"Der Untergang des Hauses Usher": Kammeroper begeistert in Hannover
Philip Glass' Kammeroper "The Fall oft he house of Usher" aus den 1980er-Jahren hatte in Hannover am Ballhof Eins Premiere. Regie führt die gebürtige Südafrikanerin Victoria Stevens.
Ein breiter, quadratischer Rahmen, schräg nach oben zulaufend, links und rechts jeweils fünf Bildschirme, hinten in übergroßer Videoprojektion immer wieder die drei Hauptprotagonisten. Wie die minimalistische Musik Philip Glass' wirkt auch das Bühnenbild: streng geometrisch. Wären da nicht die Gefühle, die Musik.
Zur Handlung: William ist auf Bitten Roderick Ushers, seines Freundes aus Kindertagen, zu ihm geeilt und findet diesen geschwächt und verzweifelt vor. Auch eine Zwillingsschwester taucht auf, doch an Madeline kann sich William nicht erinnern. Die Vergangenheit liegt im Nebel der Erinnerungen. Doch die Musik gibt einen Hinweis darauf, was passiert sein könnte, sagt Regisseurin Victoria Stevens: "Jedes Mal, wenn diese zwei Herren-Figuren - William und Roderick Usher - wenn die zusammensingen, dann gibt es eine ganz schöne Harmonie. Das ist wirklich so ein magischer Moment in dem Stück. Da haben wir gesagt: Okay, das ist Liebe. Hier gibt es etwas Tieferes."
Düstere Schauerliteratur wird zum vielschichtigen Spiel mit der Angst
Ganz anders Madeline, wunderbar getragen gesungen von der jungen Sopranistin Petra Radulović. Sie intoniert keine Wörter, nur Vokale. Sie dient als Projektionsfläche für die Ungewissheit, was in der Vergangenheit wirklich passiert ist. Mit einer großen, weißen Kiste läuft ein Mädchen über die Bühne, das sie in jungen Jahren verkörpert. Unterdessen windet sich Peter O´Reilly alias Roderick Usher ausdrucksstark in seiner Seelenqual, erklärt der irische Tenor: "Roderick ist eine komplexe Figur. Er ist in Aufruhr - da ist vieles zu bedenken, viele Ebenen seiner Persönlichkeit regen zum Nachdenken an. Aber er ist auch jemand, der sehr gefühlvoll und empfindsam ist. Und er kämpft mit der Vorstellung, den Erwartungen der Gesellschaft, seiner eigenen Familie nicht gerecht zu werden."
Szenen aus der Jugend kontrastieren das Spiel im Hintergrund auf der Bühne, dunkle Textpassagen, die die erdrückenden Gedanken von Roderick spiegeln, laufen über die Bildschirme. Die düstere Schauerliteratur wird von den Sängern und Sängerinnen des Internationalen Opernstudios der Staatsoper Hannover zum vielschichtigen Spiel mit der Angst. Exakt kommen die nicht immer ganz leichten Einsätze der minimalen Verschiebungen in Philip Glass' Musik von den Mitgliedern des Niedersächischen Staatsorchesters samt Gitarristen. Eine Inszenierung, die auch das Publikum begeistert.
"Der Untergang des Hauses Usher": Kammeroper begeistert in Hannover
Die Regisseurin Victoria Stevens inszeniert die düstere Schauerliteratur zu einem vielschichtigen Spiel mit der Angst.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ort:
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Staatsoper Hannover
Opernplatz 1
30159 Hannover