Cover des Buches "Cinema Speculation" © KiWi Verlag

"Cinema Speculation": Quentin Tarantino über Filmklassiker

Stand: 25.03.2023 11:43 Uhr

Regisseur und Autor Quentin Tarantino erzählt über seine Lieblingsfilme der 70er-Jahre im Buch "Cinema Speculation". Darin analysiert er Filmklassiker wie "Taxi Driver" in typischer Tarantino-Manier.

von Danny Marques Marcalo

Quentin Tarantino ist acht Jahre alt, da darf er sich im Kino Clint Eastwoods "Dirty Harry" ansehen. Dass er als Drittklässler solche Filme sehen darf, ist ungewöhnlich, das merkt auch der kleine Quentin schnell. Er fragt seine Mutter, warum sie ihn so etwas schauen lässt.

Sie sagte: "Quentin, mir macht es mehr Sorgen, wenn du die Nachrichten schaust. Ein Film wird dir nicht wehtun." Genauso so sieht es verdammt nochmal aus. (…) Als in "Dirty Harry" das nackte tote Mädchen aus dem Loch gezogen wird, war das total verstörend, aber ich verstand es. Leseprobe

"Cinema Speculation": Kurzweiliges Buch von Quentin Tarantino

Quentin Tarantino wächst in den 70er-Jahren in Los Angeles auf, Mutter alleinerziehend, wechselnde Lebenspartner, Schule nebensächlich. Im Kino ist New Hollywood das Gebot der Stunde. Das sind Filme über Gewalt, voller Anti-Helden, düster. So wie "Taxi Driver" mit Robert de Niro als Vietnam-Veteran Travis Bickle. Scharfsinnig analysiert von Tarantino:

Schwachsinn. Travis war auf keinen Fall in Vietnam. (…) Die einzigen Belege für Travis‘ Militärdienst sind seine Behauptung (…) und seine Jacke. (…) Er hat die Jacke in irgendeinem Militärladen gekauft. Leseprobe

Und so geht es die ganze Zeit. Feurig argumentiert Tarantino über Logiklöcher und glanzvolle Momente in vielen bekannten Blockbustern der Siebziger, aber auch vielen Streifen, die heute wohl vergessen sind. Das ist hochunterhaltsam, oft sehr lustig und auch wenn man nicht alle Filme kennt, extrem kurzweilig.

Gossip und Persönliches aus Tarantinos Hollywood-Welt

Stephan Kleiner hat Tarantinos energischen Sound hervorragend ins Deutsche übersetzt. Man lernt richtig was. Dass Sylvester Stallone in "Rocky" gegen den haushohen Favoriten Apollo Creed nicht untergeht, ist eine cineastische Zeitenwende:

Der wahre Grund dafür, dass der Film "Rocky" heute nicht mehr den gleichen Eindruck machen würde wie 1976, besteht darin, dass man die harten, düsteren, deprimierenden, pessimistischen Filme der frühen Siebziger durchlebt haben musste, um von "Rockys" aufmunternder Katharsis umgehauen zu werden. Leseprobe

Tarantino kennt in Hollywood Gott und die Welt. Er erzählt aus seinen Begegnungen, beschreibt den Gossip der Traumfabrik und wird immer wieder auch persönlich.

Ein Buch über die Liebe zum Film, das nie aufhören sollte

Ein Freund seiner Mutter, Floyd, erklärte ihm, was ein Drehbuch ist. Und verschwand dann aus seinem Leben, während Tarantino zum Star-Regisseur und Drehbuchautor wird.

Mein Traum (…) wurde (…) zu einem Welterfolg, der dazu führte, dass ich den Academy Award für das beste Originaldrehbuch gewann. Als ich zum Podium hinaufging, (…) während hinter mir Dustin Hoffmann und Charlize Theron standen, war Floyd längst tot. Ich weiß nicht, wie er starb, wo er starb oder wo er begraben wurde. Aber ich weiß, ich hätte ihm danken sollen. Leseprobe

Es ist ein Buch, dass man einfach so weglesen kann, oder über einen langen Zeitraum immer wieder mal. Egal wie, man wünscht sich, es würde nie aufhören, so wundervoll schreibt Quentin Tarantino über seine Liebe zum Film.

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Cinema Speculation

von Quentin  Tarantino
Seitenzahl:
400 Seiten
Genre:
Sachbuch
Zusatzinfo:
Aus dem Amerikanischen von Stephan Kleiner
Verlag:
Kiepenheuer & Witsch
Veröffentlichungsdatum:
03.11.2022
Bestellnummer:
978-3-462-00429-8
Preis:
26 €

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Kulturjournal | 03.11.2022 | 19:00 Uhr

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