war viel zu früh. Sie hätte den Laden noch ein bisschen aufmischen müssen mit ihrer ganz eigenen Art. Wir hatten ein lustiges Verhältnis. Das war abgefahren", erinnert sich Sarnau an Elsner. Die Rolle bringt ihr einen Deutschen Fernsehpreis - und einen Grimme-Preis ein. 2003 folgt bereits der nächste: Für ihre Rolle in "Die Hoffnung stirbt zuletzt" als junge Polizistin, die an den Schikanen ihres Kollegen und Vorgesetzten (gespielt von Axel Prahl) zerbricht.

Immer wieder ist sie in kleineren Rollen im Kino zu sehen, etwa als Aktivistin in Fernando Mireilles' John-le-Carré Krimi-Verfilmung "Der ewige Gärtner", in der sie 2005 allerdings kaum gemeinsame Szenen mit dem britischen Star Ralph Fiennes hat.

Hans Söhnker war ihr Urgroßonkel

Das Talent kommt nicht von ungefähr: Schauspiel-Legende Hans Söhnker war ihr Urgroßonkel. Der hatte im Zweiten Weltkrieg unter Einsatz seines Lebens zahlreichen Juden das Leben gerettet. 2018 wurde er dafür posthum in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als "Gerechter unter den Völkern" geehrt. Anneke Kim Sarnau nahm die Ehrung im Namen der Familie entgegen. "Ich kann das kaum beschreiben, mir kamen einfach irre die Tränen", so ihre Erinnerung an diesen besonderen Moment in ihrem Leben.

Beginn einer Ära 2010 beim Polizeiruf 110

Ihre ohne Zweifel bekannteste Rolle nimmt Sarnau 2010 an: als LKA-Ermittlerin Katrin König im Polizeiruf 110 Rostock. Regisseur und Autor Eoin Moore konzipiert die Rollen für das neue Ermittlerteam, Schauspieler Charly Hübner spielt elf Jahre lang an ihrer Seite Kommissar Alexander Buckow alias Sascha. "Wir sind ein tolles Ensemble, dem man gerne zuguckt", sagt Sarnau über das beliebte Krimi-Format. Privat und beruflich versteht sie sich blendend mit Hübner: "Wir passen zusammen wie Arsch auf'm Eimer - wenn man das im Radio so sagen darf", sagt die erfolgreiche Schauspielerin lachend. 2022 erhält Sarnau für ihre Schauspielleistung im "Polizeiruf 110: Sabine" einen weiteren Grimme-Preis.

Doch nun ist die Ära mit Hübner vorbei - er hat zuletzt in der Folge "Keiner von uns" als Bukow neben Katrin König ermittelt. In seine Fußstapfen tritt Lina Beckmann (die Ehefrau Hübners), die als Kommissarin Melly Böwe mit König ermitteln soll. Am 24. April soll die erste gemeinsame Folge "Seine Familie kann man sich nicht aussuchen" in Das ERSTE laufen. Danach ist die Folge in der ARD Mediathek zu sehen.

2022 wird sie auch in zwei ARD-Spielfilmen zu sehen sein: in der Tragikomödie "Barfuß durch Australien" an der Seite des australischen Fernsehstars Aaron Pedersen. Hierfür hat sie einige Wochen in "Down under" gedreht. Und in "Mutter Kutter Kind" - einem Drama aus dem hohen Norden, das sie mit ihrem gewohnten Charme beim Filmfest Hamburg persönlich präsentierte.

 

Weitere Informationen
Melly Böwe (Lina Beckmann) im Polizeiruf 110 "Seine Familie kann man sich nicht aussuchen" am 24. April 2022 in Das Erste © NDR/ Foto: Christine Schroeder

Lina Beckmann: Schauspielerin mit gewaltiger Bühnenpräsenz

Sie ist fest am Hamburger Schauspielhaus und im Rostocker Polizeiruf 110 zu sehen. Sie kann fast alles spielen - immer aus dem Bauch. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch unterwegs | 25.02.2022 | 16:20 Uhr

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