Olaf Rausch sitzt neben einer Bühne vor einigen Bildschrimen und trägt ein weißes Hemd mit einer schwarzen Krawatte. © NDR / Peter Helling Foto: Peter Helling
Olaf Rausch sitzt neben einer Bühne vor einigen Bildschrimen und trägt ein weißes Hemd mit einer schwarzen Krawatte. © NDR / Peter Helling Foto: Peter Helling
Olaf Rausch sitzt neben einer Bühne vor einigen Bildschrimen und trägt ein weißes Hemd mit einer schwarzen Krawatte. © NDR / Peter Helling Foto: Peter Helling
AUDIO: Olaf Rausch: Chefinspizient und Darsteller in einem (3 Min)

Olaf Rausch: Chefinspizient und Darsteller in einem

Stand: 08.12.2022 10:00 Uhr

Egal ob als Palme, König oder Nonne: Olaf Rausch steht immer wieder auf der Bühne des Schauspielhauses Hamburg. Dabei ist sein Job eigentlich hinter dem Vorhang, schon zum 1.000 Mal.

von Peter Helling

"Einsteigen bitte, wir starten!" Wer hier die Kommandos gibt, ist Olaf Rausch, Chefinspizient: Sein unscheinbares Reich ist links am Rand der Bühne, ein kompliziert aussehendes Pult mit blinkenden Schaltern und Knöpfen. Gleich beginnt eine der letzten Proben für das Stück "Der Herr der Diebe": Dafür wurde die Bühne mit 10.000 Litern Wasser in die Lagune Venedigs verwandelt - unheimliche Nebelschwaden spiegeln sich darin. Olaf Rausch sorgt dafür, dass diese künstliche Zauberwelt entsteht. "Es ist meine Aufgabe, zusammen mit den Teams und mit dem Ensemble diese ganzen Puzzleteile zusammenzusetzen. Hier bei 'Herr der Diebe' haben wir 28 verschiedene Bilder und x Lichtwechsel, außerdem haben wir Drehungen und Verwandlungen und Schnürboden-Fahrten ohne Ende!"

Olaf Rausch: Herr der Knöpfe am Deutschen Schauspielhaus

Schon seit 38 Jahren ist Olaf Rausch im Schauspielhaus der "Herr der Knöpfe": Mit nur einem Fingerdruck, einer freundlichen Ansage schickt er seine Kommandos durch das ganze Haus: "Denkt ihr daran, dass ihr hinten bitte das Licht ausmacht im Bunkerraum?" Wenn er auf einen Knopf drückt, geht irgendwo in dem riesigen Bühnenraum ein Signal an, das einer Schauspielerin, einem Techniker anzeigt: Gleich geht es los. Er ruft Schauspieler aus der Kantine, aktiviert Lichtstimmungen, zündet Explosionen, lässt Nebel wallen.

Chefinspizient auch als Darsteller tätig

Die Arbeit am Pult ist längst nicht alles, denn Olaf Rausch, dieser 2,02 Meter baumhohe, schmale Theatermann tritt nämlich auch in den Stücken auf. Schon der große Peter Zadek hat ihn für die Bühne entdeckt. "Der hatte die Idee, dass ich mal als Kaiser Karl auftrete. Der hat es immer gern gesehen und mir hat das total viel Spaß gemacht." Einmal hat Olaf Rausch einen Baum gespielt, im Stück '1001 Nacht!'. "Das war eine Palme, da war ich drin und bin mit dieser Palme auf die Bühne gegangen und habe die gesamten Einsätze alle mit dem Headset und mit dem Funkgerät gemacht und gleichzeitig noch Texte gesprochen. Da musste ich ungefähr 20 Minuten auswendig können." Unglaublich, mit welcher Leichtigkeit er das alles hinbekommt! Nervosität kann er sich eigentlich nicht leisten. "Ich darf als Inspizient nicht nervös sein, natürlich bin ich nervös und kann auch schlecht schlafen, nachts kann ich kaum noch abschalten! Aber ich habe das jetzt im Griff, und das läuft."

Olaf Rausch liebt seinen Beruf

An seiner Arbeit macht Olaf Rausch alles Spaß, sagt er. In "Der Herr der Diebe" spielt er - parallel zum Knöpfe-Drücken - gleich drei Rollen: einen Polizisten, einen Passanten und eine Nonne. "Als Nonne sag ich mitten auf der Bühne dann: 'Drehscheibe bitte', und dann dreht sich das ganze Ding hier los." Schnell setzt er sich nach dem Auftritt wieder ans Pult. Mit einem eleganten "Go!" lässt er anschließend ein tonnenschweres Netzgerüst über der Bühne herab, das Versteck der Kinderdiebe. Fast wirkt der 62-Jährige wie ein begeisterter Junge an seinem Lieblingsspielzeug, dem größten Sprechtheater Deutschlands. "Am 18.12. ist tatsächlich meine tausendste Vorstellung im Familienstück, über eine Million Menschen hab' ich dann glücklich gemacht, sag ich mal."

Olaf Rausch feiert in "Herr der Diebe" sein großes Jubiläum: Das Familienstück ab neun Jahren hat am Sonntag um 18 Uhr Premiere, für die Vorstellungen bis Weihnachten gibt es noch Restkarten. Das Stück wird bis in den Februar gespielt.

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 08.12.2022 | 07:40 Uhr

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